Ich war ja die vergangenen zwei Wochen im Urlaub in Bulgarien und wollte noch einmal das Gradski Stadion in Nessebar besuchen. Dieses Mal habe ich es zeitlich hinbekommen und konnte ein Ligaspiel besuchen. Am 31. August 2013 spielte Nesebar gegen Yambol. Dritte bulgarische Liga (die genaue Gruppe soll hier nicht weiter von Belang sein). Es hatte einige Stunden zuvor angefangen, zu regnen. Doch der Schauer war schnell vorüber. Also bin ich mit meinem Onkel (glühender FCM-Fan) ins Stadion, mein Vater hatte keine Lust und hat stattdessen den Salat vorbereitet für die später anfangende Bundesliga in der Sportschau. Da der Abpfiff samt Zeitverschiebung etwa um 18 Uhr war, waren wir rechtzeitig zurück im Quartier in der Altstadt. Wir haben direkt den erstbesten Bus genommen und sind die Strecke für 50 Cent pro Nase gefahren. Vor Ort haben wir dann erst einmal das Stadion angeschaut (ich kannte es ja schon von vor vier Jahren, damals war da allerdings ein Konzert). Die kleine blaue Tribüne fasst etwa 100 Mann, die für diese Liga völlig überdimensionierte Gegentribüne fasst nach meinem Kenntnisstand etwa 5.000 Sitzplätze.
Eintritt wurde keiner gezahlt, wie die bei den Statistiken auf die Zuschauerzahlen kommen, weiß ich nicht. Vermutlich schätzt das jemand (angeblich waren es 150, was in etwa hinkommen dürfte). Stadionsprecher oder die obligatorische Räucherbude gab es auch nicht. Wir wollten eigentlich auf die Gegengerade, weil wir sonst mitten in der Sonne saßen. Dass der Eingang jedoch etwas versteckt war, haben wir erst in der Halbzeitpause gesehen. Also rauf auf die Haupttribüne, die dann Mitte der ersten Halbzeit voll war. Voll mit Leuten, die Sonnenblumenkerne essen (wer mal in Südosteuropa war, dürfte das kennen). Fangesänge, Fahnen oder Choreos gab es natürlich keine.
Pünktlich zum Anpfiff kam die Sonne heraus und blendete die komplette Haupttribüne. Gleich in der 7. Minute das erste Highlight. Elfmeter für Nesebar. Der Kapitän trat an und setzte das Ding an den Pfosten. Kurz vor der Halbzeitpause dann die Führung nach einem Freistoß, den der Kapitän abermals an den Pfosten gesetzt hatte. Der Trainerstab von Nesebar war relativ geladen im ersten Durchgang. Dazu bestand eigentlich kaum ein Anlass. Man war klar überlegen und der Gegner hatte über das gesamte Spiel kaum Torchancen.
In der Pause sind wir dann am Platz entlang vorbei geschlendert zu einem offenen Tor, durch das man auf die Gegentribüne gelangen konnte. Tja. Wir waren nicht die einzigen, wie ein Foto weiter unten zeigt. Nur noch Verwegene blieben auf der Haupttribüne und starrten fortan in die tiefstehende Sonne. Wir suchten uns ein hübsches Plätzchen und Halbzeit 2 bot mehr. Bereits nach 10 Minuten wurde ein wunderbarer Angriff über die Flügel gespielt und in der Mitte musste Mitev nur zum 2:0 einnetzen. Das 3:0 in der 77. Minute war kurios. Kolev zog auf Linksaußen in die Mitte, dribbelte in den Strafraum und zog ab. Direkt auf den Torwart. Vermutlich sprang der Ball unmittelbar vor ihm noch einmal auf, jedenfalls wirkte seine Abwehrreaktion mehr als kurios. Marke Torwartfehler. Keine vier Minuten später wieder eine Ecke vom Kapitän und im Fünfmeterraum hatten alle Yambol-Spieler das Verteidigen eingestellt. Mitev musste nur seinen Kopf hinhalten und drin war das Ding. Danach war das Spiel gelaufen.
Bei Yambol fiel uns vor allem #9 auf. Mittelstürmer. Der hatte schon ganz früh das Fallen gelernt. Bekommt den Ball, Gegner da, #9 liegt am Boden. Irgendwann haben wir nur noch gelacht, wenn er mal wieder an den Ball kam und wir nur noch die Sekunden bis zum Fall zählen mussten. Der Schiedsrichter hat sich das auch angeschaut, aber dann irgendwann hat er es nicht mehr beachtet.
Alles in allem ein netter Ausflug mit dem richtigen Ergebnis. Nesebar hat bereits gegen Sosopol gespielt, die wohl zusammen mit Nesebar als Favoriten der diesjährigen Saison gesehen werden müssen. Vielleicht klappt es ja mit dem Aufstieg in Liga 2.
Womit kann man die 3. bulgarische Liga vergleichen? Da waren wir uns nicht ganz einig. Der Gegner hat eher auf Landesliganiveau gekickt, Nesebar hätte ich auf gehobener Verbandsliga angesiedelt (also Level 6).
Hier der Standort via Google Maps:
https://maps.google.com/maps?q=42.666959++27.70488Anekdote am Rand: Als Nesebar vor einigen Jahren mal für eine Saison erstklassig gespielt hat, sind die Bonzen der Stadt direkt mit dem Auto die Gegentribüne hinaufgefahren und haben das Spielgeschehen aus dem Auto verfolgt.
Hier die Fotos: