Persönliche Aufzeichnungen - Erleichterung17. Spieltag Jupiler LeagueLetztlich passiert, was passieren musste, denn angedeutet hatte es sich ja bereits. Ohne Pocognoli, Elm, Carcela, Boerrigter und Defour, die allesamt verletzt ausfallen und der restlichen Elf, die ausgelaugt ist, wie ein Schwamm, der seit Tagen in der sengenden Hitze der Sahara liegt, haben wir der Elf von Zulte Waregem nichts entgegenzusetzen. Rossini spielt katastrophal, Gohi Bi irrt über den Platz und Daerden mag vielleicht gewisse Defensivqualitäten aufweisen, die er allerdings auch erfolgreich verbergen kann, in die Offensive geht aber noch weniger. Wir brauchen dringend ein paar Verletzte weniger.
Standard Lüttich (1) – Zulte Waregem (5) 0:2
Tore: (30.)
0:1 Bokila, (45.+1)
0:2 Bokila18. Spieltag Jupiler LeagueBoerrigter kehrt endlich zurück. Und auch wenn seine Matchfitness noch lange nicht für 90 Minuten ausreicht, muss ich das Risiko gehen ihn hier von Beginn an spielen zu lassen, denn ich brauche eine Flügelzange, die der gegnerischen Abwehr keine Verschnaufpause lässt. Und Boerrigter macht gleich richtig Alarm. Drei Chancen kann der Torwart jedoch entschärfen, weswegen es ein Spiel auf Messers Schneide bleibt. Nach 63 Minuten ist dann für Boerrigter Schluss, der fast schon kriechend zur Auswechselbank kommt. Gegen Gent macht die Mannschaft dann das, was ich gegen Zulte Waregem vermisst habe – sie geht über die eigenen Grenzen hinaus. Die letzten zehn Minuten sind enormes Pressing von unserer Seite und all die Mühen sollen auch reichlich belohnt werden, denn am Ende gehören die drei Punkte uns. Ein Spiel, das ganz klar unter „Arbeitssieg“ steht, aber nur so können wir bestehen, bis die Neuzugänge in der Winterpause kommen.
AA Gent (6) – Standard Lüttich (1) 0:1
Tore: (87.)
0:1 Victor Ramos“War ein wirklich hartes Stück Arbeit, dass kannst du mir glauben.” Marcel blickte zufrieden hinter seinem Schreibtisch hervor, denn was er zu berichten hatte, war wirklich erfreulich und sollte der Mannschaft endlich die nötige Ruhe bringen, die wir für den Rest der Saison brauchen würden.
„Wenn Galatasaray monatelang öffentlich um dich buhlt, ist es doch klar, dass man sich an der Stelle von Sinan Gedanken macht.“ „Ach Papperlapapp! Was will der Junge denn noch? Er hat einen Stammplatz, er spielt mit richtig guten Jungs in einem Team und hat die Chance belgischer Meister zu werden. Wenn er so weiter macht, kann er auch bei uns zum türkischen Stammkeeper werden!“ „Und genau das habe ich ihm auch erklärt, was ihn ja letztlich dazu bewogen hat seinen Vertrag bis 2015 zu verlängern.“ „Und schon habe ich dieses Fax in der Hand, in dem Galatasaray erklärt endlich sein Werben einzustellen!“ triumphierend hielt ich das Blatt Papier in meinen Händen. Damit war nämlich endlich das öffentliche Gezerre beendet und ich konnte mich wieder auf meine Aufgabe konzentrieren, die Mannschaft zur belgischen Meisterschaft zu führen, ohne mich dabei um die persönlichen Wehwehchen einzelner Spieler kümmern zu müssen. Ich war ja nicht die Kummerkastentante! Jetzt mussten wir nur noch das Problem mit Witsel in den Griff bekommen, denn Leverkusen, Mailand und wie sie alle hießen, wollten einfach nicht locker lassen. Zunächst würde aber das Kapitualtionsschreiben der Türken einen Platz an meiner Wand im Arbeitszimmer bekommen.
19. Spieltag Jupiler LeagueWas war das denn bitteschön? Dass der Gegner unterirdisch spielt, ist ja nun ein offenes Geheimnis. Dafür stehen sie ja auch auf dem letzten Platz, aber müssen wir es ihnen da gleichtun? Das Spiel konnte man sich bis auf die beiden Sahnetore ja nun wirklich nicht antun, weswegen ich froh bin, dass ich wenigstens kein Eintritt bezahlt habe. Schmerzensgeld verlange ich von meinen Spielern nach dem Spiel aber dennoch. Solch ein Auftreten gehört einfach bestraft.
Sporting Charleroi (16) – Standard Lüttich (1) 0:2
Tore: (6.)
0:1 Tichté, (64.)
0:2 BoerrigterEuropa League Gruppe C (6.Spiel)„So ein Mist. Moskau ist gerade durch Bony in Führung gegangen.“ flüstert mir mein Co Sergio zu, aber ich lasse mir nichts anmerken. Wieso auch? Wir stehen gut und kommen selbst immer wieder zu guten Möglichkeiten. Und noch sind erst 25 Minuten gespielt. Wir werden schon noch das nötige Tor schießen, damit wir weiterkommen und nicht Moskau. Währenddessen erhellt sich aber auch die Miene von Sergio wieder, denn wie wir eben erfahren haben, hat Liverpool postwendend den Ausgleich erzielt. Ich nicke entspannt, auch wenn wir noch nicht zur Führung einschießen konnten. In der Halbzeitpause appelliere ich an alle weiter besonnen zu bleiben und auf den Fehler der Gegner zu warten. Der wird kommen und dann müssen wir hellwach sein. Drei Minuten nach Wiederanpfiff ist es soweit. Pocognoli sieht Elm am Strafraum lauern, der schaut kurz und donnert das Leder in den Winkel. 1:0 für uns, jetzt kann sich Moskau auf den Kopf stellen und 100 Tore schießen, wir sind in der nächsten Runde. Noch während sich meine Jungs über das Tor freuen, sieht Krivets die Lücke. Er schießt, aber Bolaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat, ja Bolat kratzt den Ball von der Linie.
Der Junge ist im entscheidenden Moment da, nur Jelle van Damme nicht, denn der Stürmer, den er bewachen soll, ist schneller und stochert den abgeklatschten Ball über die Linie. So ein Mist! Egal, wir sind ja immer noch weiter. Jetzt nicht den Faden verlieren.
„Nein, nein, nein!“ Sergio springt auf und kann seine Nervosität nicht unterdrücken, denn Moskau führt nach 63 Minuten erneut gegen Liverpool. So ein gottverdammter Mist. Und wir tun uns plötzlich schwer.
„Cyriac, komm her!“ schreie ich Gohi Bi entgegen, der sich an der Seitenlinie warmmacht. Wir brauchen einen schnellen Stürmer da vorn. Gohi Bi soll deshalb Tchité ersetzen. Ich winke Elm zu mir heran und erkläre ihm die Situation. Er muss jetzt der Leader im Team sein und das Team antreiben, wenn es nachlässig wird, aber auch beruhigen, wenn es überpacen sollte. Die Minuten verrinnen und wir kommen kaum zu guten Chancen. Nur noch sechs Minuten und wieder hat der Gegner eine Ecke – eine von vielen in den letzten zwanzig Minuten. Aber Daerden bekommt die Rübe an den Ball. Witsel bekommt ihn vor unserem Sechzehner und haut ihn über den Platz. Gebannt sind alle Augen gen Himmel gerichtet, Stille. Der Ball fliegt, Cyriac rennt, verfolgt von zwei Verteidigern.
„Komm schon Junge, komm schon. Den bekommt du!“ höre ich mich wortlos sagen, die Hände zu Fäusten geballt.
Der Ball senkt sich und Cyriac ist tatsächlich dran. Noch zehn Meter bis zum Strafraum.
„Er hat solche Chancen schon so oft versemmelt, bitte lass ihn diesmal Nerven bewahren.“ bete ich innerlich zu Gott. Ich, der nicht an Gott glaubt. Er legt den Ball leicht nach links, rennt hinterher, seine Verfolger weit abgeschlagen. Er muss jetzt nur noch draufhalten, den bekommt der Torwart nicht. Jetzt ist er da, er zieht ab, gegen die Laufrichtung des Torwarts. Konnte er nicht den einfachen Schuss suchen? Der Ball rollt unaufhörlich auf das Tor zu und er ist............drin, er ist tatsächlich drin! Ich sehe es gar nicht richtig, denn Sergio springt auf mich und auch die Ersatzbank hängt plötzlich an mir dran. Wir führen 2:1. Jetzt muss ich kühlen Kopf bewahren! Steven Defour soll sein Leibchen ausziehen. Ich will, dass er die Mannschaft zur Ruhe bringt, wir setzen jetzt keinen Angriff mehr. Nur noch hinten drin stehen. Viktor Elm kommt für ihn raus, denn er kann nicht mehr, die restlichen Minuten kann Defour auch im höchsten Tempo bestehen. Noch zwei Minuten reguläre Spielzeit, aber schon wieder ist Posen an unserem Strafraum. Wieso kämpfen die hier so? Für sie ist doch gar nichts mehr drin! Wir müssen die Pille jetzt schnell gewinnen und versuchen, zu halten. Victor Ramos passt auf. Er hat den Ball.
„Haltet den Ball, nur nicht überhastet abspiel...“ schreie ich aus vollem Hals, aber da fliegt der Ball schon an der Seitenlinie entlang. Gohi Bi erläuft ihn. Okay, dann halt du ihn eben. Nur nicht so schnell wieder verlieren! Er erfüllt mir meinen Wunsch. Er rennt wie ein Verrückter die Seitenlinie entlang, sein Bewacher hechelt ihm hinterher. Oh nein, er setzt zur Grätsche an! Aber Gohi Bi bemerkt den verzweifelten Versuch und schlägt den Ball in die Mitte. Mist, den bekommt der Innenverteidiger, der gleich im Strafraum angekommen ist. Doch da kommt Defour. Meter um Meter macht er auf den Gegner gut. Wenn er jetzt grätscht, dann ist er DRIN! Er ist DRIN! Ich hüpfe wie ein kleines Kind an der Seitenlinie entlang. Wir schreiben die 88. Minute und wir führen 3:1! Wir sind weiter in einem Herzschlagfinale.
Standard Lüttich – Lech Posen 3:1
Tore: (48.)
1:0 Elm, (51.)
1:1 Jorge Luiz, (84.)
2:1 Gohi Bi, (88.)
3:1 Defour