@Zweikampfsieger: Danke fürs Weiterlesen!
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Ganze sieben neue Spieler standen am ersten Januar vorm Vereinsheim. Okay, gestanden haben nur drei, der Rest befand sich aufgrund der vorangegangenen Silvesternacht eher in einer Schräglage (Trainer mit eingeschlossen):
Ties Peeters*: 21-jähriger Belgier, Zentrales Mittelfeld, 4 Sterne, 10.000.000 € von Rapid Wien
Raul: 28-jähriger Brasilianer, Rechte Abwehrseite, 3,5 Sterne, 9.000.000 € von Juventus Turin
Anton Yakovlev*: 21-jähriger Russe, Defensives Mittelfeld, 3 Sterne, 5.250.000 € aus Charleroi
Bartosz Salamon: 27-jähriger Pole, Zentrales Mittelfeld, 3 Sterne, 5.000.000 € von Manchester City
Álvaro: 19-jähriger Brasilianer, Stürmer, 2,5-3 Sterne, 2.900.000 € aus Bahia
Michiel Hermans*: 17-jähriger Belgier, Linkes Mittelfeld, 1-3 Sterne, 675.000 € aus Charleroi
Danielzinho: 18-jähriger Brasilianer, Linkes Mittelfeld, 2,5-3 Sterne, 525.000 € aus Goiás
* = Belgier oder eingebürgerte Spieler, die nicht mehr unter die Ausländerbegrenzung fallen.
Mit Michael Smith ging der beste Verteidiger für 2,4 Millionen nach Bordeaux. Dieser Transfer war schon vor meinem Amtsantritt klar. Außerdem gab ich im Laufe der Transferphase noch drei Mittelfeldspieler für jeweils eine gute Millionen ab.
Durch die Abgänge von Maicon und Thielen hatte ich viel Geld zur Verfügung. Mehr als 13 Millionen waren am Ende sogar noch übrig. Peeters und Yakovlev waren wichtige Transfers, da die beiden homegrown Spieler sind. Raul, mit 3 Millionen Gehalt neuer Topverdiener, ist mit Abstand bester Spieler auf der rechten Abwehrseite und Salamon wird in der nächsten Saison eine wichtige Rolle spielen wenn Topstar Mauricio Pereyra den Verein ablösefrei verlassen wird.
Der Kauf zweier Charleroi-Spieler war übrigens keine Racheaktion. Mit Orozco und De Coster ist man im Mittelfeld gut aufgestellt. Außerdem wechselte am selben Tag ein brasilianischer Mittelfeldspieler namens Daniel nach Charleroi. Den Transfer hatte ich noch vor meiner Entlassung eingefädelt. Yakovlev konnte also gut kompensiert werden und auch im linken Mittelfeld wäre Hermans erst einmal eh nicht zum Zug kommen.
Die Transfers haben Lüttich auf jeden Fall vorangebracht. Zuvor hatte die Mehrheit der Spieler eine 2,5-Sterne-Wertung, dazu die drei großen Kicker M. Pereyra (Mittelfeld), Witsel (Mittelfeld) und Romero (Tor) mit 4 Sternen.
Raul (3,5 Sterne), Peeters (4), Yakovlev (3) und Salomon (3) brachten also jede Menge Klasse mit. Danielzinho und Álvaro waren ebenfalls von Beginn an Kandidaten für die Startelf, vor allem Danielzinho sollte im linken Mittelfeld schnell neuer Stammspieler werden.
Es wurden vier Freundschaftsspiele durchgeführt:
Standard - LASK Linz 4:1 (Quique, Prosenik, Eigentor, Todorov)
Standard - Slovan Liberec 2:0 (Tóth, G. Pereyra)
Standard - Brondby 3:1 (Ojo, Tóth, Tóth)
Standard - Chapelle 2:0 (Danielzinho, G. Pereyra)
Nach sechs Jahren in Folge ging der Goldene Schuh zum ersten Mal nicht nach Lüttich. Ivan Perisic (Club Brügge) gewann vor Mauricio und Guillermo Pereyra (beide Standard Lüttich und weder verwandt, noch verschwägert)
Rund um das Pokalspiel gegen Eupen wurden weitere Personalien geklärt:
Faouzi Bejaoui, 22-jähriger Tunesier im defensiven Mittelfeld, wechselte für 800.000 € zu den Queens Park Rangers.
Durch den Abgang meines besten Innenverteidigers in der Winterpause wurde Aleksandar Ignjatovic kurzfristig aus Kiew ausgeliehen. Der 30-jährige ist etwa auf dem gleichen Niveau wie die beiden besten verbliebenen Innenverteidiger und sorgte für die notwendige Tiefe auf dieser Position. Das wären nun auch alle Neuzugänge gewesen.
Dann stand es an, das erste Spiel im Jahr 2019: Pokal gegen Eupen. 2016 kreuzten Lüttich und Eupen bereits die Klingen im heimischen Pokal, damals eine Runde zuvor. 6:1 gewannen die Lütticher, mir hätte heute auch ein 2:0 gereicht.
Die mit sechs Neuzugängen bestückte 1B-Elf erreichte bereits nach einer halben Stunde die 2:0-Vorgabe und schaukelte diese gekonnt ins Ziel. Die beiden Tore erzielte der Ungar Pál Tóth. Charleroi setzte sich indes mit 1:0 gegen Cercle Brügge durch.
Mein neuer Stürmer Álvaro wurde kurz nach seiner Ankunft bei uns für die südamerikanische U20-Meisterschaft berufen und fehlte uns somit für etwa vier Wochen. Am Ende wurde Argentinien U20-Meister Südamerikas und Álvaro in der vierten Partie der Hauptrunde verletzt. Er fiel zwar nur drei Wochen aus, aber es war in einer Zeit in der auch Milevyski verletzt war und wenig später die Saison für Pál Tóth schon beendet aussah. Im Februar verletzte sich mein ungarischer Stürmer für drei bis vier Monate - das tat weh.
Die Viertelfinal-Auslosung des belgischen Pokals bescherte uns ein Duell mit Sint-Truiden. Mein Ex-Arbeitgeber Charleroi bekam mit Beveren das definitiv leichteste Los zugeteilt. Da auch das Halbfinale ausgelost wurde war klar: Standard - Charleroi würde frühstens im Finale stattfinden. Bei einem Sieg gegen Sint-Truiden würde unser Gegner entweder Club Brügge oder Genk sein. Aber: One step at a time!
Machen wir doch sofort weiter mit Pokal: Hinspiel gegen Sint-Truiden: Nach einer desaströsen ersten Halbzeit (0:14 Torschüsse) kamen wir wie ausgewechselt aus der Halbzeit. In der 46. Minute gelang G. Pereyra per Kopf quasi mit der ersten Torchance das 1:0. Als ich das Tor pflichtbewusst auf einem Notizblock festhielt wunderte ich mich, warum die Wiederholung zum zweiten Mal eingeblendet wurde. Doch es war das 2:0! In der 53. Minute fiel es exakt wie das 1:0: Peeters mit dem Freistoß von der rechten Seite und diesmal stand Innenverteidiger Galván am langen Pfosten und köpfte die Kugel rein. Zwei Minuten später traf Tóth die Latte (natürlich wieder ein Kopfball), doch es blieb bei einem tollen 2:0-Sieg im Pokal-Hinspiel gegen Sint-Truiden.
Bei meinem Ex-Club Charleroi fand indes der große Ausverkauf statt. Okay, ich habe auch zwei Spieler abgeworben, aber Hermans ist nur ein Nachwuchskicker und für Yakovlev habe ich 5,25 Millionen bezahlt - eigentlich viel zu viel.
Aber neben Yakovlev gingen in der Winterpause sechs weitere Spieler des Profikaders zu neuen Vereinen: Rubén De Peretti (550.000 €, Steaua Bukarest), August Batoha (3.800.000 €, Hull), David Alcibiade (1.800.000, HSV), Sean Breen (1.800.000, Lille), Carlos Cândido (5.250.000, AZ Alkmaar) und Erivaldo (1.700.000, Schalke 04).
Wenn ich mich recht erinnere kamen diese Spieler für einen Bruchteil der Ablösesummen nach Charleroi. Ich hatte also wirkliche Schnäppchen gemacht, bzw. die Kicker gut ausgebildet. Ich hätte sie nur nicht gleichzeitig verkauft, aber so regelt das der FM-Markt nunmal. Der Kader war über den Verhältnissen bestückt und das Management haute die Spieler jetzt raus, naja.
Zusammen mit den Transfers von Mischenko, Courtois und Coeff kam Charleroi somit auf einen Transfererlös von ziemlich genau 50 Millionen Euro - fünfmal so viel wie man diese Saison ausgegeben hat. Neben dem Mittelfeldspieler Daniel, dessen Wechsel ich noch persönlich eingefädelt habe, wurden vier weitere Spieler geholt - doch das steht in keinem Verhältnis zu den Abgängen.
Schade, wie schnell das Team auseinander brach. Das man trotz Geld nicht viel bzw. gut in neue Spieler investiert scheint ein großes Problem im FM 2010 zu sein. Vermutlich vor allem wenn man von der Reputation keine großen Fische an Land ziehen kann, obwohl das Geld dafür da wäre. Das ist so meine Theorie nach der Betrachtung der Transfertätigkeiten von Charleroi und Standard vor meiner Amtszeit.
Wie es der Zufall so wollte, trafen wir in der ersten K.O.-Runde der Europa League auf Celtic Glasgow. Das Team, gegen das ich mit Charleroi bereits in der Gruppenphase spielen durfte und zweimal verlor. Nun hatte ich also die Chance auf Wiedergutmachung mit Standard Lüttich. Keeper Romero ging mit 483 gegentorlosen Minuten im Rücken in die Partie. Beinahe ebenso viele Minuten hatte Stürmer Philipp Prosenik nicht mehr für uns getroffen, doch wir hatten ja noch den starken Artem Milevskyi.
Die erste Halbzeit hatte es bereits in sich und war das Eintrittsgeld wert. Nach 10 Minuten beendete Leigh Griffiths die Serie von Romero, doch Axel Witsel konnte nach einer Vorlage von Milevskyi ausgleichen. Wenige Momente später stand unser Verteidiger Galván unglücklich im Strafraum und lenkte den Ball ins eigene Tor. Doch Milevskyi hatte eine Antwort parat und traf zum 2:2. Mit dem Halbzeitpfiff knallte ein Kopfball von uns noch an die Latte, doch so blieb es zur Pause beim Gleichstand.
In der 55. Minute musste ich bereits zum zweiten Mal verletzungsbedingt wechseln, doch der eingewechselte Ritchie Kitoko erhöhte mit seiner ersten Aktion in der Partie zum 3:2 für uns - ein super Weitschuss war das. Glasgow hatte darauf keine Antwort mehr, sodass wir ein 3:2 aus dem Celtic Park entführen konnten. Eine super Ausgangssituation für das Rückspiel im heimischen Stadion.
Nach dem Sieg bekam ich eine Newsmeldung, die festhielt wie zufrieden alle in Lüttich mit mir waren. Aus meinen ersten 15 Partien konnten nämlich 10 gewonnen werden. Dies war anscheinend der Auslöser für diese News. Ich konnte auch sehr glücklich mit der bisherigen Leistung sein, lediglich die Verletzungssorgen wurden größer.
Das Rückspiel gegen Celtic:
Philipp Prosenik beendete seine über 600 Minuten andauernde Torflaute mit dem 1:0 für Standard in der 37. Minute. Ein schottischer Verteidiger war über das Tor so erzürnt (Abseits-Verdacht), dass er nach Meckerns mit gelb-rot den Platz verlassen musste. Entsprechend entspannt konnten wir die zweite Halbzeit mit einem "4:2" im Rücken und in Überzahl angehen.
In der 65. Minute erhöhte der zur neuen Saison ablösefrei nach Porto wechselnde Prosenik gar auf 2:0 (also 5:2), der Drops war zu diesem Zeitpunkt gelutscht, zumal Glasgow zuvor einen weiteren Spieler mit der Ampelkarte verlor. Nur ein paar Minuten später machte der Österreicher den Hattrick perfekt und verwandelte per Elfmeter zum 3:0. Der bereits gelb vorbelastete Verursacher des Strafstoßes durfte gnädigerweise auf dem Feld bleiben.
Genau so muss man eine Torflaute beenden! Standard Lüttich zog somit durch ein 3:2 und 3:0 gegen Celtic Glasgow ins Achtelfinale der Europa League ein. Gegner dort: Palermo, der zu diesem Zeitpunkt Sechste der Serie A.
In der Liga bekamen wir langsam ein paar Probleme. Den vielen Englischen Wochen am Stück und langfristigen Verletzungen dreier Stammspieler mussten wir irgendwann Tribut zollen. Nachdem wir mit fünf Siegen und zwei Unentschieden ins Ligajahr starteten, verloren wir im Spiel nach dem tollen Sieg gegen Glasgow 0:1 gegen Mechelen.
Da Germinal Beerschot mit unserer Serie Schritt halten konnte (fünf Siege, drei Unentschieden, also ein Punkt mehr als wir im neuen Jahr) und keine Dreifachbelastung erleiden musste, standen wir zu diesem Zeitpunkt sogar nur auf dem zweiten Tabellenplatz. Auch Genk und Mechelen spielten eine bärenstarke Rückrunde, sodass die vier Teams an der Spitze drei Spieltage vor Ende der regulären Saison nur vier Punkte trennten: Beerschot: 54, Lüttich: 53, Genk und Mechelen: 50.
Doch nach der regulären Saison würden wir in 10 Partien gegen die Top 6 der Liga spielen und die Zuversicht war groß, dass wir uns dann etwas absetzen könnten. Aber die vermeintlichen Außenseiter Beerschot und Mechelen waren nicht zu unterschätzen!
Alles in allem sah es aber gut aus: Zweiter in der Liga, 2:0-Führung vor dem Rückspiel gegen Sint-Truiden im Pokal und alle Chancen gegen Palermo in der Euro League. Solange sich keine weiteren Stammkräfte verletzten würden, konnte man darauf aufbauen. Meine Angst war lediglich, dass die Dreifachbelastung uns im Titelendspurt teuer zu stehen kommen könnte.