Der Flug verging schnell und das Hotel war absolut in Ordnung. Als das Treffen näherrückte wurde ich aber nun doch nervös. Da hatte ich nun einen Fürsprecher in einem Verein, der in der Championsleague Qualifikation steckte. Dies galt es zu nutzen.
Ich wurde also hineingebeten und sah mich 8 Personen ausgesetzt, die mich misstrauisch beäugten. Ein Herr stand auf, begrüßte mich. "Setzen Sie sich doch Herr Schulz. Wir haben telefoniert. Ich bin Rudolf Theierl." Nachdem er mich den anderen Mitglieder des Gremiums vorgestellt hatte und diese wiederrum sich vorstellten, gab es eine kleine Einführung in die Geschichte des Vereins. Nichts, was mich jetzt überraschen konnte, hatte ich die drei Tage Vorbereitung natürlich gewissenhaft recherchiert, zumal ich seit einigen Jahren zumindest im Groben die Entwicklung verfolgt habe, seit Ex-Bayernspieler wie Zickler, Kovac und Linke hier waren. Nun gibt es die Bullen ja so erst seit 2005, also viel Geschichte war da noch nicht, aber dennoch war man schon sehr erfolgreich. In den letzten 5 Jahren, zweimal Vizemeister und dreimal Meister. Spielstätte ist die Red Bull Arena mit ihren 31895 Plätzen.
Anschließend war ich dran: Mein Vorgänger Huub Stevens hinterließ mir eine gute Mannschaft, die ich natürlich studiert habe um dem Gremium eine erste Einschätzung geben zu können. Aufgrund des Personals präferiere ich ein 4-5-1 mit 2 offensiven Mittelfeldspielern, die über Außen kommen. Es gäbe einige potenzielle Abgänge, aus der 2. Mannschaft und auch aus der 1. Mannschaft, da wir auf manchen Positionen zu ausreichend bestückt sind. Großes Ziel wäre neben der erfolgreichen Champions League Qualifikation, der erneute Meistertitel sowie die Verlängerung der Verträge einiger Kernspieler. Zudem müssten einige Veränderungen im Staff vorgenommen werden, um den Ansprüchen gewachsen zu sein.
Alles in allem plapperte ich fast 45 Minuten ohne Punkt und Komma, nur gestört von wenigen Zwischenfragen.
Das Gremium schaute mich weiter etwas misstrauisch an, wenige hatten sich Notizen gemacht, hatte ich das Konzept doch bereits vorab gemailt. Wir trennten uns für einige Stunden. Das Gremium wollte in Ruhe beratschlagen und mir dann eine Entscheidung am Abend mitteilen.
Die Stunden vergingen nur schleppend. Salzburg ist schön, keine Frage, aber wenn man die ganze Zeit auf die Uhr schaut und auf das Handy, dann wird auch die schönste Stadt zur Nebensache. Zur bestellten Zeit ging ich ins Vereinsheim zurück. Rudolf Theierl begrüßte mich allein in seinem geräumigen Büro.
"Wir haben uns entschieden, Ihnen einen Vertrag als Cheftrainer des Red Bull Salzburg anzubieten."
Ich konnte es kaum fassen. Sie hatten es geschluckt. Ich war am Ziel:
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich sehr."
"ich möchte Ihnen kurz sagen, was wir von Ihnen erwarten. Wir möchten etwas anderes versuchen. Wir sind der Meinung, dass Startrainer wie die, die wir zuletzt hatten, oftmals ein Alibi für die Spieler sind. Wir möchten einen jungen, unverbrauchten Mann, der neu in dem Geschäft ist und uns zeigt, dass es auch anders geht. In der Deutschen Bundesliga geht es doch auch ohne Startrainer. All die Dutts, Tuchels und wie sie alle heißen. Wir möchten, dass Sie Red Bull Salzburg weiter nach vorne bringen. National sind wir eine Macht, international soll dies auch so werden. Wir bieten Ihnen einen Zweijahresvertrag an mit einem Gehalt von € 400.000 p.A. Ursprünglich wollten wir neben dem Gehaltsbudget von 15,25 Mio Euro Ihnen ein Transfervolumen in Höhe von € 2,9 Mio. zur Verfügung stellen. Da Sie aber vom Titelkampf selbst gesprochen haben, geben wir Ihnen eine weitere Million für die Transfers, also € 3,9 Mio. Was sagen Sie?"
"Da muss ich nicht überlegen. Wo soll ich unterschreiben?"