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Tiefe Risse im Lakers - Team
Wenn alle gesund sind und an einem Strang ziehen, dann sind die LA Lakers kaum zu schlagen.
Die einzigen, die die Lakers schlagen können, sind sie selbst. Und genau das scheint im Moment gerade zu geschehen.
Nicht auf dem Basketball-Feld sondern hinter den Kulissen werden in L.A. die heftigsten Kämpfe geführt.
Es brennt an allen Ecken und Enden. Seit Monaten beherrscht der Vergewaltigungsprozess um Kobe Bryant die Schagzeilen. Bryant, mit Center Shaquille O'Neal ("Das ist mein Team") seit Jahren im Streit um Aufmerksamkeit und Eitelkeiten, hat angekündigt, er wolle im Sommer mit anderen Klubs verhandeln. Eine zermürbende Angelegenheit.
Sportlich läuft es nicht richtig rund. Cheftrainer Phil Jackson scheint seine Position als uneingeschränkter Herrscher vorerst verloren zu haben. Die Vertragsverhandlungen mit Jackson hat die Klubführung vor wenigen Wochen auf Eis gelegt. (Wer schlägt wen in der NBA? Jetzt wetten bei betandwin!)
Payton will weg
Ausgerechnet in diese Situation hinein platzt die nächste Bombe. Neuzugang Gary Payton hat angekündigt, die Lakers zum Saisonende wieder verlassen zu wollen. Unverhohlen äußert Payton öffentlich Kritik an Trainer Jacksons Taktik. "Wenn das sein Weg ist, dann soll es sein Weg sein, aber ich werde dann gehen", so Payton. Ein Affront, wie ihn der Meistermacher Jackson noch nicht erlebt haben dürfte.
Und dann geht Payton mit Jacksons Lieblingstaktik, der "Triangle Offense", mit der er Chicago und L.A. zu insgesamt neun NBA-Titel geführt hat, hart ins Gericht: "Ich habe in meiner ganzen Karriere noch nie die 'Triangle Offense' gespielt. Das ist einfach nicht mein Spiel. Ich habe immer unter Coaches gespielt, die darauf geachtet haben, dass ich frei gespielt werde und ich werfen kann."
Bryant mit Abwanderungsgedanken, Jackson noch ohne neuen Vertrag, Payton ist unzufrieden und will weg. Galten die Lakers nach den Zugängen von Payton und Karl Malone zu Saisonbeginn noch als das "Dream Team" der NBA, so deutet nun alles daraufhin, dass die Mannschaft im Sommer auseinanderbricht. (Cuban, Magic und dicke Männer in Detroit - Bilder aus der laufenden NBA-Saison: Jetzt die Sport1-Diashow durchklicken!)
Payton kommt mit neuer Rollenverteilung nicht klar
In Seattle war Gary Payton jahrelang der unumstrittene Team-Leader. Alles hörte auf sein Kommando. Doch die Chance, mit den SuperSonics die NBA-Meisterschaft zu gewinnen, hatte Payton nur einmal 1996. Das Finale gewann damals Michael Jordan mit den Chicago Bulls. Der Traum vom ersten NBA-Titel soll sich für den 35-jährigen Aufbauspieler nun in L.A. erfüllen.
Doch das könnte sich in Anbetracht dieser Animositäten als schwierig erweisen. Als ob der Jahrmarkt der Eitelkeiten, auf dem sich bereits Bryant und O'Neal tummeln, nicht schon genug wäre, schlägt Payton in dieselbe Kerbe. (Bleiben Sie am Ball: Holen Sie sich NBA-News auf Ihr Handy!)
"Ich bin mit meinen Einsatzzeiten nicht zufrieden", so Payton. "So kann ich mein Spiel einfach nicht umsetzen. Eine Menge Leute sehen das so. Ich brauche viele Spielminuten, denn dann bin ich besser. So kann ich es nicht sein."
Ein Blick auf die Statistik belegt: Payton bekommt unter Jackson mit 33 Minuten rund sieben Minuten pro Spiel weniger Einsatzzeit als in Seattle. Darunter leiden auch seine übrigen Werte. Seine Punkteschnitt liegt in L.A. bei 14,6, in Seattle waren es zuletzt 20,8. Seinen Lakers-Mitspielern serviert er 5,9 Assists, unter seinen ehemaligen Kollegen verteilte Payton 8,8 Vorlagen pro Partie.
Dass Payton im Starensemble der Lakers nicht die Aufmerksamkeit zuteil würde, müsste ihm als erfahrenen NBA-Veteran von vornherein klar gewesen sein. Eine Bereitschaft, sich an die Gegebenheiten in L.A. anzupassen, ist bei Payton nicht zu erkennen. Stattdessen macht er sich Gedanken über Detailfragen: "Ich bin es gewohnt mit Blocken und Abrollen zu arbeiten, Screens gesetzt zu bekommen."
Jackson scheint auf Konfrontationskurs gehen zu wollen. "Jeder von diesen Burschen hat ein Ego", so Jackson. "Aber dann werde ich ihnen deutlich machen, dass ich auch eines habe." Das verheißt nichts Gutes.