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Autor Thema: Ich und Emil  (Gelesen 3001 mal)

schorschi

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Ich und Emil
« am: 02.Dezember 2012, 16:24:42 »

Bus nach Hammerfest
Zu Beginn des Jahres 2006 befand ich mich ohne Zweifel auf dem Höhepunkt meiner noch recht jungen Laufbahn. 1997 hatte ich erfolgreich mein Medizinstudium abgeschlossen, um anschließend eine Facharztweiterbildung für Psychiatrie und Psychotherapie zu beginnen. Nach etlichen gescheiterten Jobmöglichkeiten konzentrierte ich mich eine Weile vor allem auf das Schreiben von Fachartikeln in journalistisch zweitklassigen, auflageschwachen Käseblättern. Trotz einer hervorragenden Ausbildung, durch welche ich mich nicht nur bis zum Rande der Armut verschuldet hatte, sondern auch das leichte Leben auf der Überholspur an mir vorbeiziehen sah, scheiterte ich konsequent bei sich ergebenden Vorstellungsgesprächen.

 Ich wohnte damals in einer kleinen Einzimmerwohnung in Odda, des wohl traurigsten Orts der Welt. Zumindest für mich war sie die an Tristesse und Langeweile nicht zu überbietende Haupstadt der manisch depressiven Armritzer ohne Zukunft. Wenn du hier nicht schon verrückt ankommst, wird dich der Ort früher oder später in ein emotionales Chaos stürzen, welches dich für dein Leben prägt. Zwar ist die "hässlichste Stadt Norwegens", womit viele Reiseführer von einem Besuch dieser abraten,malerisch zwischen die hohen Steilhänge des Hardangerfjords gebaut. Doch aufgrund der durchgehend schlotenden Schwerindustrie in Odda erfüllen sie lediglich den Zweck, sich von ihnen in die Tiefe zu stürzen.

Ohne es tatsächlich wahrgenommen zu haben, hatten mich die Eisenhütten Oddas auf eine lange Reise ohne erkennbares Ziel geschickt. Im ausklingenden Winter des Jahres 2006 erreichte mich quasi die Erlösung aus meiner selbstverschuldeten Krisensituation. Früh morgens hatte mich ein Anruf aus dem hohen Norden geweckt. Erik Lindelid, sozusagen mein Mentor aus den frühen Universitätsjahren, hatte im nördlichsten Nord-Norwegen eine psychiatrische Praxis für seinen Lebensabend aufgebaut. Nun hatte er seinen Ruhestand beschlossen und war auf der Suche nach einem Nachfolger auf mich gestoßen. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte ich fast schon euphorisch zugesagt. Egal wie, egal in welcher Funktion: Hauptsache weg aus Odda! Mein Leben schien sich doch noch in eine sinnhafte Richtung zu entwickeln.

Dass die in den folgenden Jahren sich ereignenden Geschehnisse mich in den schieren Wahnsinn treiben sollten, konnte ich jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht erahnen. Ich saß mit Sack und Pack im Bus, der nur das eine Ziel einer zufriedenen und erfolgreicheren Zukunft hatte. Ich saß im Bus des Schicksals. Ich saß im Bus nach Hammerfest.
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #1 am: 02.Dezember 2012, 17:57:53 »

Die Rückkehr des Seebären
God dag! Jet heter Emil Halvorsen!

Jaja, liebe Freunde, nehmt euch lieber in Acht. Euer dauergeiler Seebär mit der längsten Gurke zwischen Alta und Hammerfest ist zurückgekehrt.
Neben meiner Tätigkeit als extrem erfolgreicher und hochprofessioneller Krabbenfischer in den endlosen Weiten der finnmarkischen See habe ich vor einigen Jahren meine zweite Passion gefunden: Die Ausübung des Trainerpostens unserer stets trinkfesten Thekentruppe! Das Leben in Hammerfest ist wahrhaftig die Praline im Land der bitteren Nüsse, die beschaulich im europäischen Nordmeer gelegene Insel Kvaløy mein Zuhause, seitdem ich denken kann. Lange Zeit galten wir als "nördlichste Stadt der Welt", bis ein Amerikaner in Alaska eine noch nördlichere Siedlung mit Stadt-Status entdeckte. Zudem wurde 1998 Honningsvåg, ein noch nördlicher gelegenes Kaff, zur Stadt. Aber das stört uns schon lange nicht mehr. Schließlich leben wir in der einzig wahren "nördlichsten Stadt der Welt". Aufgrund einer Vereinbarung dürfen wir schließlich weiterhin damit werben. Und welcher Tourist kennt schon Honningsvåg?
Aber, bevor ich mich im Schwärmen über meine Heimat noch weiter verliere, möchte ich auf den Punkt der Geschehnisse kommen, von welchem ich euch im Folgenden berichten möchte. Es war einer der typischen dauerdunklen Winter im Jahr 2006, als das Unheil begann. Wir befanden uns mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison 2006. Meine Passion, der Hammerfest Fotballklubb ist ein am 18.Dezember 1994 aus der Fusion zwischen HIF/Stein und Indrefjord IL gegründeter Fußballverein, der zum damaligen Zeitpunkt in der 2.Division AVD 4 spielte. In Norwegen ist dies die 3.Liga. Professionalität und Technik sind hier Fremdwörter. Eine bescheuerte Liga mit unverhältnismäßig tiefem Laien-Niveau. In diese Liga waren wir Ende 2005 aufgestiegen. Die provinziellen Freizeit-Berichterstatter bescheinigten uns in quasi jedem Bericht den unaufhaltbaren Rückweg in die 3.Division.



Eine Mannschaft aus Kapeiken ohne nenneswerte Fähigkeiten. Wegen der finanziell heiklen Situation war es uns verboten, neue Spieler zu verpflichten. Beziehungsweise nicht ganz. Schließlich tummelten sich auf dem Markt zahlreiche vereinslose oder kostenfreie Spieler. So schickte ich unseren vollbärtigen Talentsucher Tommy Gundersen auf die weite Reise durch Norwegen. Er sollte Spieler finden, welche sich der Weltmetropole Hammerfest anschließen wollten. Gesucht waren vor allem zentrale Mittelfeldspieler. Die mir am meisten verhasste Position, da ich unseren Chef im Mittelfeld, Kim Olav Sandberg (29), nicht leiden konnte. Kim Olav war auf meinem Kutter angestellt, aber meinte, sich während der Landgänge mit meiner Tochter vergnügen zu müssen. Ein Unding, schließlich hatte ich nicht vorgesehen, meine Inge mit einem degenerierten Matrosen zu vermählen. Aus dieser Situation endstand eine typische Geschichte, wie man sie im Normalfall aus mittelmäßigen Hollywood-Produktionen zuhauf kennt. Nur dass Kim Olav über Bord geschmissen wurde und an Land zurückschwimmen musste. Trotzdem konnte ich auf diesen notgeilen Lustmolch in meinem Mittelfeld nicht verzichten. Seine Konkurrenz war einfach noch schwächer.
Gundersen brachte Mitte März den Verteidiger Trond Bekken (18 ) sowie Erik Lundanes Jonvik (16) und Bard Johnson (15), deren Jugend er augenscheinlich versauen wollte. Lediglich Bekken überzeugte mich. Er erhielt auf Anhieb einen Stammplatz in der 1.Mannschaft. Jonvik und Johnson versetzte ich mich fiesem Grinsen in die Jugendmannschaft. Mit romantischer Aussicht auf recht wenig Spielzeit.
Unsere Vorbereitungsspiele bestritten wir relativ erfolgreich gegen unterklassige Mannschaften. Dabei hatte ich genügend Chancen, den kompletten Kader zu testen, um letztendlich zu meiner präferierten Aufstellung zu gelangen. Lediglich gegen unseren Konkurrenten Mandalskameratene aus der AVD 3 verloren wir mit 0:1.

vs. Skjervøy 8:3
vs. Mandalskameratene 0:1
vs. Fjøra 0:0
vs. Finnsnes 5:0
vs. Tornado Måløy FK 3:1
vs. Tromsdalen UIL 4:3



Die Mannschaft ergänzte der kurz vor Ende der Transferphase hinzugeklaute defensive Mittelfeldspieler Damhaug (32).

Einem erfolgreichen Start in die Saison stand also nichts im Wege. Euer Onkel Emil fühlte sich geiler als je zuvor. Doch dann traf dieser Typ in der nördlichsten Stadt der Welt ein.
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Paul_13

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Re: Ich und Emil
« Antwort #2 am: 02.Dezember 2012, 19:11:10 »

Ich bin sehr erfreut über diesen Beginn mit dem FM 06!? Hoffe auf eine lange und ausführliche Erzählung von Onkel Emil aus Hammerfest! Möge es nicht gar zu dunkel werden im hohen Norden...
Gibt es denn irgendwelche familiären Verbindungen zum ehemaligen Hertha-Spieler Jan-Halvor Halvorsen?
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #3 am: 03.Dezember 2012, 22:42:17 »

Hallo Paul,
ich spiele mit dem FM 07, starte aber aufgrund der Kalenderanpassung im März 2006. Familiäre Verbindungen zum Hertha Spieler gibt es nicht. Die Namensgleichheit ist purer Zufall. Viel Spaß beim Lesen ;)

_________________________________

Isbjørne


Es war spät abends, als der Bus am Bahnhof in Hammerfest einfuhr. Viel konnte ich von dieser Stadt demnach noch nicht erkennen. Mein Gefühl bescheinigte mir trotzdem einen wohligen Aufenthalt im bitterkalten Norden. Mein Mentor Erik hatte in Planung gegeben, mich vom Bahnhof abholen zu lassen. Die ersten Tage könnte ich in seinem Haus wohnen. Tatsächlich wartete dort ein Taxi, welches mich zu Erik fahren sollte. Komisch kam mir das jedenfalls nicht vor, schließlich war Erik Lindelid seither ein bequemer Mensch gewesen. Die Sprache verschlug es mir erst ein paar Minuten später, als ich Eriks Haus verlassen vorfand. Der Taxifahrer, dessen Mischung aus norwegischem Dialekt und Suomi (was in der Finnmark wahrlich nicht selten ist) ich nur schwer zu verstehen vermochte, murmelte mir nur etwas von "Das Leben ist zu kurz. Erik weg. Südsee! Haus gehört dir." vor.
Die Schlüsselübergabe erfolgte recht praktisch. Erik hatte ihn stecken lassen. So stand ich also in einem komplett fremden Haus in einer noch fremdlicheren Stadt, deren Menschen eine extrem fremdliche Sprache pflegten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ich die ganze Geschichte mehr hinterfragen sollten. Aus einem mir heute nicht mehr bekannten Gefühl heraus hatte ich mich damals aber recht schnell damit anfreunden können, ein eigenes Haus mit psychiatrischer Praxis zu besitzen. Am liebsten hätte ich sofort darauf losarbeiten wollen, aber die ersten Tage in Hammerfest verstrichen relativ ereignislos. Von anrufenden Patienten keine Spur. Ehe mir langweilig wurde, vertrieb ich mir also die Zeit damit, meine neue Gemeinde etwas besser kennen zu lernen. Möglichkeiten, zu welchen man diese Einsiedler auch wirklich mal sprechen könnte, ergaben sich wenige. So beschloss ich, wöchentlich für meine neue Praxis bei den Fußball-Begegnungen des örtlichen Drittligisten zu werben.
Hammerfest FK, deren Spieler von quasi jedem nur Isbjørne (Eisbären) gerufen wurden,  war damals nicht gerade das, was man eine funktionierende Truppe nennen konnte. Als Psychiater hatte ich selbstverständlich die unangenehme Eigenschaft, jeden Menschen sofort analysieren zu müssen. Als ich die Isbjaren bei deren erstem Saisonspiel auf dem Feld zusah, kam ich mehrmals nicht drumherum, verzweifelt die Hände über den Kopf zu schlagen.


1. Spieltag: Hammerfest FK - Eidsvold TF  3:2
Eilertsen - Bekken, Bjørbæk (63. gelb/rot) , Prospa, T.Johansen - Damhaug (63. Nilsen), Esaiassen, Thunestvedt (73. Nymo) - Braathen Blix, Eliassen, Fiskergård (81. Simonsen)

Tore: 0:1 Halvorsen (17.), 1:1 Fiskergård (22.), 2:1 Thunestvedt (32.), 3:1 Fiskergård (38.), 3:2 Rødfoss (85.)

Zwar gewannen die Jungs ihr erstes Spiel in der neuen Liga, wie ich aus dem zweiseitigen "Stadionheft" entnehmen konnte. Aber wie sich die Isbjørne auf dem Feld gegenseitig behandelten, das war schon selbst für mich ein Grund zum Fremdschämen. Bjørbæk erhielt nach einer guten Stunde die gelb/rote Karte, nachdem er sich ein ausgiebiges Wortgefecht mit seinem eigenen Trainer geleistet hatte. Am liebsten hätte ich allen, inklusive der Auswechselbank, einen Termin verschrieben. Doch trotz bzw. wohl wegen dieser erschreckenden Erkenntnisse fühlte ich mich seitdem verpflichtet, jedes Spiel von Hammerfest FK zu verfolgen.


2.Spieltag: Steigen FK - Hammerfest FK  0:1
Eilertsen - Bekken, Nilsen, Prospa, T.Johansen (69. C.Johansen) - Damhaug, Esaiassen (57. Thunestvedt) , V.Gamst - Braathen Blix (80. Hansen), Eliassen, Fiskergård

Tore: 0:1 Fiskergård (31.)

Tatsächlich war es den Eisbären gelungen, auch das zweite Saisonspiel in der 3.Liga zu gewinnen. Schon wieder hatte dieser Nikolai Fiskergård getroffen. Er schien in der Offensive auch der einzig gefährliche Mann zu sein. Mein Eindruck des Teams hatte sich an diesem Tag alles andere als bestätigt. Nur eine Woche nach dem grauenhaften Wort-Gemetzel wirkten die Isbjørne wie eine geschlossene Einheit. Wahrlich interessant. Den Trainer allerdings, welcher im ersten Spiel seiner Mannschaft an Grobheit in Nichts nachstand, vermisste ich die kompletten 90 Minuten. Erst Wochen später sollte ich das verstehen.


3.Spieltag: Hammerfest FK - Alta IL  0:3
Eilertsen - Bekken, Bjørbæk (77. Nilsen), Prospa, T.Johansen - Damhaug,  Thunestvedt (67. C.Johansen), V.Gamst - Braathen Blix, Eliassen, Fiskergård (67. Solberg)

Tore: 0:1 Berger (03.), 0:2 Brakstad (15.), 0:3 David (53.)

Gegen den hochfavorisierten Tabellenführer aus Alta setzte es die erste Niederlage in dieser noch jungen Saison. Der Trainer, welcher an diesem Tag wieder anwesend war, hatte allerdings mit erheblichen Verletzungssorgen zu kämpfen. Ein gewisser Kim Olav, seiner Meinung nach Starspieler des HFK, hatte dies mit dicker Hose einigen jungen Mädchen am Seitenrand erzählt. Quasi das komplette zentrale Mittelfeld mit Øyvind Yttervik, Kenneth Esaiassen und eben Kim Olav Sandberg war verletzt.


4.Spieltag: Ullensaker-Kisa - Hammerfest FK  1:1
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen, Prospa (72. Iversen), T.Johansen - Damhaug,  Braathen Blix, Bekken - Thunestvedt (62. Paulsen), Eliassen, Fiskergård (72. Solberg)

Tore: 0:1 Solberg (90.), 1:1 Løken (92.)

Auch im zweiten Auswärtsspiel fehlte der Trainer. Das Unentschieden gegen Ullensaker hätte dieser wohl auch nicht verhindern können. Nach einer engagierten Leistung krönte der 17.jährige Joakim Solberg seine Leistung mit dem augenscheinlichen Siegtreffer in der 90.Minute. Aber nur kurz darauf patzte die komplette Defensive, worauf das Heimteam doch noch zu einem Punkt kam. Mittlerweile hatte ich mich richtig mit den Isbjørne identifiziert. Beim Treffer Solbergs erwischte ich mich sogar kurz dabei, wie ich freudestrahlend die Hände in die Luft riss.


NM Cupen/ 1.Runde: Brevik - Hammerfest FK  0:1
Eilertsen - Bjørbæk, Stødle, Prospa, T.Johansen - Duurhuus, Bekken, Thunestvedt (84. Damhaug) - Braathen Blix (61. Hansen), Eliassen, Solberg (62. Fiskergård)

Tore: 0:1 Thunestvedt (29.)

Gegen das unterklassige Breivik hatten die Eisbären zwar kaum Mühe. Trotzdem gelang den Jungs nur ein knapper 0:1 Erfolg. Thunestvedt mit seinem 2.Saisontreffer, Joakim Solberg wieder mit starker Leistung. Die Belohnung ist in der 2.Runde der Erstligist Tromsø IL. Und der Trainer? War selbstverständlich nicht am Seitenrand.


5.Spieltag: Hammerfest FK - Raufoss IL  0:1
Sletten - Bjørbæk (81. Stødle), Nilsen, Prospa, T.Johansen - Damhaug, Bekken, Thunestvedt (73. V.Gamst) - Braathen Blix (61. Hansen), Eliassen, Fiskergård (66. Simonsen)

Tore: 0:1 Dotseth (29.)

Heute hatte ich mich mit einem Isbjørne-Schal zu den Fans auf der Tribüne gesellt. Sie erzählten mir einiges über die Mannschaft, und vor allem über den Trainer Emil Halvorsen. Was ich damals erfuhr, bewegte mich nur kurz nach der Heimniederlage gegen ein klar besseres Team aus Raufoss, diesen "Onkel Emil", wie sie ihn nur nannten, näher kennen lernen zu wollen. Aus heutiger Sicht der wohl größte Fehler meines Lebens.




Tabelle
« Letzte Änderung: 03.Dezember 2012, 23:07:34 von schorschi »
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #4 am: 04.Dezember 2012, 15:02:22 »

Frisch sind schie am beschten!

Bevor ich jedoch Emil Halvorsen bei der nächsten Begegnung am Spielfeldrand ansprechen konnte, hatte dieser mit einem vollen Eimer Wasser in der Hand und einer fast leuchtend durchsichtigen Schnapsflasche zwischen die Lippen gepresst vehement grölend gegen mein Fenster geschlagen. Um 3 Uhr nachts!

Ehe ich jedoch öffnen konnte, war die Scheibe klirrend eingeschlagen worden. Ein schreckliches Bild bot sich mir, als der eindeutig übergewichtige Mittvierziger versuchte, in meine Wohnung zu klettern, dabei penibel darauf bedacht seinen Eimer Wasser nicht zu verschütten. Erst Minuten später merkte ich, dass Emil in diesem 3 lebendige Krabben aufbewahrte.

Ich kann mich nicht mehr genau an meinen Wortlaut erinnern, jedenfalls musste ich ihm Wörter wie "SachbeschädigungHausfriedensbruchPolizeianrufverrückterDorftrottel" entgegengeworfen haben. Ob er denn so etwas wie Anstand kenne, oder zumindest schon mal von einer Türklingel gehört hatte?, konfrontierte ich Emil Halvorsen, der aufgrund seiner nassen Stiefel augenscheinlich gerade vom Fischen gekommen sein musste. Eine triefende Pfütze hinterlassend hatte er es sich am Küchentisch bequem gemacht und erzählte mir durchweg lallend den Grund seines Einbruchs. Schon seit Wochen suche er Dr. Lindelid, der ihn regelmäßig mit Psychopharmaka versorgt hatte. Als Emil mitbekam, dass Lindelid die Stadt schon längst hinter sich gelassen hatte, entschloss er sich "aus einer Laune heraus" und vor allem, weil "er von niemandem entdeckt werden wollte", des Doktors Nachfolger, also meine Wenigkeit, mitten in der Nacht aufzusuchen. Tatsächlich stand da also um 3 Uhr eine völlig bekloppte Schnapsnase mit schief hängender Kapitänsmütze in meiner Küche und bettelte um Pillen, als wäre es das Normalste der Welt. Währenddessen brach er einer Krabbe das Genick und verschlang martialisch deren rohes Fleisch. "Frisch sind schie am beschten!" mampfte er mir entgegen.

Ich beschloss, Emil ab sofort in Behandlung zu nehmen. Er zeigte deutliche medizinische Anzeichen, die mir sofort aufgefallen waren. Möglicherweise war dies mein kleiner Beitrag dazu, die Eisbären vor dem Abstieg zu bewahren. Die Therapierung des Trainers!
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #5 am: 04.Dezember 2012, 16:56:09 »

Emils Höhenflug

Man man man hatte euer Onkel Emil einen in der Krone. Fühlte mich, als wäre ich in dieser Nacht von einem Eisbären vergewaltigt worden. Zum Glück hatte ich noch ein paar Valium und das grüne Kraut, welches Kim-Olav immer raucht, um runterzukommen. Möglicherweise hätte ich diesem Psychiater sonst mit dem Arsch an den Herd genagelt. Verwehrte der Typ mir doch meine blauen Bonbons und meinte dann auch noch, mich therapieren zu müssen? Konnte ja wohl nicht wahr sein!
Ehe ich aber einen Termin dieser Termine wahrnehmen sollte, war vor allem auf der See und dem Rasen einiges zu erledigen. Für Notfälle hatte ich schließlich noch Kim-Olavs Wunderkraut.
In der Liga standen die nächsten Begegnungen an. Nach diesem tollen Saisonstart hatten meine Spieler Blut geleckt. Leider fehlten Yttervik, Kim-Olav und Esaiassen weiterhin verletzt. Natürlich das komplette zentrale Mittelfeld, wo ich nun Verteidiger und Flügelspieler aufbieten musste. Zum Glück fand mein Scoutie Gundersen noch diesen Damhaug. Ansonsten hätte ich wohl selbst nochmal ran müssen.


6. Spieltag: Brummunddal IF (13.) - Hammerfest FK (07.)   1:4
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen, Prospa, T.Johansen - Bekken (62. Duurhuus), Thunestvedt,  - Braathen Blix (45. Damhaug), Eliassen - Fiskergård, Solberg (80. Simonsen)

Tore: 0:1 Solberg (25.), 1:1 Evensen (40.), 1:2 Solberg (47.), 1:3 Solberg (53.), 1:4 Sjølie Eigentor (56.)

Nachdem die ersten Auswärtsspiele meiner alle 2 Wochen stattfindenden Darmkur zum Opfer gefallen waren, erlebte ich heute in Brummunddal einen fantastischen Sieg meiner Jungs. Der junge Solberg erzielte 3 tolle Tore und durfte auf der langen Rückfahrt zurecht auch mal am Bier der Großen nippen. Einen Spieler, welcher mit 17 Jahren so abgezockt war, hatte ich bisher noch nicht gesehen. Ich beschloss, Joakim Solberg einen Stammplatz im Bus und auf dem Feld zu geben. Espen Bruer musste nach Hause laufen.


7. Spieltag: Hammerfest FK (04.) - Mo IL  (10.)   0:1
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen, Prospa, T.Johansen - Bekken (53. rot), Damhaug  - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg (53. Duurhuus)

Tore: 0:1 Pedersen (28.)

So gut es auswärts läuft, so schlecht präsentierten wir uns zu Hause. Prospa, der sich bisher eigentlich als sicherer Abwehrspieler präsentiert hatte, spielte im eigenen Strafraum einen so schlechten Pass, dass Gegenspieler Pedersen nur noch einschieben musste. Ein extrem vermeidbares Gegentor, was ich nur Prospa anlastete und mich zugleich von jeglicher Schuld befreite.

Die guten Nachrichten in dieser Woche kamen auf jeden Fall aus der medizinischen Abteilung. Denn mit Øyvind Yttervik und Kim-Olav Sandberg kehrten die Mittelfeld-Chefs endlich wieder ins Training zurück. Dort überzeugte mich aber nur Yttervik, weswegen ich Kim-Olav mit fiesem Grinsen per Arschtritt zum Training der Jugendmannschaft katapultierte.


8. Spieltag: Hammerfest FK (09.) - Harstad IL  (10.)   4:0
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen (70. Stødle), Prospa, T.Johansen - Yttervik (70. C.Johansen), Damhaug  - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg

Tore: 1:0 Damhaug (25.), 2:0 Solberg (34.), 3:0 Fiskergård (54.), 4:0 Solberg (85.)

Bombig! Bei diesem Ergebnis regte sich auch mein kleiner Freund aus der feuchten Unterhose. Wieder einmal besiegten wir ein favorisiertes Team. Der Psycho wollte nach dem Spiel sofort wissen, ob ich die positiven Ströme des Glücks in meinem Körper genießen könne? "Ja" entgegnete ich ihm. "Sie sammeln sich in meinem Glied und werden heute Abend ein beschauliches Fest haben."

Nur wenige Tage später verlängerten wir Joakim Solbergs Vertrag um 3 Jahre bis 2009. Einen Jungen, der in seinen ersten 5 Spielen bei den "Profis" 6 Treffer erzielte, musste man halten.
Der Psycho nervte nun immer mehr. Es reiche nicht mehr, sich nur über Alltägliches zu unterhalten. Ich müsse mit meinen Problemen zurechtkommen, sonst passiere irgendwann ein Unglück. "Babelababb" entgegnete ich ihm und kippte betrunken vornüber.

Gutes Stichwort. Schließlich befand sich die Stadt in froher Erwartung des zweimaligen Pokalsiegers Tromsø IL aus der ersten Liga. In den Kneipen, ganze 3 in ihrer Zahl, wurde die komplette Woche von nichts anderem gesprochen. Ich vertrieb mir meine Zeit lieber auf dem Meer, wo ich meine Ruhe hatte und reichlich fischen konnte.
Das Breidablikk, wie wir unser "Stadion" nannten, war brechend voll. Samt der Anhängerschaft aus Tromsø hatten rund 1000 Menschen neben dem Spielfeld Platz gefunden. So einen Aufruhr hatte die Stadt schon lange nicht mehr erlebt.
Meinen Spielern gab ich selbstbewusst, wie ich eben bin, mit auf den Weg, dass man gegen die arroganten Säcke aus der Hafenstadt locker bestehen könne. "Ihr müsst an euch glauben!" wiederholte ich in pathetischem Grundton mehrmals und zog dabei meine geballte Faust jeweils an meinen Körper. Wer da also nicht geil auf Fußball war...


NM Cupen/ 2.Runde: Hammerfest FK - Tromsø IL   2:3
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen, Prospa, T.Johansen - Yttervik, Damhaug  - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård (75. Bruer), Solberg

Tore: 0:1 Moldskred (01.), 1:1 Braathen Blix (14.), 2:1 Fiskergård (64.), 2:2 Bernier (88.), 2:3 Vucenovic (91.)

Das konnte doch nicht wahr sein! Wir hatten diesen großen Erstligisten doch quasi schon eingetütet und dann sprang er uns doch noch von der Angel. Für einen kurzen Moment lähmendes Entsetzen im Breidablikk, dann Randale! Da hatte dieser Eumel von Schiedsrichter doch tatsächlich in letzter Minute ein klares Abseitstor von Tromsø übersehen. Lange Zeit spielten wir fantastisch mit, drehten das Spiel, gingen in Führung und kassierten schlussendlich diesen irregulären Treffer. Die Fans tobten, selbst der Psycho tickte aus und warf mit Seelachs um sich. Ich konnte nicht anders, also brach ich dem Schiedsrichter direkt vor die Füße. Meine Spieler rasten wütend umher und verfluchten die arroganten Bonzen aus der 1.Liga. Es war ein heilloses Chaos, durch welches uns der norwegische Verband eine derbe Geldstrafe auferlegte. Aber wir hatten zumindest ein Zeichen gesetzt. Ab sofort sollte jeder, der auch nur einen Fuß in dieses Stadion setzen sollte, aus Angst vor den Eisbären nicht mehr wissen, wo oben oder unten war.

9.Spieltag: SK Gjøvik/Lyn (06.) - Hammerfest FK (05.)   2:1
Eilertsen - Bjørbæk, Nilsen, Prospa (70. Stødle), C.Johansen - Yttervik (70. Sandberg), Damhaug  - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg

Tore: 0:1 Fiskergård (04.), 1:1 Svartbæk (47.), 2:1 Svartbæk (69.)

Eine unnötige Niederlage, da wir die eigene Führung nach 4 Minuten leichtfertig verspielt hatten. Noch waren meine Spieler viel zu unbeständig. Aber in Ansätzen bewiesen sie, dass wir in der 3.Liga oben mitspielen könnten.


10.Spieltag: Nybergsund IL (10.) - Hammerfest FK (08.)  0:3
Eilertsen - Bekken (70. Nilsen), Bjørbæk, Prospa, T.Johansen (89. V.Gamst) - Yttervik (70. Sandberg), Damhaug  - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg

Tore: 0:1 Fiskergård (05.), 0:2 Fiskergård (22.), 0:3 Fiskergård (32.)

In einer halben Stunde erledigte Nikolai Fiskergård die Angelegenheit alleine. Anschließend verzog ich mich auf meine Trainerbank und hielt ein Nickerchen. Nybergsund war wirklich kein Gegner. Hätten Fiskergård und Solberg richtig Ernst gemacht, wären wir zweistellig wieder abgereist.


Tabelle


Wie es im Übrigen bei einer realen Begegnung zwischen HFK und Tromsö 2006 im Pokal aussah, könnt ihr hier sehen. Schon irgendwie cool  :D
« Letzte Änderung: 04.Dezember 2012, 18:56:53 von schorschi »
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Commondore

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Re: Ich und Emil
« Antwort #6 am: 04.Dezember 2012, 17:24:22 »

Sehr schöne Story, leider funktioniert der Link nicht oder ich bin doof ;)
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Bremen und 2.Liga ist wie Schalke und Meisterschaft...
Klappt einfach nicht
https://www.facebook.com/commondore/
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #7 am: 04.Dezember 2012, 18:57:28 »

Jetzt sollte es funktionieren  ;)
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schorschi

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Re: Ich und Emil
« Antwort #8 am: 06.Dezember 2012, 15:48:11 »

Fuschball im Sommer


Emil, ich danke Ihnen, dass Sie heute erschienen sind. Es ist kein leichter Schritt, sich seinen Problemen zu stellen. Dass Sie nun endlich bereit sind, mit mir zu reden, ist der beste Beweis dafür, dass Sie sich auch helfen lassen wollen. Denn schließlich ist es das, was ich hiermit bezwecken möchte: Ihnen helfen! Ich weiß nicht, wie Ihre Gespräche mit Dr. Lindelid verlaufen sind. Vorausgesetzt Sie haben mit diesem tatsächlich gesprochen, wovon ich ehrlich gesagt nicht ausgehe. Bitte machen Sie es sich so bequem wie möglich... und das bestmöglich ohne Ihren Eimer Krabben. So gerne Sie diese auch essen.

Wenn ich ehrlich bin liegt der Reiz eher am Töten, weniger beim Essen. Aber das nur ganz nebenbei. Wann bekomme ich also wieder meine blauen Bonbons?

Langsam Emil. Ich kann nachvollziehen, dass Ihnen der Entzug schwer fällt. Aber ohne nähere Diagnose kann ich Ihnen nichts verschreiben. Das müssen Sie doch verstehen? Ich denke, es wäre wichtig, diese Gespräche langsam anzugehen. Wenn es Ihnen recht ist, treffen wir uns hier alle 2 Wochen zum gemütlichen Beisammensein. Wenn Sie mir dabei etwas von sich erzählen könnten, wäre ich eher im Stande, Sie zu therapieren. Also, worüber wollen wir heute sprechen?

Fuschball... (während er schmatzend eine Krabbe isst)

Das halte ich für eine gute Idee. Wie waren Ihre letzten Wochen?


11.Spieltag: Hammerfest FK (04.) - Skarp IL (12.)  2:1
Eilertsen - Bekken, Bjørbæk, Prospa, T.Johansen - Yttervik, Damhaug (45. Sandberg) - Braathen Blix (72. Nilsen), Eliassen - Fiskergård, Solberg (72. Stødle)

Tore: 0:1 Pettersen (57.), 1:1 Fiskergård (80.), 2:1 Eliassen (87.)

Kratz' mir doch den Kopf! Das war ein Spiel, Psycho. Endlich hat auch Hans Arild Eliassen mal gezeigt, dass er mehr kann, als geradeaus zu laufen. Erst die tolle Vorlage auf Fiskergård, dann kurz vor Schluss der Siegtreffer. Hätte ich nicht gedacht. Das Breidablikk erobert eben so schnell niemand mehr.

Trotzdem beschloss ich, nach diesem Spiel etwas zu ändern. Unsere Taktik war zu durchschaubar. In stundenlanger Akribie habe ich auf meinem Kutter gerätselt und Krabben hin- und wieder zurückgeschoben. Bis ich auf 3 feine Taktiken kam:


laterales Betonnungssystem: Das Lateralsystem ist eine komplexe, in der Schiffahrt verwendete Betonnung des Wassers, an welcher sich die Seeleute orientieren können. Hier hat alles seinen Platz, die Richtung ist in die offene See festgelegt. Wir agieren dabei offensiver mit zwei Außenspielern und zwei Stürmern. Dahinter finden sich zwei zentrale Mittelfeldspieler, welche das Spiel sortieren und die Betonnung der einzelnen Mitspieler kontrollieren. In der Verteidigung bleibt alles beim Alten. Riskante Einzelaktionen sind ungern gesehen bei dieser Taktik. Auf dem Meer musst du dich schließlich auch an die Betonnung des Wassers halten.

norwegischer Atlantikwall: Der Atlantikwall war eine 2.685 km lange Linie von befestigten Stellungen entlang der Küste des Atlantiks bis zur Nordsee. Von Hitler geplant, wurde die Befestigungsanlage von Frankreich bis Norwegen nur teilweise erbaut. Er sollte die Gebiete vor einer alliierten Invasion schützen. Unser Atlantikwall in der Verteidigung soll vor allem das eigene Tor schützen. Dazu rücken die zentralen Mittelfeldspieler weiter nach hinten, während die Außenspieler nun die Verteidiger unterstützen. Diese Taktik ist vor allem dazu da, knappe Führungen über die Zeit zu retten.

Blanker Hans: Während das Lateralsystem darauf bedacht ist, ordentlich, abgeklärt und sicher zu taktieren, wird beim blanken Hans alles nach vorne geworfen. Der Begriff steht in der Seefahrt für die tobende Nordsee bei einer Sturmflut. Wie das Wasser werden auch wir meterhohe tobende Wellen des Angriffs auf den Gegner niedersausen. Selbst unser eigener Torhüter greift dann in das Spiel mit ein. Wie es die alten Seeleute schon sorgvoll beschrieben:


Die Maschine des Dampfers schütterte, stöhnte,
Aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:

Trutz, Blanke Hans.



12.Spieltag: Hamarkameratene II (09.) - Hammerfest FK (04.)  1:0
Eilertsen - Bekken, Bjørbæk, Prospa (71. Duurhuus), T.Johansen - Yttervik, Damhaug - Braathen Blix (61. Sandberg), Eliassen - Fiskergård, Solberg (61. Stødle)

Tore: 1:0 Kienast (41.)

Musste es ausgerechnet ein Österreicher sein, der uns hier eine Niederlage zufügte? Uncool! Hamarkameratene hatte ganz klar ausgestopft. Plötzlich spielten wir gegen erfahrene Erstligaprofis. Dafür hielten meine Jungs relativ gut mit. Nicht nur bitter, sondern mal wieder skandalreif war die Leistung des Schiedsrichters, der uns diesmal in der 90.Minute ein klares Tor aberkannt hatte. Folge: Randale! Konsequenz: Verwarnung vom Verband! Lehre: Keine! Würde es jeder Zeit wieder tun!


Nach diesen Spielen folgte zum Glück die Sommerpause von 3 Wochen. Das hatten sich meine Eisbären auch verdient. Nach 12 Spieltagen standen wir immerhin 10 Punkte vor einem Abstiegsplatz. So langsam begannen die Planungen für eine weitere Spielzeit in der 3.Liga. Mein Rauschebart-Scout Tommy Gundersen war indes wieder auf die Suche nach neuen Spielern gegangen. Sehr gerne hätte ich noch einen weiteren Stürmer haben wollen. Mit Nikolai Fiskergård (12 Spiele/9 Tore) und Joakim Solberg (9 Spiele/6 Tore) hatte ich zwar zwei herausragende Torjäger, aber bei den Kapeiken dahinter musste man sich Sorgen machen, dass sie sich bei einer Ballberührung kein Bein brechen würden. Schließlich wurde Tommy im 18-jährigen vereinslosen Tommy Ramstad Isaksen fündig. Als Backupstürmer schien er sich perfekt zu eignen. Und ganz so hoffnungslos waren seine fußballerischen Fähigkeiten auch nicht.

Neben zahlreichen Affären mit jüngeren Frauen und endloser Zeit in den Unweiten der Barentsee verbrachte ich meine Zeit vor allem damit, Transferangebote für einen unserer Besten auszuschlagen. Tor Egil Johansen, Rechtsverteidiger und Vereinslegende, mit 71 Toren Rekordschütze des Vereins, hatte das Aufsehen zahlreicher Vereine auf sich gezogen. Aber auf Tor Egil kann man sich eben verlassen. Wir schlugen jede Anfrage konsequent!

Pünktlich zum Hochsommer in Hammerfest traf auch die berühmt-berüchtigte Sommer-Grippe in der Finnmark ein. Ein hirnrissiger Fischer aus dem Süden hatte sie eingeschleppt. Trond Bekken und der erst seit kurzem wieder fitte Kenneth Esaiassen waren infiziert und somit vom Training ausgeschlossen. Die Beteiligung an diesem belief sich während der Pause auf durchschnittlich 8 Leute. Ein neuer Rekordwert für den Sommer.


13.Spieltag: Hammerfest FK (06.) - Lillestrøm SK II (07.)  2:0
Eilertsen - Bjørbæk, Prospa, Stødle (80. Nilsen), T.Johansen - Yttervik, Bekken (71. Esaiassen) - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg (71. Isaksen)

Tore: 1:0 Fiskergård (32.), 2:0 Solberg (41.)

Das war der Lohn einer sinnvoll genutzten Sommerpause! Da die Konkurrenz noch nachziehen musste, waren wir doch tatsächlich für einen Tag Zweiter der Tabelle. Dann allerdings sofort wieder Fünfter. Die Liga war weiterhin extrem spannend und alle Teams recht nahe beieinander. Neuzugang Tommy Isaksen durfte gute 20 Minuten spielen und machte sich extrem gut.


Junge Bäumen muss man anbinden, damit sie gerade wachsen! Insofern war es auf Anweisung des Alleinherrschers Halvorsen für alle Jungspunde des Vereins verboten, die örtliche Diskothek zu besuchen. Außer Eivind Braathen Blix. Der war dort immerhin Türsteher...


14.Spieltag: Eidsvold TF (11.) - Hammerfest FK (05.)   1:4
Eilertsen - Bjørbæk, Prospa, Stødle (74. Nilsen), T.Johansen - Yttervik, Bekken (82. C.Johansen) - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg (74. Isaksen)

Tore: 0:1 Fiskergård (20.), 0:2 Solberg (30.), 1:2 Frigård (62.), 1:3 Isaksen (75.), 1:4 Yttervik (87.)

Da ging dem alten Onkel wahrhaftig einer ab! 4:1 auswärts! Euphorie unter den Anhängern machte sich breit. "Wir sind zwar nur Fischer, doch fischen wir euch ab! Ist das klar? H-F-K!" ertönte es auf der Heimfahrt nach Hammerfest.


15.Spieltag: Alta IL (03.) - Hammerfest FK (05.)   2:2
Eilertsen - Bjørbæk, Prospa, Bekken (76. C.Johansen), T.Johansen - Yttervik, Esaiassen (76. Damhaug) - Braathen Blix, Eliassen - Fiskergård, Solberg (45. Nilsen)

Tore: 0:1 Esaiassen (17.), 1:1 Brakstad (37.), 2:1 Brakstad (64.), 2:2 Prospa (79.)

Zum Derby und Topspiel gegen Alta IL hatten wir an Motivation reichlich geschluckt. Trotzdem genügte es letztendlich nur zu einem Unentschieden gegen den Tabellendritten. Klingt übertrieben? Nein, denn durch die Leistungen in den vergangenen Wochen war ich absolut der Meinung, dass wir in dieser Liga jeden schlagen konnten! Ohne Niederlage seit 3 Begegnungen waren wir auf einem guten Weg. Durch die Rückkehr von Kenneth Esaiassen ins zentrale Mittelfeld waren wir auch endlich wieder flexibler. Kim Olav riet ich daraufhin, sich doch ab sofort auf seine Tätigkeiten beim Fischen zu konzentrieren. In dieser Mannschaft wurde er nicht mehr benötigt.


Tabelle
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