Chile: Eine kleine Fußballkunde
Im Jahre 1933 wurde in Chile erstmals eine nationale Meisterschaft ausgespielt. Seitdem wurde der Modus und die Teilnehmerzahl immer wieder verändert. Rekordmeister ist der
CSD Colo Colo mit 29 Meisterschaften.
Aktuell spielen 18 Mannschaften in der ersten Liga, dem
Campeonato Nacional. Wie in Südamerika üblich, wird je ein Hinrunden- sowie Rückrundenmeister ausgespielt, wobei die besten 8 Mannschaften der regulären Halbsaison (jede Mannschaft trifft je einmal aufeinander) in einer KO-Runde den Meister ermittelt. Die beiden schlechtesten Mannschaften des Jahres (Hinsaison+Rücksaison) steigen direkt ab, der Dritt- und Viertletzte muss in die Relegation gegen den Dritt- bzw. Viertplatzierten der zweiten Liga.
Die zweite Liga, die
Primera División B, ist zweigeteilt, in eine Nord- und eine Südgruppe (was aufgrund der
Form des Landes finanziell Sinn macht), mit je 7 Mannschaften, die in der regulären Spielzeit je zweimal gegeneinander spielen. Dann spielen die 8 besten Mannschaften der Liga erneut je zweimal gegeneinander. Dabei wird wieder von 0 gestartet. Erster und Zweiter steigen direkt auf, Dritter und Vierter spielen in der Relegation.
Tja, da war ich dann in Chile, in der dortigen zweiten Liga.
Gleich zu Beginn eine böse Überraschung: Da sich die Liga dort nach dem Kalenderjahr richtet, neigte sich die reguläre Runde schon dem Ende zu. Mir wurde klar, wieso man mich angestellt hatte. Die Verzweiflung bei
CD Magallanes SA war aufgrund der 9 Punkte Rückstand auf den Vorletzten bei noch 7 ausstehenden Partien wohl so groß, dass man jeden Bewerber mit offenen Armen empfing.
Zum Glück war gerade Sommerpause, ich konnte einige Verpflichtungen tätigen, obwohl der Verein deutlich in den roten Zahlen stand (ca. 120 Mio. Chilenische Pesos, also um die 200.000 €).
Wir traten sehr offensiv auf. Das erste Spiel ging noch in die Hose, danach spielten wir 1:1, doch es wurde (trotz enormen Verletzungspechs) immer besser. Die Mannschaft konnte vier Partien in Folge gewinnen, sodass am letzten Spieltag der Rückstand endlich aufgeholt war. Ein Sieg gegen den Tabellenführer würde den Sprung vom letzten Platz (7.) auf Platz 5 bedeuten!
Kurz vor Schluss stand es 1:1, bis kurz vor Schluss einer unserer Angreifer alleine auf den Torwart zu lief... und scheiterte. Nur zwei Minuten später machte es ihm sein Partner in der Sturmspitze nach. Es sprang also nur ein Punkt raus, das war nicht genug, um die rote Laterne abzugeben.
Das bedeutete: Warten, warten, warten, denn der Abstieg stand noch nicht fest. Nur eine Mannschaft muss den Gang in die Drittklassigkeit antreten. Ende November stand das große
Abstiegsendspiel gegen den Letzten aus der anderen Gruppe (die Liga ist zweigeteilt) an.
Meine Akteure langweilten sich, und schließlich begannen sie, zu meutern. Ich wurde aufgrund der schlechten Platzierung kritisiert, und zwar von fast allen!
Ich, der in 7 Spielen tolle 14 Punkte geholt hat, dabei kann ich doch nichts für meinen miesen Vorgänger! Aber sie wollten das nicht einsehen, die Stimmung war im Keller.
Das Hinspiel mussten wir auswärts bestreiten, und mir wurde klar, dass die Akteure auf dem Platz gegen mich spielten, wir verloren nach blamabler Leistung mit 1:4. Im Rückspiel mussten wir alles nach vorne werfen und die Partie aufgrund von Verletzungen zu neunt zum Ende bringen, es sprang ein schmeichelhaftes 3:6 raus. Mit 4:10 in Addition waren wir abgestiegen.
Ich nahm meinen Hut, um nicht entlassen zu werden. Nach nur 5 Monaten war das Abenteuer Chile beendet und ich bewarb mich wieder überall, wo eine Stelle frei wurde.
Nach zwei Wochen erhielt ich Offerten aus der
Divisi Utama, der zweiten indonesischen Liga, da kannte man mich also noch! Trotzdem wartete ich auf eine andere Aufgabe, und die kam!
So landete ich wieder in Asien, im Dezember 2012 trat ich meine Stelle bei
Sun Hei SC aus der ersten Liga Hong Kongs an!
Autor
Thema: Weltenbummler: Auf Trainerstühlen den Erdball erkunden! (Gelesen 5291 mal)