Ich fände einen Manager, in dem man den Verein in der Breite leitet, ganz interessant. Allerdings ist das in Spielen, die das umsetzten, bisher ähnlich oberflächlich gewesen wie die Berechnung des eigentlichen Sports -- genau deshalb vermisse ich das im Football Manager auch nicht. Das von Dir benutzte Wörtchen "Bonigebäude" triffts da ganz gut. Denn das ist typisch für deutsche Managerspiele: Für die Infrastruktur gab und gibt es überlicherweise simple Upgrades, die feste Bonuspunkte und Einnahmen bringen. Und das gerne so einfach umgesetzt, dass der Auslandsfanshop des SC Freiburgs in China die selbe Summe abwirft wie der des FC Bayern. Der FM13 dürfte der erste "deutsche" Manager aus der Anstoss- und Bundesligamanagerecke sein, in dem sich auch die KI selbst mit Infrastruktur beschäftigt und ausbaut. Das waren vorher lineare Boni alleine für den Spieler. Sponsorenaquise und Finanzmanagement sind ähnlich oberflächlich insgesamt. Das ist natürlich ein stückweit auch gewollt: Der Hauptreizpunkt des Genres liegt irgendwo dazwischen: Spieler transferieren, Talente sichten und ausbilden, Schnäppchen landen, ein Team aufbauen. Das sieht man immer wieder gut an den vielen Diskussionen zu Startaufstellungen und Transfers - hier wie dort die spannendsten Komponenten des Manageralltags.
Das alles wird so oder so nie zum Aufgabengebiet des Football Manager gehören. Wie der Titel schon sagt, konzentriert er sich auf die Managertätigkeiten, wie sie im englischen Sprachgebrauch üblich sind. Man kann sich das wünschen, es ihm anzukreiden, dass er das nicht umsetzt, ist aber müßig: bei Bundesliga Manager oder Anstoss kritisiert ja auch niemand, dass man optional Nebenjobs als Stadionarchitekt, Fanartikelbesteller oder Ticketverkäufer annimmt, die Uli Hoeneß im Tagesgeschäft selbst garantiert nie regelmäßig bekleidet hat. Auch Transfers, Kadermanagement, Karriereplanung, Pressearbeit und Co. lassen ich langfristig spannender gestalten - selbst wenn keine KI jemals mit einem Spieler mithalten wird, der die Mechaniken und Muster dahinter durchschaut hat. Wobei Sports Interactive, um es mal so zu sagen, wenig Druck haben, das Spiel von heute auf morgen zu revolutionieren. Schließlich sind sie bis auf Deutschland und vielleicht noch Österreich und die Schweiz praktisch konkurrenzlos sowie aktuell das größte Studio, das sich je mit Managerspielen beschäftigt hat. Schade, dass der "Football Manager Live" eingestellt wurde, zumindest für Korea ist etwas Ähnliches wieder parallel zum Hauptprogramm in Entwicklung.