Hier muss ich mal die Zeit und ihre Sport-Redakteure in Schutz nehmen. Sicher gibt es hin und wieder schwächere Artikel, das ist ja normal. Ich habe den Artikel auch noch nicht gelesen, tue es vielleicht später noch. Generell finde ich die (Sport)Berichterstattung der Zeit sehr gut. Es ist ein anderer Blick auf das Geschehen (kein nerviger Boulevard wie bei der Bild, keine FCBayern-Fixierung wie bei Sport1, kein Oberflächenblabla wie beim Kicker und Konsorten). Da wird beispielsweise der Rechtsextremismus in den Kurven als Problem beleuchtet. Es kommen stets beide Seiten zu Wort (sofern eine Seite nicht die Aussage verweigert) und man kann sich selbst ein Bild machen. Es gibt interessante Interviews mit Trainern oder sogar Hintergrundfiguren, die sich eben nicht nur um den Fußball, sondern auch um philosophische Fragen drehen. Natürlich ist die Zeit kein Magazin für den "kleinen Mann in der Kurve" - es ist ja auch nicht die Bildzeitung, sondern seriöser Journalismus, der sich bevorzugt an Akademiker richtet und solche, die es mal werden wollen. Wenn du also der Zeit vorwerfen willst, sie sei zu hochtrabend und vielleicht hyper sophisticated, dann trifft das womöglich zu.
Zum Thema Hofberichterstattung: Meine Meinung ist, dass dies in nahezu allen Fällen zutrifft. Ich habe selbst einige Youtube-Kanäle abonniert und nutze auch ein paar vereinseigene Angebote. Das finde ich auch gar nicht verwerflich. Da heuert der Verein den Stadionsprecher oder andere medienaffine Leute an, um über Spieler, das Training oder andere Charity-Aktionen zu berichten. Dass es dabei wenig bis gar nicht kritisch zugeht, ist doch normal. Kein Verein würde es wohl lange dulden, wenn im vereinseigenen TV Stimmung gegen Personen oder Entscheidungen des Vereins gemacht wird.
Spielzusammenfassungen in solchen Sendern sind manchmal neutral gehalten, oft werden aber kritische Szenen der eigenen Mannschaft weggelassen (das fängt ja schon bei Vergleichen öffentlich-rechtlicher Spielzusammenfassungen an: sieh dir einfach mal einen Bericht zwischen einem Ostklub und einem Westklub im MDR und dann im WDR an; der Fokus liegt jeweils auf dem local team). Aber Interviews oder Berichte rund um den Verein sind stets positiv formuliert. Wie geschrieben finde ich das nicht verwerflich. Wenn man weiß, wer da für wen berichtet, kann man das auch gefahrlos konsumieren. Wenn man aber kritische Töne erfahren will, ist man auf unabhängige Journalisten angewiesen.