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2019/20: Zurück in Deutschland.Die Schmach der Demission wollte und konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich instruierte meinen Berater, mich bei allen Vereinen auf Trainersuche ins Gespräch zu bringen. Ich wollte es allen beweisen, dass ich auch bei einem großen Verein bestehen kann; dass ich mehr bin als nur ein Trainer für Underdogs.
So stand ich nur drei Wochen nach meiner Entlassung beim
FC Schalke 04 auf dem Trainingsplatz. Mein Vorgänger war
Stale Solbakken, der nach dem 7. Platz der Vorsaison zum FC Arsenal gewechselt ist, wo er heute - 7 Jahre später - noch Trainer ist.
Wie zuvor in Italien ging es auch hier darum, den Kader zu entschlacken. So wurden überbezahlte Durchschnittskicker wie
Mario Balotelli (für 6 Mio zum HSV) und
Marko Arnautovic (für 600k zu Hannover) veräußert; insgesamt waren wieder über 40 Abgänge zu verzeichnen, der Großteil entlassene Amateur- und Jugendspieler ohne Perspektive. Erlöst wurden 16,5 Millionen.
Der Einkauf war allerdings nicht so rauschhaft wie in Turin, es wurden "nur"
24 Mio investiert, 14 Mio davon in Genuas
Youssef Sellami (21), einen einsatzfreudigen Mittelfeldallrounder mit großem Potenzial. Wenige Jahre später landete er für 25 Millionen bei Inter Mailand, wo er seit Jahren einer der bestimmenden Spieler ist.
Same shit, different day.Wenn man zurückblickt, würde man vielleicht manche Entscheidung anders treffen. So schnell nach der kräfte- und nervenzehrenden Zeit bei Juve einen neuen Job anzunehmen, gehört definitiv dazu.
Blind vor Eifer und darauf bedacht, es allen zu zeigen, hatte ich wenig Verständnis für meine Spieler, war dünnhäutig und leicht gereizt. Statt taktische Detailarbeit zu leisten, maulte ich rum, wenn es nicht so lief wie gewünscht. Und meine Mannschaft, die eigentlich eine führende und souveräne Hand gebraucht hätte, wurde zusehends verunsicherter.
Das sollte der Trainer sein, der zwei Jahre zuvor mit Bremen Meister geworden war? Der Trainer, der ausgelassen vor den Kameras getanzt hatte und über den alle voll des Lobes waren? Ja, ich war es - und irgendwie doch nicht.
Sportlich lief es dementsprechend schlecht. Die Qualifikation für Europa war zu keinem Zeitpunkt in Reichweite, im Gegenteil verloren wir immer mehr und mehr an Boden.
Nach nur 175 Tagen im Amt wurde die Reißleine gezogen und ich war erneut meinen Job los. Große Scheiße. Von Beweisen auf hohem Niveau konnte nun keine Rede mehr sein - ich musste wieder kleinere Brötchen backen...
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