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Autor Thema: Ein Mann geht seinen Weg  (Gelesen 6982 mal)

Rastadarti

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Ein Mann geht seinen Weg
« am: 20.Juni 2011, 14:21:54 »

Alles hat einen Anfang

„Ähm, entschuldigen Sie bitte, aber rauchen ist hier leider nicht erlaubt.“ Mit zittriger Stimme wiederholte die junge Sekretärin erneut ihre Bitte und hoffte wohl, dass ich ihrem Wunsch, mein Rauchen endlich zu unterlassen, nachgab. „Und was soll ich mit dem Stengelchen machen? Auf ihrem schönen Teppich hier austreten? Sowas wie einen Aschenbecher habe ich nämlich leider noch nicht zu Gesicht bekommen!“ „Nun, dass liegt daran, dass man hier nicht Rauchen darf!“ mischte sich eine tiefe, kräftige Stimme in unser Zwiegespräch ein. Vollkommen unbeeindruckt fixierte ich aber weiterhin die junge Empfangsdame, die sich mittlerweile komplett ergeben hatte und ihr Heil in der Arbeit suchte, die quer über ihren Schreibtisch hinweg verstreut lag. Marcel war währenddessen vor mich getreten, um mich in sein Büro zu geleiten. „Wirklich raucherfreundlich seid ihr ja nicht gerade muss ich mal sagen.“  ließ ich meinem Unverständnis über diese doch ungewohnten Verhältnisse freien Lauf. Marcel beachtete mich indes nicht weiter und setzte sich gezielten Schrittes hinter seinen Schreibtisch, um mir zunächst einen Aschenbecher zuzuschieben und mir kurz darauf meinen Platz zuzuweisen.

Langsam strich ich die Asche von meiner Zigarette, führte sie zurück in meinen Mund und blies den Rauch genüsslich in den Raum, um schließlich an die Fensterfront zu treten und auf den Fußballplatz zu blicken, auf dem gerade fleißig trainiert wurde. Eilig stand Marcel auf und gesellte sich zu mir, den Aschenbecher fest in seiner rechten Hand haltend. „Laufen können sie schon Mal. Ist also eine gute Grundlage auf der man aufbauen kann. Und Bälle erkennen sie auch, zumindest sieht es von hier oben so aus.“ Eilig zog ich ein letztes Mal an meiner Zigarette, um sie schließlich achtlos neben mich auf den Boden zu werfen. Ehe ich sie jedoch auch noch austreten konnte, hatte sich Marcel schon zu meinen Füßen geworfen und sammelte den Stummel in Windeseile auf und legte ihn in den Aschenbecher, den er trotz seiner schnellen Bewegung nicht hatte fallen lassen. „Schön, dass du dich in den letzten Jahren zu einem so aufmerksamen und regeltreuen Menschen entwickelt hast, Yanis. Vater und ich dachten schon, dass dir die Arbeit mit Menschen in den letzten Jahren rein gar nichts gebracht hat.“ Mit dieser süffisanten Tonlage brachte Marcel dann doch das fertig, was nur den wenigsten Menschen gelang, ich brach in schallendes Gelächter aus.

Aber wen wunderte das auch. Marcel war mein Sandkastenfreund, mein engster und wohl einziger Freund, den ich in meinem bisherigen Leben gehabt hatte oder besser gesagt, den ich als solchen hatte haben wollen. Obwohl ich mich fast krümmte vor Lachen, ging ich langsam vorwärts, um mich nun doch noch in den, für mich bereit gestellten, Sessel fallen zu lassen. „Bietest du mir eigentlich auch irgendwann noch etwas zu trinken an oder hast du in deiner Position bereits sämtliche guten Manieren verlernt?“ Marcel schüttelte leicht grinsend den Kopf und bat seine Sekretärin herein, um uns eine Flasche Wasser und zwei Gläser zu bringen. „Erstens: Wasser?! Zweitens: Vom direkten Konkurrenten?!“ Mit einem Augenrollen schenkte mir Marcel mein Glas ein, um kurz darauf in einer seiner Schubladen zu kramen und einen Stapel Blätter vor sich auszubreiten. „Also, nachdem du den Weg hierher gefunden hast, nehme ich mal an, dass du Interesse an dem Job hast. Hier wären dann die Unterlagen zu deinem Personal, dem Umfeld, dem Kader, der Erwar....“

„Wie sieht es mit Cash aus?“ „Wie konnte ich annehmen, dass dich diese Banalitäten über deinen neuen Verein interessieren könnten?! Verhandlungsbasis sind 17.250€ bis Juni 2012.“ „Geht klar! Wo muss ich unterschreiben?“ „Willst du denn gar nichts wissen?“ „Sollte ich denn? Du bist mein bester Freund, auch wenn wir uns die letzten sieben Jahre nicht wirklich gesehen haben. Du wirst mir schon kein faules Ei unterjubeln. Und wenn doch, weißt du ja, dass ich meine eigenen Regeln habe, wie ich dagegen vorgehe.“ Marcel zuckte nur kurz mit der Augenbraue, warf mir den bereitgelegten Füllfederhalter hinüber und kurz darauf, war meine Vertragsunterschrift perfekt. „Gut, dass hätten wir dann. Dann hätte ich jetzt nur noch eine Frage. Warum arbeitest du für den Alten? Waren deine Worte nicht: Ich studiere Sportmanagement nicht etwa, weil ich bei meinem Vater auf einen Posten hoffe, sondern weil ich mir etwas Eigenes aufbauen will?!“ „Oh, ganz vergessen. Waren deine Worte nicht: in ein paar Jahren spricht keiner mehr von Dominique Rocheteau, denn dann habe ich seine 15 Tore für die französische Nationalmannschaft pulverisiert?!“

„Da haben wir wohl beide nicht das bekommen was wir wollten, nicht wahr?“ „Naja, es hätte schlimmer kommen können. Ich bin immerhin jetzt dein finanzielles Oberhaupt und du kannst endlich eine französische Profifußballmannschaft trainieren und zeigen, dass du nicht nur im Amateurfußball ein glückliches Händchen hast. Der FC Nantes bietet für uns beide also die Möglichkeit doch noch unsere Träume zu verwirklichen. Wenngleich auf etwas andere Art.“ Man konnte fast meinen, dass Marcel Ernst meinte, was er da sagte, aber wen wunderte das schon. Er war schon immer der Naive von uns beiden gewesen. Der Träumer, der dafür oft genug eine von anderen gefangen hätte, wenn ich nicht sein Freund gewesen wäre. Wobei es jetzt genau dieser Träumer war, der mir doch noch die Chance bot einen Fuß in den bezahlten Fußball zu bekommen, auch wenn er auf der anderen Seite der Linie stattfand.
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #1 am: 21.Juni 2011, 08:21:38 »

Mein erster Auftritt


„Kommt mal alle hier her! Ich will euch euren neuen Trainer vorstellen.“ Mit einer ausladenden Geste und der nach wie vor grimmigen Miene, die er seit meiner Vorstellung im Mitarbeiterstab angenommen hatte, bereitete mir mein Trainerassistent Philippe Anziani den Raum, um mich der kompletten Mannschaft entgegenzustellen. Und wenn ich komplette Mannschaft meine, dann ist das auch so zu verstehen. Hätte man eine präsentable U17 gehabt, hätte die jetzt sicherlich auch noch vor mir gestanden. Von der 1. bis zur U19 waren nämlich alle Spieler vertreten, weswegen mich nun 154 Augen gespannt anblickten. Anstatt jedoch in ihrer Mitte stehen zu bleiben, schritt ich durch die sich bildende Spielerschneise schnurstracks gen Mitte des Platzes. „Aufgepasst Herrschaften! Ich rede nicht gern um den heißen Brei, weswegen ich auch so schön antiquierte Begrüßungsfloskeln nicht sonderlich respektiere. Dass ich der neue Mann an der Seitenlinie bin, ist euch klar, da muss man jetzt auch nicht die hellste Leuchte im Kronleuchter sein. Und da ich durch meine Arbeit überzeugen will und nicht durch irgendwelche großen Reden, erwarte ich das Gleiche von euch. Macht was ich euch sage, setzt meine  taktischen Vorgaben um und wir werden prima miteinander zurechtkommen.“

Ich grinste die verblüfften Gesichter an und winkte meinen Co zu mir herüber, der mir die Kladde mit allen wichtigen  Spielerinformationen reichte. „In diesem Ordner steht alles was ich über euch wissen muss, hat man mir vor wenigen Stunden in der Mitarbeiterkonferenz erzählt.“ Schnell ließ ich die Seiten durch meine Finger gleiten, nur um den Ordner ebenso schnell wieder zu schließen und hinter mich in das Gras zu werfen. „Habe ich erwähnt, dass ich auch nicht gerne lese?! Das bedeutet, dass ihr ab heute die Möglichkeit habt mich von euren Fähigkeiten zu überzeugen. Mir ist egal, wer hier vorher Stammspieler war und wer nicht - ich beurteile Dinge gerne selbst. Da wir allerdings bereits in drei Tagen das erste Freundschaftsspiel haben, muss ich natürlich die Hinweise meiner Vorgänger annehmen, um euch zumindest auf den richtigen Positionen einzusetzen. Danach wird sich zeigen, ob ich die Dinge genauso sehe, wie mein Trainerstab.“ Mit aufgerissenen Augen hatte Philippe der Szenerie beigewohnt, denn mit solch einer Demonstration hatte er wohl kaum gerechnet, auch wenn er eine Andeutung meiner charakterlichen Eigenheiten bereits Stunden zuvor erfahren hatte.

Die Schneise hatte nach wie vor Bestand, weswegen ich, gefolgt von ungläubigen Augenpaaren, bequem den gleichen Weg zurücklaufen konnte. Philippe fing sich dann als erster von allen Anwesenden, trommelte die Spieler zusammen und erklärte ihnen, dass wir ab sofort ein neues System spielen würden. Statt dem gewohnten 4-4-2 würde ab sofort ein 4-2-3-1 System unsere Auftritte bestimmen – eine Tatsache, die im Kollegium auf unverhohlene Missachtung gestoßen war.


....10 Minuten zuvor....


„4-2-3-1?! Und woher sollen wir das Spielermaterial nehmen?! Vielleicht ist Ihnen ja bekannt, dass wir kein Geld haben, um uns einfach mal so die nötigen Spieler zu holen. Ich weiß ja nicht, wie Sie arbeiten, aber wir haben hier bish...“ „BISHER, da haben wir doch schon
das entscheidende kleine Wörtchen. Bisher haben sie vielleicht auch den Rasen nach den Mondzyklen geschnitten. Das ist mir aber egal! Ich richte mich nicht nach den Spielern, sondern diese nach mir! Und wenn ich dieses System spielen lassen will, dann wird genau dieses System auf dem Platz umgesetzt! Wenn der Vorstand geglaubt hätte, dass IHR System so durch und durch überzeugend war, dann würden Sie jetzt hier die neuen Ideen einbringen. Aber ich stehe hier und ICH bin es, der ihre bornierten, kleinkarierten und absolut un...“

„HERRSCHAFTEN! Darf ich Sie um etwas mehr Professionalität bitten?“ lautstark, aber sichtlich nervös unterbrach Marcel den  beginnenden Disput. Fast schon panisch starrte er mich an, nach weiteren Worten ringend, die die Situation entschärfen konnten, doch er fand sie nicht. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass ich durch meine Arbeit in den letzten Jahren reifer und kompromissbereiter in meinem Umgang mit anderen geworden war, aber wie sich gerade zeigte, war dies eine unbegründete Hoffnung gewesen.

„4-2-3-1 sagen Sie also? Na dann lassen Sie doch mal hören, wie Sie sich das vorstellen.“ setzte stattdessen Loic Amisse, mein zweiter Assistent an. Meine Augen wanderten zu der Stimme, nachdem ich nach wie vor in Richtung Marcels geblickt hatte. Stirnrunzelnd ließ ich mich auf meinen Stuhl nieder, um mir letztlich die Hände vor das Gesicht zu schlagen. „Ist denn hier wirklich jeder von allen guten  Geistern verlassen? Ich bin seit gestern Mitglied dieses Vereins, habe noch keinen einzigen Spieler zu Gesicht bekommen und soll jetzt hier jedem Spieler seine Position zuweisen? Oder war die Frage eher taktischer Natur und ich muss jetzt Nachhilfestunden in der Konstruktion eines Systems beantworten? Okay, ich sehe ein, dass man vor 20 Jahren, als Sie noch aktiv Fußball gespielt haben mit Systemen agiert hat, die heute, sagen wir mal, etwas vorsintflutlich wirken, aber das ich jetzt auch noch die neuesten Entwicklun...“ War ja klar, dass man nicht erwarten konnte, dass für die Dauer einer Besprechung die Mobiltelefone ausgeschaltet waren, denn genau solch eines klingelte jetzt in ohrenbetäubender Lautstärke. Darauf wartend das sich der Übeltäter gleich zeigen würde, lehnte ich mich grimmig blickend zurück, als mir endlich auffiel, dass es sich um meine eigenes handelte.

Gezielt griff ich in meine rechte Hosentasche, blickte aufs Display, erhob den Zeigefinger, um den Anwesenden zu bedeuten, dass es  sich um einen ganz wichtigen Anruf handelte und trat aus dem Zimmer in den Flur. Zwar handelte es sich bei dem Anrufer nur um meine Reinigung, um mir mitzuteilen, dass meine Hemden abholbereit waren, aber das mussten die anderen ja nicht erfahren. Nach wenigen Sekunden riss ich deshalb die Zimmer zum Konferenzzimmer wieder auf, blickte hinein und erklärte die Sitzung mit einem: „Na dann lassen sie uns doch mal die Mannschaft begrüßen.“ für beendet. Alles in allem war das Kennenlernen damit besser gelaufen als
erwartet.
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fcbfreak

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #2 am: 21.Juni 2011, 19:06:46 »

Der Anfang gefällt mir sehr gut. Vom Stil wie auch vom Inhalt.
Sieht ja nach einem Mini-Mourinho aus dein Trainier :P
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #3 am: 23.Juni 2011, 07:55:42 »

Danke dir. Lass ihn das mit dem Mini-Mourinho aber mal lieber nicht hören. ;D
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Persönliche Aufzeichnungen – Baustellenprobleme


Das erste Trainingsspiel gegen einen Klub aus der südamerikanischen Pampa verläuft wenig überraschend, denn wie ich mir bereits gedacht hatte, wissen meine Trainer nicht immer die richtigen Sachen zu berichten. Aber dafür habe ich ja diesen unsäglichen Ordner bereits verbrennen lassen. Schnell stellt sich nämlich heraus, dass wir zwei ganz interessante Talente in unserem Team haben, die nach Meinung der Trainerschaft nicht für viel mehr als die Reserve dienen. Unser Südkoreaner Jae, kann nicht nur auf Rechtsaußen spielen, sondern macht das sogar besser als der empfohlene Gakpé. Und unser offensives Mittelfeld wird ab sofort nicht mehr von Darbion besetzt, sondern von dem jungen Algerier Hanni. Die drehen nämlich noch die Partie und machen den bisherigen Leistungsträgern ganz schön Feuer unterm Arsch.  Mit den beiden sieht zudem sogar das zweite Spiel gegen einen erneut unbekannten Klub chilenischer Hochlandhirten einigermaßen ansprechend aus. Auf der rechten Verteidigerposition werden wir durch unsere Reise auch schnell fündig, denn der Brasilianer Fabinho von Coritiba schließt sich auf Leihbasis (85.000€) und entsprechender Kaufoption (400.000€) unserer Mannschaft an.

Dass dafür allerdings auch andere weichen müssen, lässt sich nicht vermeiden und wenn ich mir das Spielermaterial so ansehe, ist das auch besser so. Kaum zu glauben, dass die Fans Malick Ba tatsächlich hinterher trauern. Ich bin nur froh, dass wir ihn endlich los sind. Soll er doch in der polnischen Hauptstadt glücklich werden. Die Buhrufe werden in diesen Tagen allerdings nicht weniger, denn großes Unverständnis herrscht darüber, dass ich Nimani wieder ins Fürstentum zurückschicke. Wo er sich doch so nett bei mir auf Krücken vorgestellt hatte. Aber sieben Monate Minimum auf ihn zu verzichten und dabei jeden Monat 50.000€ abrücken, ist bei meinem schmalen Budget einfach nicht drin. Nicht nur, dass er damit knapp dreimal so viel verdient wie ich, ohne sich Nacht für Nacht und Tag für Tag den Kopf zu zerbrechen, entspricht das auch gleich mal 10% des monatlichen Gehaltbudgets, das mir zur Verfügung steht. Auch der Junge von Charlton, dessen Namen ich glücklicherweise bereits vergessen habe, kann sich bei einem anderen Verein bewerben. Viel Erfolg kann ich ihm aber nicht versprechen, denn den hätte ich noch nicht mal zu einer meiner bisher trainierten Amateurmannschaften geholt.

Jetzt muss ich nur noch Akoussaga loswerden. Bisher hat sich aber noch kein Käufer gefunden, was mich so langsam an den Rand des Wahnsinns treibt. Viel schlimmer sind da eigentlich nur die ständigen Spammails, die hier tagtäglich meinen Email-Account überfluten. Wahrscheinlich werde ich die demnächst direkt auf den Account von Philippe umleiten. Soll der sich doch mit den Angeboten, irgendwelche abgehalfterten Stars unter Vertrag zu nehmen, die jetzt, nachdem sich ihre große Karriere dem Ende entgegen neigt und sie mit ernsthaften finanziellen Problemen konfrontiert sehen, ihre 10 unehelichen Bälger zu ernähren, auseinandersetzen. Meine Zeit ist mir dafür nämlich zu schade, immerhin muss ich jede Idee meines Stabs und davon gibt es leider viel zu viele auf Durchführbarkeit überprüfen. Ist der kleine Maxime schon reif die Windeln wegzulassen, soll Albert mit seinem Schnupfen daheim bleiben und wäre es möglich nicht mehr ganz so harsche Töne im Training zu finden, immerhin hat sich Frank nun zum Bettnässer zurückentwickelt. Ich mein‘ HALLO?! Die arbeiten doch für mich, damit ich mir diese Probleme eben nicht mehr anhören muss!

Zu guter Letzt habe ich mir dann vor drei Tagen noch ein Spiel von Probespielern, die derzeit noch einen neuen Verein suchen, anschauen müssen. Warum in Gottes Namen muss ich mir so etwas antun? Die spielen doch dort vor, weil sie zu schlecht sind, um damit ihr täglich Brot zu verdienen. Was soll ich also mit denen? Obwohl, einer hatte echt Talent, weswegen ich ihm auch gleich einen Job angeboten habe. Ich habe da nämlich so eine leidige Plage mit Fliegen in meinem Büro und weil er sich so gut gemacht hat als Fliegenfänger, hätte ich ihn echt gut gebrauchen können. Er fand den Witz nicht ganz so lustig, wobei ich ihm damit doch nur den Gefallen tun wollte zu erläutern, dass er überall gut aufgehoben ist, nur nicht im Fußball. Da schaue ich mir doch schon lieber unser letztes Vorbereitungsspiel gegen einen französischen Amateurfußballverein an. Immerhin laufen da zumindest 22 einigermaßen begabte Spieler herum. Die 22 kommen im Laufe des Spiels auch komplett zum Einsatz und beenden auch dieses Spiel mit einem komfortablen 3:0 Auswärtssieg. Eigentlich wollte ich ja vier Spiele in der Vorbereitung spielen, aber meine Terminplanungsabteilung hat doch tatsächlich verpennt, dass wir im Coupe de la Ligue bereits in der 1. Runde antreten.

Naja, wenn das Spiel gegen Clermont Foot in die Hose gehen sollte, lag es wenigstens nicht an mir. Ich brauche für eine optimale Vorbereitung nämlich VIER Spiele und nicht nur deren drei! Vorher steht dann allerdings noch meine erste „professionelle Pressekonferenz“ an, wie Marcel die ganze Zeit betont. Man, der macht sich ja wegen jedem Scheiß gleich in die Hose. Der soll sich lieber mal darum kümmern als Manager noch etwas Geld von seinem Präsidentenvater zu ergattern, damit ich vielleicht doch noch jemanden verpflichten kann. Auf welcher Position ist mir eigentlich ganz egal, außer vielleicht im Tor, denn Assembe steht immer ganz sicher.
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #4 am: 26.Juni 2011, 22:10:09 »

Begegnungen

„Yanis!“ unwirsch packte mich Marcel an der rechten Schulter, um an mir vorbeizuschlüpfen und sich vor mir zu postieren. Er konnte von Glück reden, dass er ebenfalls sehr groß gewachsen war, sonst hätte er mit dieser produzierten Szene wahrscheinlich keine müde Regung bei mir hervorgebracht. „Was denn noch?“ „Ich meine das ernst, was ich eben gesagt habe!“ „Ja, ja ist ja schon gut. Ich bin jetzt nicht mehr im Amateurfußball tätig und habe die Aufgabe, meinen Verein auch in der Öffentlichkeit adäquat zu präsentieren. Ich habe es verstanden. Mach dich mal ein bisschen locker! Ich bin ja nun auch nicht doof, du brauchst es mir also nicht fünf Mal zu erklären.“ Eilig ging ich an ihm vorbei, die Tür zum Konferenzraum betretend, um schnellen Schrittes hinter dem Tisch Platz zu nehmen, der für die gleich folgende Pressekonferenz aufgestellt worden war. Das „Bitte Herr, lass ihn einmal die Ruhe bewahren.“, das Marcel fast schon lautlos gen Himmel gerichtet hauchte, hatte ich da schon nicht mehr gehört. Nur wenige Augenblicke später folgte mir Marcel, nahm neben mir Platz und eröffnete die Pressekonferenz.

Reporter: „Herr Rocheteau, wie fühlt es sich an, die erste Pressekonferenz für den FC Nantes zu bestreiten?“

Das geht ja schon mal gut los. Ehrlich? Von mir aus hätten wir darauf auch gern verzichten können, denn euch Heinis habe ich eigentlich gar nichts zu sagen.

Ich: „Sehr gut. Ich denke, wenn ich jetzt an ihrer Stelle stehen müsste, könnte ich das sehr viel schlechter behaupten.“

Puh, erste Frage ohne schwere Zwischenfälle überstanden. Der Nachwuchsreporter scheint mit der Antwort auch ganz zufrieden, Marcel ja sowieso. Und auch die restliche Journalistenschaft nickt wohlig vor sich hin. Gott, dauert das hier noch lang?


Reporter: „Sie haben also keine Bedenken, dass Sie gleich an ihrer ersten Wirkungsstätte versagen? Immerhin geht es im bezahlten Fußball ja ganz anders zu, als in den Amateurligen. Hier müssen Sie zeigen, dass Sie etwas von Ihrem Fach verstehen, immerhin geht es hier um mehr als nur den bloßen Spaß.“

Na bravo! Gibt es irgendwo eine Reporterschulung bei der man lernt möglichst beschissene Fragen zu stellen? Was ist das denn für eine Frage?!

Ich: „Nun, letztlich unterscheidet sich der Amateurfußball gar nicht so stark vom Profifußball. Eigentlich hat man da sogar noch schwerere Bedingungen, mit denen man sich arrangieren muss. Da müssen die Jungs nämlich noch neben ihren eigentlichen Berufen Zeit für das Training finden. Da hat man es hier schon vergleichsweise leicht, immerhin muss man sich nicht mehr um andere nebensächliche Dinge kümmern, sondern kann sich voll und ganz auf die Aufgabe „Fußball“ konzentrieren.“

Sieht man mir mein gespieltes Lächeln eigentlich an? Wenn die Fragen nicht besser werden, kann ich für nichts mehr garantieren, denn angeborene Blödheit kann ich nicht auch noch kurieren.

Reporter: „Viele sind dennoch überrascht, dass ein so unerfahrener Trainer wie Sie es sind heute hier sitzt. Glauben Sie denn, dass Sie den Job auch bekommen hätten, wenn Sie nicht so gut mit dem Präsidenten des Vereins bekannt wären?“

Bäm! Frage drei soll es also sein. Kein vorsichtiges Abtasten mehr, sondern der direkte Angriff? Mir soll es Recht sein. Mein gespieltes Lächeln brauche ich ja nun auch nicht mehr aufzusetzen.


Ich: „Um Gottes Willen. Interessiert Sie tatsächlich nur das? Wie ich an meinen Job gekommen bin? Ob ich Vorteile habe, weil ich der Sohn von Domique Rocheteau bin und der eben Freunde hat, die wiederum mich kennen? Ich denke die nächsten Resultate werden Ihnen zeigen, dass ich hier nicht umsonst sitze.

Reporter: „Eine forsche Aussage, die hier wohl kaum jemanden überrascht, nachdem sie bereits in den ersten Tagen ihrer Amtszeit die Öffentlichkeit mit interessanten Ideen beglückt haben. Malick Ba und Frederic Nimani wurden gleich aus dem Kader verbannt und ein Neuzugang wurde als Kapitän bestimmt. Jetzt noch eine solch imposante Aussage, über ihre Fähigkeiten. Ist das nicht zu viel, was Sie der Mannschaft da gleich zu Beginn aufbürden?“

Ich: „Wie sieht das denn ihr Arbeitgeber? Nehmen wir mal an, sie liefern ab morgen keine Artikel mehr, wird ihr derzeitiger Arbeitgeber Sie dann noch beschäftigen? Nichts anderes habe ich mit Nimani gemacht. Wenn er in die Reha will, kann er das gern bei Monaco machen. Ich werde dafür aber nicht meinen Geldbeutel öffnen, um ihm diesen bezahlten Urlaub zu finanzieren. Malick Ba passte einfach nicht in mein System! Und wenn sie so schön auf den neuen Kapitän anspielen. Wir sprechen hier von Benoit Cheyrou! Ich weiß ja nicht, wie sehr Sie mit dem französischen Fußball vertraut sind, aber ich denke, dass Sie mit Ihrer Wertschätzung bezüglich der Spieler in meiner Mannschaft wohl ziemlich danebengegriffen haben. Benoit  wird meine Anweisungen auf dem Spielfeld viel besser in den Spielverlauf einbringen können als Guy, der sich die Seele aus dem Leib brüllen muss, um noch seinen Mitspieler in der Mitte des Spielfeldes zu erreichen. Aber nur zu, geben Sie mir einen Tipp, wie ich es besser machen kann! Nur weil sie auf ihrer Playstation auf „ultraleicht“ einmal mit einem kleinen Team gegen das große Manchester United gewinnen konnten, brauchen Sie nicht zu glauben mir hier neue Weisheiten zu eröffnen! Ich denke..."

Marcel: „ICH denke, damit wurden alle Fragen der Presse hinreichend beantwortet. Sie werden sicher Verständnis dafür haben, dass wir die Konferenz an dieser Stelle beenden. Morgen wartet das erste Pflichtspiel auf die Mannschaft und Vorbereitung ist alles, nicht wahr?“

Marcel war mittlerweile der blanke Schweiß auf die Stirn getreten und er hatte Probleme das laute Gemurmel der Presseschar zu übertönen. Dennoch schaffte er es und zog mich verzweifelt hinter dem Tisch hervor, um mich aus dem Raum zu geleiten. Erst hinter der geschlossenen Tür wich aus seinem Körper die Anspannung und er ließ sich schwer gegen die Tür sinken. „Was habe ich mir nur dabei gedacht, dich an Bord zu holen?“ Ich grinste unverhohlen und entgegnete nur: „Weil ich der Beste bin.“
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #5 am: 29.Juni 2011, 07:39:48 »

Persönliche Aufzeichnungen – Manipulationen


Coupe de la Ligue 1. Runde

War insgesamt eine enge Geschichte, auch wenn es eher an uns lag, als an der Ausgeglichenheit. Wir haben das Spiel zu lange offen gehalten und hätten am Ende durch einen „Lucky Punch“ auch gut und gerne den kürzeren ziehen können. Haben wir aber dank der Matchwinner Darbion und Rodelin nicht, die jeweils vier Minuten nach ihrer Einwechslung zusammen glänzen konnten. Wobei der 30m Schuss von Darbion noch Extralobes bedarf.

Nantes – Clermont Foot 1:0

Tore: (62.) 1:0 Darbion


1. Spieltag

Djordjevic! Das kann es doch nicht sein. Wie kann man in den ersten 15 Minuten zwei hundertprozentige haben und versieben? Hab ich ihn nach dem Spiel auch gefragt, aber beantworten konnte er es mir natürlich nicht. Am Ende durfte sich Assembe ein ums andere Mal auszeichnen, weswegen er zu Recht Spieler des Spiels geworden ist. So blieb es nämlich bei der Nullnummer. Jedenfalls was die Tore angeht. Verletzungstechnisch haben wir die Partie klar mit 2:0 zu "unseren Gunsten" entschieden. Bekamenga fällt zwei Monate wegen einer Wirbelsäulenverletzung aus und Tixier vier Wochen, wegen einer Fußverletzung. Das geht ja gut los!

Nantes – Le Mans 0:0


2. Spieltag

Über das vergangene Spiel will ich gar nicht nachdenken. Nicht nur, dass uns dieser Schiedsrichter ständig benachteiligt hat, waren wir ungefähr so organisiert wie ein Ameisenhaufen, der plötzlich keine Königin mehr hat! Eine bodenlose Frechheit war der Auftritt und wenn sich die Mannschaft nicht bald zusammenreißt, wird das weitreichende Konsequenzen haben. Einzig und allein Darbion weiß erneut nicht zu enttäuschen. Damit ist die Idee Hanni als Stammspieler einzusetzen erst mal wieder vom Tisch.

Troyes (2) – Nantes (13) 5:1

Tore: (3.) 1:0 Psaume, (38.) 2:0 Marcos, (42.) 3:0 Bettiol, (50.) 3:1 Darbion, (54.) 4:1 Obbadi (Elf.), (90.+1) 5:1 Keita


3. Spieltag

Der Schiedsrichter hätte das Stadion wohl nicht unbeschadet verlassen, hätte er seine krasse Fehlentscheidung nicht noch etwas gemildert, indem er auch uns einen Elfmeter zugesprochen hätte. Ich war jedenfalls schon drauf und dran mich zu maskieren und dem Streifenhörnchen nach dem Spiel aufzulauern. Wie man in der Szene, die zum gegnerischen Strafstoß geführt hat auch nur im Ansatz einen solchen sehen konnte, ist den tausenden Zuschauern und vor allem mir bis jetzt ein Rätsel. Der Start in die Saison ist damit wirklich gehörig in die Hose gegangen.

Nantes (15) – Evian (19) 1:1

Tore: (20.) 0:1 Adnane (Elf.), (64.) 1:1 Cheyrou (Elf.)


4. Spieltag

Ich bin mir jetzt ganz sicher! Ich bin hier eindeutig in eine tiefgreifende, absolut verwerfliche Manipulation geraten. Jeder Schiedsrichter pfeift hier das Blaue vom Himmel herunter und das kann kein Zufall mehr sein. Ein völlig offenes Spiel wird ab der 65. Minute von uns kontrolliert, nein was sage ich, diktiert! Die gegnerische Mannschaft kommt nicht mehr aus der eigenen Hälfte und sieht sich mit unzähligen Torchancen durch uns konfrontiert. Nur ein Ausflug in unsere Hälfte gelingt ihnen noch und wieder ertönt der Pfiff des Schiedsrichters. Das Elfmetertor ist dann nur noch Formsache.

Laval (2) – Nantes (18 ) 1:0

Tore: (83.) 1:0 Gerest (Elf.)


Coupe de la Ligue – 2. Runde

Die Luft wird dünner! Nicht etwa für mich, sondern für die Verantwortlichen des Komplotts gegen mich. Es war ja vorauszusehen, dass der Gegner gegen uns gewinnt. Aber so langsam wird es auffällig und wenn ich nur alles ganz genau beobachte, werde ich die Drahtzieher hinter diesem Vorgehen sehr schnell enttarnt haben. Wahrscheinlich wird man mir für diese Aufdeckung unendlich dankbar sein und mir einen Job bei einem größeren Verein anbieten. Verdient hätte ich es nach diesen Vorgängen allemal.

Nantes – Guincamp 1:2

Tore: (23.) 0:1 Scarpelli, (28.) 1:1 Capoue, (71.) 1:2 Gilmar (Elf.)


5. Spieltag

Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Wettmafia ihre durch und durch verdorbenen Vorhaben besser zu verdecken sucht, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Sie scheinen allmählich auf eine direkte Konfrontation abzuzielen, anders kann ich mir das heutige Ergebnis nämlich nicht erklären. Der Gegner führt durch Glück und Zufall bereits mit 1:0, aber um wirklich sicher zu gehen, dass nichts mehr schief geht, legen sie noch einen drauf und lassen erneut durch einen Elfmeter das Ergebnis noch etwas aufpolieren. In meinem Arbeitszimmer stapeln sich so langsam aber sicher die Beweise, mit denen ich jetzt früher oder später vor die Presse treten werde.

Nantes (18 ) – Vannes (14) 0 :2

Tore : (56.) 0:1 Macquet, (72.) 0:2 Faivre (Elf.)
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Juelz_no6

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #6 am: 30.Juni 2011, 10:57:55 »

Ou ou ou, das fängt ja gar nicht gut an, welche Erwartung hast du eigentlich seitens der Vereinsführung und was ist der Medientipp?
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #7 am: 01.Juli 2011, 08:28:55 »

Juhu, ein Feedbacker. ;D Die Medien tippen auf obere Tabellenhälfte. Mein Vorstand präzisiert das Ganze auf den 9.Platz. :)

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Persönliche Aufzeichnungen – Langsames Erwachen


6.Spieltag

Ich lasse mich durch die Geschehnisse jedoch nicht demotivieren und ziehe meinen Trainingsplan konsequent durch. Die nächsten zwei Wochen, die uns aufgrund der Länderspiele zur Verfügung stehen, stopfe ich deshalb mit sämtlichen Torschuss-, Spielaufbau- und Taktikübungen voll, die ich bisher kannte - nebenbei erfinde ich noch ein paar neue. Im Spiel gegen Metz wird mir dann schnell klar, dass auch ein Spieler aus meiner Mannschaft in die Manipulationen verstrickt sein muss. So offensichtlich schlecht kann Torwart Erwin Zelazny, der aufgrund einer Flugverspätung von Assembes Flieger (von dem ich ausgehe, dass auch das kein Zufall ist) in die Formation rutscht, gar nicht spielen, als dass ich da noch an einen schlechten Tage glauben kann. Ich glaube meinen Augen kaum, dass wir tatsächlich mit 2:0 in Führung liegen, bis sich dann doch alles der Normalität zuwendet. Metz bekommt nämlich, wen wundert es, einen Elfmeter zugesprochen und der „Übeltäter“ Keita wird in seinem ersten Spiel für uns gleich mal vom Platz gestellt. Das ist dann des Guten zu viel und mir platzt am Ende des Spiels der Kragen. Auch wenn wir 3:3 spielen, was nur der kämpferischen Leistung meines Teams zu verdanken ist, renne ich schreiend über den Platz und rufe „Manipulation, Manipulation, Manipulation!“ Vor den Mikrofonen präzisiere ich dann meine Aussagen, denn für die Presse ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Für mich ist das nur der Beginn einer offen ausgesprochenen Kampfansage. Die sollen ruhig wissen, dass ich die Machenschaften durchschaut habe!

Metz (7) – Nantes (19) 3:3

Tore: (5.) 0:1 Yong-Jae, (32.) 0:2 Guerriero (Eg.), (37.) 1:2 Cassan, (41.) 2:2 Duhamel (Elf.), (52.) 3:2 Cassan, (85.) 3:3 Darbion (Elf.)


7. Spieltag

Anscheinend hat mein öffentlicher Auftritt etwas bewirkt! Den Rüffel vom Verband klebe ich aber noch schnell in mein Fleißheftchen, denn wie sagt man doch so schön: Euer Neid, ist meine Anerkennung! Der Schiedsrichter hält sich auffällig zurück und schon gelingt uns das nächste Remis. Kein Elfmeter ist es diesmal, der dem Gegner noch den Ausgleich beschert, sondern ein individueller Fehler meines Innenverteidigers Sasso. Aber damit kann ich heute leben, denn ich weiß jetzt, dass die Wettmafia weiß, dass ich sie genauestens beobachte.

Reims (13) - Nantes (19) 1:1

Tore: (77.) 0:1 Djilobodji, (82.) 1:1 Fauré


8. Spieltag

Na wer sagt es denn! Endlich können wir die Trainingseindrücke auch mal ins Spiel mitnehmen. Wir lassen von der ersten Minute weg keinen Zweifel aufkommen, dass wir das Ding heute gewinnen. Und wer braucht da schon einen funktionierenden Sturm, wenn man den Kopfballkiller Djilobodji in seinen Reihen weiß. Der Schiedsrichter hat zwar mehrmals die Pfeife an den Lippen, um doch noch das Spiel zu drehen, aber ab dem 4:1 gibt auch er sich seinem aussichtslosen Unterfangen hin und blickt mich geradezu traurig an. Meine zwei Finger, die unentwegt von meinen Augen in seine Richtung weisen, zeigen ihm aber auch eindeutig, dass ich ihn die ganze Zeit im Blick habe.

Nantes (19) – Grenoble (10) 6:1

Tore: (10.) 1:0 Djilobodji, (22.) 2:0 Gakpé, (40.) 3:0 Djilobodji, (45.+1) 4:0 Djordjevic, (58.) 4:1 Ravet, (60.) 5:1 Darbion, (71.) 6:1 Djilobodji


9. Spieltag

Never change a running system ist die Devise dieses Spieltages. Das ist dann auch tatsächlich das erste Mal in dieser Saison, dass ich genau die gleiche Mannschaft auflaufen lasse, wie im Spiel zuvor. Aber wieso sollte ich auch vorhaben, das neue Innenverteidigerpärchen Lusinga/Djilobodji zu trennen oder Nego und Tixier auf der Außenverteidigerposition auszutauschen. Genauso wäre es geradezu fahrlässig Gakpé und Othon nicht auf den Flügeln angreifen zu lassen. Und Keita und Bonnes im defensiven Mittelfeld zeigen auch erneut positive Ansätze. Am Ende können wir aber dennoch nicht gewinnen, aber immerhin hat die Serie ungeschlagener Spiele Bestand.

Ajaccio (19)  – Nantes (15) 0:0




10. Spieltag

Meine Vorgaben fruchten endlich und so wie es scheint, hat sich die Wettmafia damit abgefunden, dass es sich nicht mehr lohnt unsere Spiele zu manipulieren. Festzuhalten nach diesem Spiel ist, dass Djilobodji kaum aufzuhalten ist, wenn er seinen Schädel erst mal an den Ball bekommt. Nach 15 Minuten hatte der gegnerische Keeper schon feuchte Augen, weil erst ein Mitspieler auf der Linie klären musste und später die Latte für eine Führung im Weg war. Geholfen hat das aber alles nicht, denn am Ende konnte Djilobodji doch noch sein Tor feiern. Nebenbei bemerkt entwickelt sich Darbion zum Leader des Teams. Der kann ja richtige Zuckerpässe spielen, wenn er Lust hat. Mit dem ersten füttert er Gakpé und mit dem zweiten schickt er Bekamenga auf die Reise, der nach seiner langen Verletzung gleich im ersten Spiel einen Treffer markieren kann. Allmählich sieht es damit auch in der Tabelle wieder erfreulicher aus.

Nantes (14) – Tours (9)

Tore: (18.) 1:0 Gakpé, (36.) 2:0 Djilobodji, (76.) 3:0 Bekamenga


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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #8 am: 03.Juli 2011, 08:03:49 »

Persönliche Aufzeichnungen - Belehrungen

11. Spieltag

Nach dem letzten Spiel wird das Training neu strukturiert. Einheitliche Trainingsgruppen adé – ab sofort heißt es neue Wege zu beschreiten. So finden sich Djilobodji und Gakpé beispielsweise in einer neugeschaffenen Gruppe zusammen wieder, um die Arbeit des anderen besser verstehen zu lernen. Während Gakpé bisher nämlich zu wenig nach hinten gearbeitet hat, konnte ich mich über den Einsatz und die Moral von Djilobodji bisher nicht im Geringsten beschweren. Und wie es scheint, fruchtet die „Behandlung“ auch gleich. Gakpé arbeitet sich im anschließenden Spiel den Allerwertesten auf und düpiert im Zusammenspiel mit Darbion die gesamte Hintermannschaft Boulognes im Minutentakt. Außer im Sturmzentrum und in der Innenverteidigung neben Djilobodji hat sich die Formation gefestigt. Zu Saisonbeginn noch zum 2.Kapitän bestimmt, ist für Pierre das Kapitel Nantes beendet, während Sasso, Lusinga und Barré den Dreikampf um den letzten Innenverteidigerstammposten  aufgenommen haben. Pierre hat sich aus diesem schon verabschiedet und soll bei einem anderen Verein Geld und Nerven kosten. Interessenten gibt es überraschenderweise genug.

Boulogne (8 ) – Nantes (13) 0:2

Tore: (45.+1) 0:1 Gakpé, (61.) 0:2 Gakpé


12. Spieltag

Ich wette die Journalisten haben nach dem schwachen Beginn schon die Messer gewetzt, um mich öffentlich zu zerpflücken. Dumm nur, dass der unbekannte Trainer plötzlich eine Mannschaft auf den Platz schickt, die nicht von allen überrannt wird. Stattdessen muss man sich jetzt vor uns in Acht nehmen und genauso soll es auch sein. Ich will ja schließlich nicht ewig in der zweiten französischen Liga festhängen. Obwohl mir die Jungs so langsam aber sicher ans Herz wachsen. Naja, dann müssen wir eben so schnell wie möglich aufsteigen. Ein Mann, der das vielleicht möglich machen könnte, ist und bleibt unser „Babyface“ Djilobodji, dem man seine Aggressivität im Zweikampf und seine Abgebrühtheit vor dem Tor rein äußerlich gar nicht anmerkt. Mir soll es recht sein, denn damit können wir nur unterschätzt werden. Vielleicht sollte ich demnächst nur noch Spieler holen, die handzahm wirken?!

Nantes (12) – Chateauroux (16) 2:0

Tore: (3.) 1:0 Djilobodji, (89.) 2:0 Lusinga


„... Ihnen auch. Auf Wiederhören.“ Den Telefonhörer noch an sein Ohr gepresst bedeutete mir Marcel mit seiner anderen Hand, doch bitte vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Ich blieb jedoch in der Tür stehen, um abzuwarten, ob es sich überhaupt lohnte, seiner Bitte nachzukommen. „Kannst du einmal das machen, was man von dir will?!“ „Ist das eine rhetorische Frage?“ Anstatt auf meine Bemerkung einzugehen, kam Marcel direkt auf den Grund für meine Einbestellung zu sprechen. „Das am Telefon war gerade der Spielerberater von Jean-Jaques Pierre.“ „Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass sein Spielerberater einem Wechsel nicht zustimmen wird. Wäre ja auch keine Überraschung. Sein Klient bekommt ja bis zu seinem Vertragsende noch sein Gehalt und dann kann man sich ja in Ruhe einen neuen Verein suchen. Gott, wie ich so etwas has...“ „Hey, spar dir deine Luft für das Training!“ unterbrach mich Marcel jäh, um sogleich weiterzureden. „Die Verhandlungen mit Pescara sind sehr gut verlaufen, was bedeutet, dass Jean-Jaques in der Winterpause bereits seine neue Arbeitsstelle antritt und uns 375.000€ in die Kassen spült.“ „Puh! Ich dachte schon, ich muss mir jetzt noch bis zum Saisonende sein Gegurke ansehen.“ „Sein Gegurke?! Deswegen hast du ihn auch zum 2. Kapitän ernannt?“ „Hey, jetzt bleib mal auf dem Teppich. Da war ich gerade einmal vier Wochen im Amt und wer konnte denn ahnen, dass er sich im Training so gut verstellen kann! Aber darüber muss ich mir ja jetzt glücklicherweise keinen Gedanken mehr machen. Dann weiß ich ja Bescheid und werde es in meine Planungen aufnehmen. Ich wünsche dir noch einen schönen...“

„Stopp! Nicht so schnell. Schon vergessen, dass du noch jemanden verkaufen willst?!“ Irritiert blieb ich stehen und blickte Marcel mit in Falten gelegter Stirn an. „Ronny?!“ sagte er fast schon beschwörend, aber er hätte mir auch genauso gut seinen Einkaufszettel vorlesen können, denn da hätte ich ungefähr den gleich Durchblick gehabt. „Kannst du deine Aussage vielleicht präzisieren? Oder holst du gleich eine Sanduhr aus deinem Schreibtisch und beginnst mir per Zeichnungen zu erklären, was du von mir willst.“ „Na Ronny Rodelin! Für ihn liegt ein Angebot von Trabzonspor vor! Klingelt‘s jetzt?“ „Achso, nee, denen kannst du absagen. Ich wollte dem Jungen nur ein bisschen Druck machen. So von wegen, arbeite härter oder du kannst wo anders deine Brötchen verdienen. Psychologie verstehst du?“ „Das kann jetzt nicht dein Ernst sein, oder? Wie soll ich das denn jetzt bitte den ganzen Interessenten erklären? Kannst du mir das mal verraten?“ „Ähm, nein. Ist aber auch nicht meine Aufgabe. Ich bin der Trainer, hast du das etwa schon vergessen? Ich versuche dir nicht, meine taktischen Überlegungen zu erklären und du lässt mich bitte mit deinem Finanz-Bla in Ruhe. Wobei ich eine Absage auch noch hinkriege. Oh, so spät schon?“ Ein Blick auf meine Uhr, ein kurzer Wink in Richtung Marcel und schon war ich aus seinem Büro heraus, um mich wieder meinen Aufgaben zu widmen.


13. Spieltag

Um meinen Worten auch Taten folgen zu lassen, entschied ich mich dafür, Rodelin nach langer Zeit wieder einmal das Vertrauen auszusprechen, als Sturmspitze zu agieren. Gegen den Tabellenletzten schien mir dafür jedenfalls der geeignete Zeitpunkt gekommen. Insgesamt machte er seine Sache da vorn auch ganz gut. Zwar kam er nicht zum Torerfolg, aber er rieb sich für das Team auf und ließ sich trotz einer leichten Blessur, die er in einem Zweikampf erlitt, nicht aus der Ruhe bringen. Die Tore, die zum nächsten Sieg für uns führten, erzielten aber wieder einmal andere.

Dijon (20) – Nantes (11) 0:2

Tore: (17.) 0:1 Bonnes, (90.+2) 0:2 Djordjevic


14. Spieltag

Die Blessur von Rodelin hat sich leider als etwas schwerwiegender herausgestellt. Mit einer Leistenzerrung fällt er vier Wochen aus, was seine Ambitionen, in der 1.Mannschaft Stammkraft zu sein, zwangsläufig wieder schmälert. Aber um individuelle Wünsche kann ich mich jetzt nicht weiter kümmern. Am Ende des Tages haben wir dann noch schön gepflegt zwei Punkte hergeschenkt, was angesichts unserer Dominanz seltenblöd ist. Zwei Mal war die Latte im Weg und die anderen Male die Unfähigkeit meiner Stürmer. Einzig und allein Othon reißt hier ein Spiel nach dem anderen runter, weshalb ich Marcel dazu kriegen muss, den Mann am Ende der Saison unbedingt zu verpflichten. Da Capoue unter der Woche für 500.000€ an Levante verschachert wurde, müsste das nötige Kleingeld ja langsam gesammelt sein.

Nantes (6) – Nimes (16) 0:0
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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #9 am: 05.Juli 2011, 08:31:41 »

Überraschungen


15. Spieltag

„Sind sie denn total verblödet?! Ich dachte, als Fitnesstrainer weiß man, wie viel ein Spieler verträgt. Ich will hier keine Bodybuilder, sondern Spieler, die 90 Minuten durchspielen können!“ Schuldbewusst blickte mir Bernard hinterher, als ich auch schon wieder aus dem Fitnessraum gestürmt war. Aufgrund seiner Inkompetenz muss ich jetzt nämlich auf meinen linken Verteidiger verzichten, der die nächsten drei Monate damit zubringen wird das Bett zu hüten. Wehe ich sehe ihn auch nur beim Hochheben seiner Kinder, dann kann er sich auf was gefasst machen. Wie kann man bitteschön einen Bandscheibenvorfall mit 30 Jahren haben? Irgendwas läuft hier grundlegend falsch! Doch alles Lamentieren hat keinen Sinn, das nächste Spiel steht an und da darf Nego beweisen, dass er nicht nur als rechter Verteidiger nütze ist. Aber stattdessen beweist fast die komplette Mannschaft, dass sie auch zu einer inakzeptablen Leistung im Stande ist. Gegen Angers bekommen wir ab der ersten Minute keinen Fuß auf den Boden und gehen, dank unserer Mithilfe, gekonnt unter. Eine beschi**ene Woche geht damit zu Ende.

Angers (17) – Nantes (7) 4:1

Tore: (13.) 1:0 Charbonnier, (45.) 1:1 Yong-Jae, (55.) 2:1 Manceau, (61.) 3 :1 Renouard, (88.) 4 :1 Diers








Coupe de France (7.Runde)

Überraschung, Überraschung, wir sind tatsächlich in der nächsten Runde. Hätten wir das nicht geschafft, hätte ich aber auch ganz schnell das Weite gesucht, denn gegen diesen regionalen Regionalligisten konnten wir nur gewinnen. Am Ende steht auch ein schönes 3:0 zu Buche, aber zufrieden bin ich dennoch nicht. Allein schon die Moral zur Halbzeitpause war beschämend. Lusinga, Fabinho und Othon lümmeln auf der Bank und sind drauf und dran ein Kartenspiel zu zücken. Ich unterbreche die Herrschaften ja nur ungern, aber TICKT IHR NOCH GANZ RICHTIG?! Wir sind doch hier nicht beim Kaffeekränzchen! Wenigstens Othon kneift in der zweiten Halbzeit nochmal die Arschbacken zusammen, was man von manch anderem leider nicht behaupten kann. Ich würde sie ja gern im nächsten Spiel ersetzen, aber da ist niemand. Da muss wohl im Training das Tempo angezogen werden.

Feurs – Nantes 0:3

Tore: (35.) 0:1 (Darbion), (45.+1) 0:2 (Bonnes), (82.) 0:3 (Othon)


16. Spieltag

Ich brauche einen Stürmer, der trifft, und zwar schnell! So einer wie Privat wäre schön, denn der hat vorgemacht, wie man wenige Ballkontakte haben kann, aber dennoch das Tor trifft. Meine Stürmer wiederum haben viele Ballkontakte, aber treffen das Tor nicht! Mehr als trainieren, trainieren und nochmal trainieren kann ich doch nun auch nicht machen. Das Tor treffen kann indes Keita auch ganz gut, nur leider das falsche. Och wie süß, da hebt er entschuldigend die Hand. Wäre ja noch schöner, wenn er das mit Absicht gemacht hätte!

Nantes (10) – Clermont Foot (11) 0:2

Tore: (40.) 0:1 Privat, (78.) 0:2 Keita (Eg.)


17. Spieltag

Vor dem Spiel bittet Cheyrou um ein Gespräch, in dem er mir mitteilt, dass er auch mal wieder gern auf dem Platz stehen will. Nachdem ich Gakpé und Hanni auf dem rechten Flügel so langsam aber sicher nicht mehr sehen kann, ist das für mich die ultimative Chance mal wieder ein bisschen zu experimentieren. Darbion spielt gegen Istres jetzt auf der Außenbahn und Cheyrou kann sich als Diktator im offensiven Mittelfeld verdient machen. Und heureka! es klappt. Nicht, dass ich Zweifel an meiner Taktik hätte – doch meinen Spielern traue ich den Totalkollaps mittlerweile in schöner Regelmäßigkeit zu. Außerdem scheint sich die „Wünsch dir was“- Aktion rumgesprochen zu haben, denn mein Co Philippe hat mir plötzlich auch noch einen Vorschlag zu unterbreiten. Wieso wollen wir denn nicht Guy Assembe mal eine Pause gönnen und Erwin Zelazny spielen lassen, fragt er mich ernsthaft! Aha, da haben wir wohl noch so einen Verstrickten in die Manipulation, denn anders ist die Bitte nicht zu erklären. Philippe wird mit dem Auftrag doch auch in meinem Namen 1000€ auf den Sieg von Istres zu setzen hinaus komplementiert. Könnte ihm so passen, dass ich seine dunklen Machenschaften nicht durchschaue.

Istres (18) – Nantes (11) 1:3

Tore: (12.) 0:1 Cheyrou (Elf.), (22.) 0:2 Bonnes, (34.) 0:3 Cheyrou, (87.) 1:3 Ciaravino


Bevor wir in zwei Tagen die 8.Runde im Coupe de France bestreiten werden, ist es für mich an der Zeit, eine Konferenz einzuberufen, bei der die Vorgänge der letzten Wochen konstruktiv besprochen werden sollen. Zu meiner Überraschung ist auch Marcels Vater mit von der Partie. Das ist natürlich noch besser, denn letztlich kann er dann gleich entsprechende Maßnahmen einleiten. „Schön, dass auch unser Präsident zu dieser außerordentlichen Versammlung zugegen ist. Damit wird der Schuldige für die letzten Wochen auch gleich mit der angemessenen Strafe bedacht. Nämlich seiner Entlassung!“ Ich mache eine längere Pause, um die Nervosität bei demjenigen, der für diese hinterlistigen Versuche, mir meine Arbeit noch schwerer zu machen, als sie sowieso schon ist, aus der Reserve zu locken. Doch noch sind alle Beteiligten ruhig. Noch! „Wahrscheinlich wird Sie das Thema dieser Unterredung nicht allzu sehr überraschen, aber ich nenne es trotzdem. Es geht um die Verpflichtungsversuche von Simone Del Nero, Karel Pitká, Julien Gorius und Hugo Baras, die allesamt nur daran gescheitert sind, dass es hier eine undichte Stelle gibt! Irgendjemand hier im Raum singt wie ein kleines Rotkehlchen, wenn es darum geht einen neuen Spieler für diesen Verein zu finden! Und ich werde diese Konferenz nicht eher verlassen, bis sich der Schuldige zu seinen Taten bekannt hat und aus dem Verein entfernt wird!“

Selbstzufrieden blickte ich einem nach dem anderen tief in die Augen, um den Verräter an seinem verdächtigen Blick zu identifizieren und dingfest zu machen. Mein Versuch wurde allerdings jäh durch das Räuspern des Präsidenten unterbrochen. „Nun, Yanis, woher sollen wir denn wissen, dass du nicht selbst für die Preisgabe verantwortlich bist?“ „Aber das macht doch überhaupt keinen Sinn! Warum sollte ich mir das Leben denn selbst schwer machen.“ Hilfesuchend blickte ich Marcel an, der mit versteinerter Miene in die Leere starrte. Was wurde denn hier gespielt? Eilig drehte ich mich zu Waldemar Kita um, der in meinem Rücken saß. „Auch ich war in den letzten Wochen nicht untätig, Yanis. Auch ich habe viele Gespräche geführt, die mir den Schuldigen überführen sollten, doch egal mit wem ich sprach, die Spur führte nur zu einer Person, die, seit sie hier begonnen hat, viel Unruhe gestiftet hat.“ „Unruhe?! Habe ich nicht etwa die Ligaposition erreicht, die sie sich gewünscht haben ohne dabei das Budget zu sprengen? Habe ich...“ „Haben Sie nicht drei Leistungsträger verkauft, die dem Verein noch hätten weiterhelfen können? Wechseln nicht Sie ständig die Aufstellung ohne der Mannschaft eine Chance zu geben, sich einzuspielen?“

Der abrupte Wechsel zum Sie machte mir nun doch etwas Angst, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Stattdessen fuhr ich herum und fixierte meinen Co-Trainer Philippe. „Sie stecken hinter dieser Geschichte, nicht wahr?! Deshalb sitzen Sie hier so selbstverliebt und grinsen mich in aller Seelenruhe an. Dieses Zusammentreffen dient doch nur einer Sache, oder? Meinem Rausschmiss!“ Mit dem letzten Satz wandte ich mich wieder Waldemar zu und der antwortete nur mit einem: „Sie lassen uns leider keine andere Wahl.“


....2 Tage später...


60 Stunden waren nun seit meinem Rauswurf vergangen. Nicht das mir mein Jobverlust irgendetwas ausmachte. Immerhin war ich es gewohnt, dass man als Revolutionär und Genie nicht immer nur auf Zustimmung stoßen würde. Mit meinem Engagement hatte ich aber sicherlich andere Vereine auf mich aufmerksam gemacht und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich bei mir melden würden. Bis dahin konnte ich meine Freiheit genießen und mich auf den nächsten Job vorbereiten. Einzig und allein das Klopfen an meiner Tür zu solch später Stunde unterbrach meine Überlegungen für den Moment. „Wenn ihr kleinen Pis...“ Mir blieb der Satz im Hals stecken, denn vor mir standen nicht etwa die Rotzgören, die mich seit Tagen terrorisierten, sondern Marcel, bepackt mit zwei Taschen. „Ach du.“ sagte ich deshalb nur knapp. „Was kann ich für dich nachts um 23:40 für dich tun?“ „Ich wohne jetzt hier!“ Verdattert blickte ich ihm nach, als er sich auch schon an mir vorbei in meine Wohnung gedrängt hatte. „Sicher! Fühl dich wie zu Hause. So ein, zwei Tage wird das sicherlich geh...“ „Ein bis zwei Tage?!“ Marcel hatte die Taschen zu Boden geworfen und funkelte mich jetzt an. „Oh nein, mein Freund! Du hast mich meinen Job gekostet und auch meine Wohnung! Du wirst mich jetzt wohl oder übel ertragen müssen, genauso wie ich dich bisher ertragen musste. Dank dir ist meine Karriere jetzt vorbei, denn nach diesem unrühmlichen Abgang, wird mich wohl kein Verein mehr einstellen wollen. Und das habe ich nur der Freundschaft zu dir zu verdanken. Jetzt darfst du mal zeigen, was für du für einen Freund tust!“
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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #10 am: 07.Juli 2011, 08:32:41 »

Payday

Damit lebten Marcel und ich mit unseren 32 und 35 Jahren in einer WG. Damit waren zwar die Chancen beim weiblichen Geschlecht in nächster Zeit irgendwie zu punkten unter den Nullpunkt gesunken, aber die alten Damen in der Nachbarschaft, waren plötzlich wie ausgewechselt und brachten mir Kuchen vorbei oder ließen mir sonstige Nettigkeiten zukommen. Daran konnte man sich fast gewöhnen. Drei Monate waren jetzt seit meinem Rauswurf vergangen und das Leben mit Marcel war auch einigermaßen erträglich. Außer zum  Schlafen war er kaum in der Wohnung, sondern hatte wohl wichtige finanzielle Geschäfte zu erledigen. Heute sollte ich aber unbedingt zu Hause bleiben, nicht dass ich sonst viel außer Haus war, denn er hatte mir eine wichtige Mitteilung zu machen. Pünktlich um 15.00 Uhr  betrat er das Wohnzimmer und warf mir einen braunen DIN-A4 Umschlag auf den Wohnzimmertisch. „Mach auf!“ forderte er mich auf  und ich tat ausnahmsweise einmal wie mir geheißen wurde. Zum Vorschein kam ein Vertrag über eine Mietswohnung auf meinen Namen, eine kurze Broschüre über den Verein AA Gent und ein Arbeitsvertrag ausgestellt auf meinen Namen. „Was zum Teufel?!“ brachte ich nur schwer heraus und das, obwohl ich nur selten um Worte verlegen war.

„Deine neue Arbeitsstelle als Trainer und natürlich meine als  Sportdirektor.“ Überlegen grinste mich Marcel an. „Wie soll das denn gehen? Ich habe nie irgendwas unterschrieben und verhandelt habe ich auch nicht.“ „Schon mal was von einer Blankounterschrift gehört?“ Jetzt hatte er mich gänzlich meiner Sprache beraubt, denn außer einem Schlucken war von mir nichts mehr zu hören. Von wegen eine erträgliche Finanzanlage für mich abschließen! Der Mistkerl hatte meine Unterschrift, die ich ihm gutgläubig überlassen hatte, dazu benutzt mir diesen Vertrag anzudrehen. „Aber ich war doch nie persönlich anwesend. Wie soll ich also...“ „Indem du mir die Geschäfte überlassen hast, in deinem Namen Verträge abzuschließen. Auch  dafür kann eine Blankounterschrift und ein geschuldeter Gefallen von einem befreundeten Notar gut sein.“ „Dann kündige ich den Vertrag eben wieder!“ „Dann schau dir lieber mal §12 an.“ Wieder folgte ich sofort der Aufforderung und las mit immer größer werdenden Entsetzen... „eine Vertragsauflösung von Seiten des Arbeitnehmers ist nur unter Zahlung einer Abfindung in Höhe von 250.000€ möglich.“ Schnell überschlug ich die Zahlen im Kopf und wenn ich das neue Gehalt, sowie meine bisherigen Ersparnisse von 12.000€ zu Grunde legte, ohne dabei etwas in Zukunft auszugeben, würde ich die nächsten 13 Monate bei diesem Verein gefangen sein. „Am besten du packst deine Sachen. In drei Tagen werden wir als neue Mitarbeiter beim AA Gent erwartet.“


In Belgien erwartet mich schließlich eine Mannschaft, die demoralisiert ist und eine Mitarbeiterschaft, die mich wie den neuen Messias  feiert. Jede Umstellung, jede Trainingsveränderung und jeder Beschluss wird freudig abgesegnet. Um die Mannschaft besser  kennenzulernen wird am nächsten Tag auch gleich ein Spiel gegen eine Verbandsligamannschaft angesetzt, damit ich sehe, wer hier was wie gut kann und damit die Spieler etwas Moral hinzugewinnen. Denn die brauchen wir dringend, immerhin steht in sieben Tagen das erste Pflichtspiel in der Europaplayoffgruppe A an. Der bitte was, frage ich Marcel, als er mir die belgische Eigenart versucht zu erklären. Demnach spielen die Plätze 1-6 nach 28 Spieltagen eine Meisterrunde aus. Jedes Team nimmt dabei die halbierte Punktzahl aus der  Vorrunde mit und spielt jeweils zweimal gegen die Teams in der Gruppe. In der Europaplayoffgruppe fängt man bei null an und spielt  gegen die Teams, die in der Vorrunde die Plätze 7-14 eingenommen haben. Allerdings nicht gegen alle, sondern nur vier, die in eine der zwei Gruppen gelost werden. Die ersten beiden der jeweiligen Gruppen spielen dann gegeneinander, um schließlich noch gegen den Drittplazierten aus der Meisterrunde zu spielen und so den Teilnehmer an der Europaleague zu bestimmen. Wo bin ich hier nur gelandet?




Europaplayoff Gruppe A (1.Spiel)

Das erste Spiel wird zeigen, wo wir stehen und was ich von der Mannschaft erwarten kann. Und überraschenderweise spielen sie gar nicht mal so schlecht. Zwar passen die Laufwege noch nicht, aber der Einsatz stimmt schon mal. Vor allem Suler macht in der  Innenverteidigung einen riesen Job! Er nimmt Sonck die ganzen 90 Minuten aus dem Spiel und schießt auch noch das Siegtor! Was will  man mehr als Einstand?!

AA Gent – Lierske SK 1:0

Tore: (76.) 1:0 Suler


Europaplayoff Gruppe A (2.Spiel)

Pah, man muss halt auch die Eier dafür haben! In der 85. Minute zeigt der Schiri etwa nicht auf den Punkt für uns, sondern lässt  weiterspielen. Wir fühlen uns natürlich um einen glasklaren Elfmeter betrogen und das kann die Welt da draußen auch gern wissen. Die Mikrofone nehmen meine Aussage gern auf und so bin ich nach nur wenigen Wochen in Belgien schon wieder da, wo ich sein will - auf  den Titelseiten!

Zulte Waregem – AA Gent 0:0


Europaplayoff Gruppe A (3.Spiel)

Wie unfair Fußball doch sein kann. Da spielen zwei Spieler Katz und Maus mit meinen Außenverteidigern, weil sie ständig die Seiten  wechseln und schon reißt das bei uns riesige Lücken. Wo wir doch mindestens ein Unentschieden gegen Lüttich verdient gehabt hätten. So ein blöder Mist. Damit zieht Lüttich auf Platz 1 und mit einem Punkt an uns vorbei. Doch es kommt noch schlimmer! Unser bester  wird von Witsel aufs übelste umgemäht und fällt mit einem Knöchelbruch für drei Monate aus. Na danke!

AA Gent – Standard Lüttich 1:2

Tore: (42.) 0:1 Carcela, (62.) 1:1 Soumahoro, (69.) 1:2 Leye


Europaplayoff Gruppe A (4.Spiel)

Wir haben zwar 2:0 gewonnen, aber das täuscht über unsere augenscheinlichen Probleme im Angriffspiel hinweg. Zwar ist der Sieg  absolut verdient, denn Lierse hatte nicht eine Chance im ganzen Spiel, aber das wir es am Ende auf zwei Tore gebracht haben, ist auch  sehr überraschend, wenn man sich unser Angriffsspiel einmal näher anschaut. Da werden Bälle in den Strafraum getragen, um dann  Nonsens Pässe zu spielen, die für uns gefährlich werden, aber nicht für den Gegner. Da muss sich schnell was tun, denn ein kleiner  Funken Hoffnung besteht ja noch für den Einzug in die nächste Runde. Allerdings fällt nun auch noch unser anderer Flügelspieler  Soumahoro für fünf Wochen aus, was unsere Chancen natürlich weiter dezimiert.

Lierse SK – AA Gent 0:2

Tore: (76.) 0:1 Wils, (87.), 0:2 Arbeitman (Elf.)


Europaplayoff Gruppe A (5.Spiel)

Die Tür ist jetzt ganz weit offen. Das sehr frühe Tor für uns hat uns natürlich sehr in die Karten gespielt, denn für uns hieß es Ergebnis verwalten und sicher stehen. Haben wir bis zur 60. Minute auch, bis wir noch die zweite Luft bekommen haben und den Gegner klar  gemacht haben, dass hier und heute nichts mehr für sie drin ist. Vor allem das Unentschieden von Lüttich stößt die Tür zur nächsten Runde jetzt ganz weit auf.

AA Gent – Zulte Waregem 2:0

Tore: (2.) 1:0 Suler, (57.) 2:0 Smolders


Europaplayoff Gruppe A (6.Spiel)

Wieder sind es zwei Spieler, die hier das Spiel diktieren und wieder sind es nicht die meinen. Witsel und Defour sind am heutigen Tag  einfach zu gut. Da helfen auch die letzten 15 Minuten in denen wir uns mit letzter Kraft entgegenstellen rein gar nichts. Die Saison ist damit für uns hier und heute zu Ende.

Standard Lüttich – AA Gent 1:0

Tore: (42.) 1:0 Witsel





„Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht!“
Die Hände tief in seine Haare vergraben starrte mich Marcel an. „Wieso? Ich finde es hier gar nicht mal so schlecht.“ „Nicht so schlecht, du findest es hier nicht so schlecht?“ Marcels Stimme überschlug sich förmlich, ehe er mir den Hefter rüberwarf, über dem er gerade noch gebeugt gesessen hatte. „Hier ist ja alles rot.“ „Ganz genau. Hier ist alles rot. Wir haben so viele Schulden, dass die laufenden Kosten nicht einmal ansatzweise gedeckt werden können. Du musst schnellstmöglich Spieler entlassen.“ „Ha, und wie stellst du dir das vor? Ich brauche neue Spieler und kann jetzt nicht aus den vorhandenen auch noch  aussieben!“ „Tja, mein lieber Yanis, das wirst du wohl oder übel müssen, denn neue Spieler wirst du nicht bekommen und abhauen können wir wegen der Klausel im Vertrag auch nicht.“ „An der nur du Schuld bist! Dann verlängere wenigstens die Verträge mit meinen beiden Assistenztrainern, denn die brauche ich auf jeden Fall.“ Marcel lachte beinahe hysterisch los, ehe er sich fing und mit  einigermaßen beruhigter Stimme anhob. „Auch die können wir nicht mehr bezahlen. Und wir beide können hier auch bald ohne auch nur einen müden Cent zu sehen unsere Arbeit verrichten. Find dich damit ab!“ Und das musste ich wohl.


......Drei Wochen später....


„Haha, ich bin so gut!“ Gut gelaunt stolzierte ich in Marcels Büro, um ihm sogleich die gute Nachricht zu erzählen. Müde schaute er  zwischen Aktenordnern hervor. „Stör mich jetzt bitte nicht!“ „Okay, dann erzähle ich dir eben nicht, dass wir endlich frei sind.“ Ich war schon im Begriff sein Büro wieder zu verlassen, als Marcel mir doch seine volle Aufmerksamkeit schenkte. „Du willst mich veräppeln,  oder?“ Argwöhnisch schaute er mich an und dieses Mal warf ich ihm einen Briefumschlag zu. Schnell studierte er die darin befindlichen Dokumente, um letztlich laut aufzulachen. „Das fasse ich nicht! Wie hast du das denn geschafft?“ Gelassen blickte ich ihm in die Augen und antwortete nur: „Ganz einfach. Mit meinem Können.“
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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #11 am: 09.Juli 2011, 10:48:38 »

Persönliche Aufzeichnungen - Italienische Wochen

Standard Lüttich sollte also mein neuer Verein für die kommende Saison sein und das, wo man durch den Sieg gegen Germinal Beerschot noch die Qualifikation für die Europaleague geschafft hatte. Meine Fähigkeiten als Trainer beim zweimaligen Gegner Gent mussten den Vorstand allerdings so beeindruckt haben, dass sie mir ein Vertragsangebot zukommen ließen. Angesichts der infernalen Situation in Gent, sagte ich natürlich zu und stand nun kurz davor durch erste Auftritte im internationalen Pokal die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ein Trainer meines Formates verdient hatte.














Zunächst muss ich mir aber erst mal ein Bild vom Verein machen und Marcel damit beauftragen den Kontakt zu einigen Spielern zu suchen, damit wir punktuell noch nachbessern können. Wir wollen ja nicht gleich in der 2.Runde der Europaleaguequalifikation gegen so einen Verein aus dem asiatischen Hinterland rausfliegen. Dadurch können wir auch nur ein Freundschaftsspiel in der Vorbereitung machen, alles andere würde das Verletzungsrisiko dermaßen steigern, dass ich auch gleich mit der U19 antreten kann. Bevor ich mich allerdings mit den Neuzugängen weiter beschäftigen kann, muss ich Sinan Bolat zunächst die Leviten lesen. Wer hat ihm den Floh ins Ohr gesetzt, dass Liverpool oder Barcelona Interesse an ihm haben? Hat er sich die letzte Zeit mal spielen sehen?! Ich will ja nicht sagen, dass er eine Gurke ist, aber er hat ja bereits letzte Saison den Stammplatz an den Leihspieler Riou verloren. Und obwohl ich, im Gegensatz zu meinem Vorgänger, mit Sinan als Stammspieler plane, strebt er einen Wechsel an?! Von mir bekommt er allerdings die klare Ansage, dass er sich erst mal bei uns beweisen soll, bevor er größenwahnsinnig wird. Obwohl er aus dem Zetern nicht mehr raus kommt, ist für mich das Gespräch damit beendet.

Doch die nächste Baustelle wartet nicht lang. Hab ich eigentlich irgendwann die Erlaubnis erteilt, dass man jede Aktion von mir in der Öffentlichkeit kommentieren darf? Unser linker Flügelspieler Carcela glaubt das jedenfalls, sonst hätte er sein Unverständnis über meine Leihaktion von Mangala an Hull City für die nächste Saison nämlich nicht in einer großen Tageszeitung geäußert. Bin ich jetzt der Trainer oder er?! Naja, soll er mal schön so weiter machen. Das bringt seinen Konkurrenten Boerrigter um seinen Startplatz nur immer stärker ins Spiel. Am 1.7. kann ich dann endlich meine Wunschspieler begrüßen, denn diesmal hat kein Mitarbeiter geplaudert, weswegen wir ganz heimlich still und leise unsere Transfers abschließen konnten.





Im ersten und einzigen Vorbereitungsspiel, können sich die Neuen auch gleich in den Vordergrund spielen. 4:0 gewinnen wir schließlich unser Vorbereitungsspiel gegen eine holländische Amateurauswahl, wobei gerade das erste Team um Boerrigter, Defour, Witsel und Neuzugang Rossini sehr gut harmoniert. Wäre doch gelacht, wenn es gegen die armenische Kaukasusguerilla keinen klaren Erfolg geben wird.


2.Qualifikationsrunde Europa League (Hinspiel)

Nein, nein, nein! Ein 2:0 ist nicht ausreichend. Ein 2:0 ist ein Witz betrachtet man unsere Überlegenheit auf dem Papier. Und diese darf nicht nur auf dem Papier existieren, sondern muss sich auch auf dem Platz niederschlagen. Aber wie denn, wenn man nach dem 2:0 nicht weiter aufs Tor spielt? Jetzt kann ich nicht, wie geplant, die zweite Garde im Rückspiel aufbieten, sondern muss doch die beste Elf aufbieten. Das darf doch nicht wahr sein!

Standard Lüttich – Ulysses Eriwan 2:0

Tore: (7.) 1:0 Rossini, (23.) 2:0 Witsel


2.Qualifikationsrunde Europa League (Rückspiel)

Hätte ich gewusst, dass das Rückspiel noch 100mal schlechter wird, als das Hinspiel, hätte ich mir meine Luft gespart. Zwar spielen wir nur auf 989m Höhe, was ich meinen Jungs ja nun echt zumuten kann, aber bereits nach 30 Minuten sieht es aus, als müsste ich gleich Sauerstoffzelte aufbauen. Vielleicht sind es aber auch die konzentrischen Kreise, die in den Rasen gemäht sind? Gut, wenn man da länger drauf schaut, kann einem schon ein bisschen anders werden, aber wann hätten meine Spieler bitteschön Zeit gehabt dumm in der Gegend rumzuschauen! Immerhin sind wir weiter.

Ulysses Eriwan – Standard Lüttich 0:1

Tore: (72.) 0:1 Witsel

Doch auch neben dem Platz sorgte Witsel derzeit für Schlagzeilen. Nicht etwa, weil er Interna ausplauderte oder mit großen Sprüchen den Weg ins Blitzlichtgewitter suchte, sondern weil er durch seine famosen Leistungen immer mehr Manager auf sich aufmerksam machte. Allen voran Fatih Terim, der wahrhaft verzweifelt nach Neuzugängen für sein Team suchte, denn Steven Defour hatte er auch schon auf dem Schirm. Der sollte aber so langsam mal schön seine Griffel unter Kontrolle bekommen, denn die waren beide nicht zu haben. Sollte er sich doch an Galatasaray wenden, wenn er für seinen neuen Verein AC Florenz wildern wollte, aber bitteschön nicht bei mir. Seine Avancen schienen schließlich aber auch weitere Vereine zum Wettbieten zu animieren, denn Cagliari stieg alsbald mit ein und bot 7.5 Mio. für Witsel und 12 Mio. für Defour. Doch ich konnte ja schlecht meine beiden Zugpferde abgeben, also lachte ich Cagliari zweimal aus und beendete die Gespräche unsanft, was Marcel gar nicht so lustig fand. Aber hier musste einfach ein Zeichen gesetzt werden!

Irgendwie schien Cagliari mein Hohn jedoch nicht zu verunsichern, denn für Witsel erhöhten sie stattdessen auf 9 Mio. Lag es vielleicht daran, dass man mein Französisch nicht verstand? Für das nächste Gespräch sollte ich mir wohl schon einmal ein paar italienische Schimpfworte zulegen. Wäre doch gelacht, wenn ich diese Blutegel nicht ein für allemal mundtot bekommen würde.
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sulle007

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #12 am: 09.Juli 2011, 12:57:13 »

Von Nantes nach Belgien zu AA Gent, dann ohne Wartezeiten nach Lüttich, Respekt!!  ;D

Mit Lüttich hast du aber schon eine sehr gute Mannschaft (für belgische Verhältnisse),
da wirste hoffentlich um die Meisterschaft mitspielen können  :)
Story ist gut geschrieben, auch witzige stellen dabei, macht Spaß zu lesen  :D

gruss sulle007
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...einmal Palermo und zurück Aktuelle Story mit Palermo (FM12)

Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #13 am: 12.Juli 2011, 08:07:49 »

Vielen, vielen Dank für dein Feedback. :) Tja, ein Yanis Rocheteau kennt eben keine Wartezeiten. ;D

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Persönliche Aufzeichnungen - Glücksgefühle


3.Qualifikationsrunde Europa League (Hinspiel)

Was sollte das denn bitteschön? Da muss ich mich erstmalig nicht über mein Team aufregen und dann so was. In einem normalen Zweikampf sieht der Schiedsrichter ein Brutalo-Foul und schickt Boerrigter kurz vor dem Halbzeitpfiff zum Duschen. Wollte er wissen, ob sein Pfeifchen noch geht oder wie kommt er auf den Trichter?! Ich könnte echt ausflippen bei so viel Inkompetenz!

Standard Lüttich – FC Spartak Trnava 2:0

Tore: (20.) 1:0 Puyo, (32.) 2:0 Defour


1. Spieltag Jupiler League

Ich würde mich ja gerne in Ruhe auf Spiele vorbereiten, vor allem wenn sie im Drei-Tages-Takt erfolgen, aber Cagliari erfüllt mir meinen Wunsch nicht. Stattdessen verbreiten sie mit dem nächsten Angebot für Defour (14.5 Mio.) weiterhin Angst und Schrecken. Mit einem Italienisch-Wörterbuch zur Hand gelingt mir die Kommunikation schon viel besser. Mein Gesprächspartner knallt jedenfalls nach wenigen Worten den Hörer auf die Gabel und verabschiedet sich hoffentlich für immer. Defour merkt man es noch nicht an, dafür aber Witsel, der um den Trubel um seine Person allmählich an Leistung nachlässt. Das muss aufhören, denn gegen die starken Gegner, werden wir damit schnell alt aussehen.

Standard Lüttich – Cercle Brügge 1:0

Tore: (1.) 1:0 Boerrigter


3.Qualifikationsrunde Europa League (Rückspiel)

Trnava hat uns diesmal nie und nimmer etwas hinzuzusetzen. Carcela, der den für drei Spiele gesperrten Boerrigter ersetzt, macht das Spiel schnell klar und Witsel düpiert sekündlich einen oder gleich mehrere tschechische Gegenspieler. Zur Halbzeit kommt für ihn Gohi Bi, der genau da weitermacht, wo Witsel aufgehört hat, was Trnava traurig und einsam in ihrem Stadion zurücklässt.

FC Spartak Trnava – Standard Lüttich 0 :4

Tore: (8.) 0:1 Carcela, (16.) 0:2 Rossini, (55.) 0:3 Rossini, (76.) 0:4 Gohi Bi


2. Spieltag Jupiler League

Krotrijk hat es wohl klar darauf abgesehen hier und heute unsere Müdigkeit nach dem Spiel gegen Trnava auszunutzen, anders ist die forsche 3-4-3 Aufstellung nicht zu erklären. Und wir haben wirklich Probleme in unser Spiel zu finden, denn die drei Stürmer halten unsere Abwehr ganz schön auf Trab. Dass mein Co-Trainer die ganze Zeit „Schön weiter so ausschließlich durch die Mitte spielen!“ auf Holländisch ruft, merke ich dann leider auch erst im letzten Spieldrittel, was dann auch zu spät ist. Na super, wer hat denn dem Idioten die Erlaubnis erteilt, dass er meine taktische Ausrichtung einfach so übergehen kann?! Und noch dazu auf Holländisch. Wenn er die Sprache so gern spricht, kann er gern zu Gent gehen, die haben dort nämlich auch keine Sprachkultur.

KV Krotrijk (11) – Standard Lüttich (4) 0:0


3. Spieltag Jupiler League

Nachdem ich fest damit rechne, dass wir es in die Gruppenphase der Europa League schaffen, entscheide ich mich dazu im defensiven Mittelfeld noch einen Leihspieler zu verpflichten, um die erhöhte Spielbelastung auch abfedern zu können. Distel Zola wird als Ersatzspieler geliehen, mit Option ihn bei guten Leistungen für 925.000€ fest an uns zu binden. Das Spiel gegen Waregme lässt dann endlich einmal mein Herz höher schlagen, denn die Kombinationen passen und die Torausbeute ebenso. So sollen die Spiele am Ende aussehen und ausgehen, dann bin ich zufrieden.

Zulte Waregem (14) – Standard Lüttich (6) 1:3

Tore: (19.) 0:1 Carcela, (29.) 1:1 Habibou, (61.) 1:2 Defour (Fr.), (68.) 1:3 Rossini


4.Qualifikationsrunde Europa League (Hinspiel)

Wir sind am Boden! Ich kann nicht glauben, was sich heute abgespielt hat. Wie kann man zwei Traumtore in einem Spiel erzielen? Wie können wir nicht mit zwei Toren in Führung liegen? Wer hat die Größe des Tors verändert, so dass wir zwei Mal am Aluminium scheitern? Fragen über Fragen, auf die sich so schnell keine Antworten finden lassen.

Standard Lüttich – Tafria Simferopol 1:2

Tore: (62.) 0:1 Idahor (Fr.), (72.) 0:2 Tkatchuk, (80.) 1:2 Boukhriss


4. Spieltag Jupiler League

Was für ein unsauber spielendes Pack! Allein dieser Rosalia hätte mit zwei Roten Karten vom Platz fliegen müssen. Und was bekommt er? Noch nicht einmal ein Gelbe! Stattdessen bekommen wir zwei und der Gegner nur eine. Wir können aber froh sein, dass wir nicht fünf Verletzte nach diesem Spiel haben. Am Ende trifft es „nur“ Boakye für drei Wochen. Kaum verwunderlich, dass wir im Endeffekt mit zwei Standards unsere Tore erzielen, denn bei den anderen Chancen wurde einer unserer Spieler frühzeitig umgemäht. Da hat wohl jemand gesunde Härte mit Kickboxen verwechselt! Der Trainer kann sich im Kabinengang was von mir anhören – meine neu erlernten Italienischvokabeln kommen da gleich nochmal zum Einsatz.

Standard Lüttich (2) – Sporting Charleroi (14) 2:1

Tore: (39.) 1:0 Boerrigter (Fr.), (72.) 2:0 Witsel (Elf.), (81.) 2:1 Vuorinen


4.Qualifikationsrunde Europa League (Rückspiel)

Wir haben es geschafft! Und wie wir es geschafft haben. Zwei Tore haben wir gebraucht und zwei Tore haben wir gemacht, auch wenn das Spiel alles andere als gut für uns losging. Bereits nach 5 Minuten führten wir nämlich 1:0, aber der Schiedsrichter hatte irgendwo ein Foul gesehen. Aber es war der Mannschaft egal, denn sie kämpften mit vollem Körpereinsatz und beschenkten sich selbst mit dem Einzug in die Gruppenphase der Europa League.

Tafria Simferopol – Standard Lüttich 0:2

Tore: (19.) 0:1 Rossini, (40.) 0:2 Witsel (Elf.)


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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #14 am: 14.Juli 2011, 07:14:04 »

Persönliche Aufzeichnungen - Glücksspiel

Grins nur, wird dir nämlich gleich vergehen du Flunze, denke ich mir, während Laurent Ciman nach dem Training zu mir herüber getrottet kommt. „Kennst du diese Spielshow Zonk?“ frage ich Laurent, der mich, wie erwartet irritiert anblickt. „Hab ich auch nicht erwartet. Kurz und knapp: Es gibt drei Tore, der Spieler darf sich entscheiden, welches er nicht nimmt und so bleiben nur noch zwei übrig. Er entscheidet sich nochmal und übrig bleibt ein letztes Tor. Dort ist dann entweder, wie erhofft, der Jackpot drin oder eben der Zonk. Sprich, der Spieler gewinnt ein Kuscheltier.“ Als ich das Kuscheltier erwähne, wird das Lächeln von Laurent wieder breiter. Kein Wunder, er spielt ja auch wie eins. „Und wir spielen das jetzt!“ fahre ich fort, denn ich will das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Ich hab hier drei Umschläge, in denen drei Vereinsnamen stehen. Getafe, Sheriff und Lüttich. Je nachdem welcher am Ende übrig bleibt, ist dein neuer Verein. Gutes Spiel, nicht?!“ Laurent will gerade seinen Missfallen kundtun, als ich ihn unwirsch unterbreche. „Hopp, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Zweimal wählt er einen Umschlag aus, den ich demonstrativ vor ihm zerreiße, bis der letzte übrigbleibt.

„Na dann wollen wir doch mal schauen.“ Ich nicke ihm zu, weshalb er den Umschlag öffnet und laut FC Getafe, versehen mit einem riesigen ausgesprochenen Fragezeichen, vorliest. „Na prima! Hört sich doch klasse an, nicht wahr? Sonne, Sonne und nochmal Sonne. Dann wünsch ich dir mal viel Spaß bei deinem neuen Verein. Dein Berater hat die Verträge schon ausgehandelt, du musst nur noch unterschreiben. Du hattest eine faire Chance, aber am Ende soll es halt nicht sein, dass du in Lüttich bleibst. Aber Spiel, ist Spiel. Viel Spaß, schreib ne Postkarte.“ Laurent blickt noch eine Weile auf den Umschlag in seiner Hand, während ich voller Genugtuung zum Trainingsgelände schlendere. Er muss ja nicht wissen, dass in jedem Umschlag Getafe war und ein offenes Gespräch über seine Verweilchancen hier in Lüttich eine Bedingung seines Beraters war.


Europa League Gruppe C (2.Spiel)

Wie gut, dass ich noch Standardsituationen trainieren hab lassen. Sonst hätten wir vermutlich gleich fünf Tore kassiert und nicht nur deren zwei! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?! Was ist denn so schwierig sich an die Hacken des gegnerischen Spielers zu haften? Aber diese Unfähigkeit, werde ich euch schon auch noch aus den Knochen heraus trainieren. Wäre doch gelacht, wenn ich mich dieses Problems nicht auch noch annehmen könnte. Statt Ciman durfte übrigens Pocognoli ran und für diese Entscheidung kann ich mir nur selbst immer wieder auf die Schulter klopfen. War zwar erst sein erster Auftritt, aber sollte Boakye ausfallen, haben wir eine gute Alternative.


Lech Posen – Standard Lüttich 2:3

Tore: (3.) 0:1 Gohi Bi, (28.) 0:2 Boerrigter, (35.) 1:2 Krivets, (76.) 1:3 Witsel, (90.+2) 2:3 King


9. Spieltag Jupiler League

Das Spiel war nichts! Zwar ist das einzige Tor ein Produkt des Zufalls gewesen, aber dennoch bin ich von der Leistung des Teams nicht überzeugt. Gegen einen klaren Abstiegskandidaten muss man einfach kontrollierter zu Werke gehen und die Angriffe auch mal zu Ende führen. Aber alles kann ich nun auch nicht gleichzeitig trainieren lassen, denn bei den Standards stehen wir nach wie vor alles andere als sicher.


Standard Lüttich (4) – KAS Eupen (16) 2:1

Tore: (36.) 1:0 Boerrigter, (43.) 2:0 Witsel, (58.) 2:1 Mombongo


10. Spieltag Jupiler League


Das war also richtig gute Werbung für den belgischen Fußball? Wenn ich Werbung sehen will, dann mach ich den Fernseher an und zappe von einer Werbepause zur nächsten! Ich will keine Werbung, ich will Resultate. Ich will keine verschenkten Punkte. Und vor allem, will ich einen Schiedsrichter, der in der 82. Minute den Arsch in der Hose hat, um auf Strafstoß für uns zu erkennen. Darf ja nicht wahr sein! Werbung für den belgischen Fußball? Als ob die Zuschauer etwas anderes erwarten würden, wenn sie in ein Fußballstadion gehen, wo es das Topspiel zu sehen gibt.


Racing Genk (1) – Standard Lüttich (3) 1:1

Tore: (14.) 0:1 Boerrigter, (36.) 1:1 De Bruyne


Europa League Gruppe C (3.Spiel)

Puyo verletzt, Elm und Witsel gesperrt, das kann ja heiter werden! Dann müssen sich eben Carcela, Zola und André beweisen. Die ersten sechs Minuten sind nicht mit anzusehen, wenn man Lüttich-Fan ist, aber auch die gehen vorbei. Danach spielen wir wie losgelöst und das neue magische Dreieck im Mittelfeld legt los wie die Feuerwehr. André wird am Ende des Spiels zum Spieler des Tages gewählt und Carcela ist der Edeljoker schlechthin. Darf er als Ersatz ran, punktet er fast immer. Fast schon traurig für ihn, dass Boerrigter und Witsel auf seinen möglichen Positionen spielen. Für mich bringt ein solch guter Backup natürlich nur freudige Gefühle sich. Die Umstellung zum Spiel gegen Genk stellt sich auch gegen Moskau als taktische Meisterleistung heraus, denn Defour ist jetzt nicht mehr, wie noch im offensiven Mittelfeld, Angriffsziel Nummer 1, sondern wird durch die enge Staffelung, durch das zweite zentrale Mittelfeld und den dahinter agierenden defensiven Mittelfeldspieler perfekt abgeschottet und unterstützt, wenn es brenzlig wird. Das neue System bleibt damit, denn zwei wunderschöne Spiele sind Beweis genug, dass das unser System ist!

Lokomotive Moskau – Standard Lüttich 0:1

Tore: (17.) 0:1 Carcela





11. Spieltag Jupiler League

Da sieht ja meine 82jährige Oma frischer aus, als der Haufen, der sich meine Mannschaft nennt. Defour kollabiert in der Kabine und  lässt sich nicht mehr dazu überreden nach der Halbzeit zurück aufs Spielfeld zu gehen und auch der Rest sieht nicht mehr ganz so  taufrisch aus. Chancen haben wir aber dennoch ein paar, wenngleich die eher den Zuschauern auf den Rängen Angst machen, denn dort  fliegen sie reihenweise rein. Elms Verzweiflungsschuss gerät schließlich zum Traumtor, was uns die ganz wichtigen drei Punkte bringt und meine Mannschaft davor bewahrt weitere 90 Minuten Lauftraining nach dem Abpfiff zu absolvieren.


Standard Lüttich (3) – KVC Westerlo (12) 1:0

Tore: (90.+4) 1:0 Elm


Beker van Belgie (6.Runde)

Pokalzeit ist angebrochen und wir müssen Witsel und Gershon ersetzen, die gesperrt fehlen. Schnell haben wir uns den Gegner  zurechtgelegt, kommen zu vielen Chancen, nutzen auch die eine oder andere und gehen als souveräner Sieger vom Feld. Genauso war der Plan und genauso wurde er umgesetzt. Keine gelbe Karte, keine Verletzten und ein Joker, der wie immer Gold wert ist. So viel Gold, dass ich ihn nicht mehr ohne schlechtes Gewissen draußen lassen kann. Doch was tun, wenn ich nur zwei Flügel zu besetzen habe und dort bereits zwei bessere Spieler spielen? Genau, Improvisation ist alles und die darf mein nächster Gegner spüren.

Standard Lüttich – Hamme 3:0

Tore: (13.) 1:0 Boukhriss, (20.) 2:0 Carcela, (31.) 3:0 Carcela
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #15 am: 16.Juli 2011, 12:35:00 »

Persönliche Aufzeichnungen – Videoportale


12. Spieltag Jupiler League



Die Trainerschaft in Belgien erkennt langsam aber sicher den Meister der Klasse, weswegen ich vorsorglich an alle Autogramme schicke. Wir wollen ja nicht, dass am Ende jemand leer ausgeht. Auch nach Frankreich dringt mein Erfolg vor, weswegen Toulouse, die auf dem letzten Platz der Ligue 1 stehen, Interesse an mir bekunden. Ich lehne natürlich lachend ab. Was will ich denn im Abstiegskampf, wenn ich die europäische Bühne und den Meisterschaftskampf vor Augen habe?! Gegen Lierse wird dann auch schnell die Wissensfrage des Tages beantwortet. Was passiert, wenn Streichhölzer auf drei Wirbelwinde treffen? Genau, sie knicken um und genau das ist es, was letztlich auch der Abwehr Lierses passiert. Ohne den Hauch einer Chance muss die hölzerne Viererkette mit ansehen, wie Carcela im Sturmzentrum sowie Witsel und Boerrigter auf den Flügeln ein ums andere Mal Fangen mit ihren Verfolgern spielen. Am Ende liegt ihnen die Abwehr zu Füßen und das Publikum auch.

Standard Lüttich (3) – Lierse SK (12) 3:0

Tore: (11.) 1:0 Carcela, (28.) 2:0 Witsel, (78.) 3:0 Boerrigter


Europa League Gruppe C (4.Spiel)

So gut meine neue Offensivabteilung harmoniert hat, so schnell wird sie im nächsten Spiel auch schon wieder auseinander gerissen, denn Boerrigter zieht sich im Training einen Leistenbruch zu und fällt damit sechs Wochen aus. Auch Boakye verletzt sich mal wieder, weswegen ich meine Scouts damit beauftrage einen weiteren rechten Verteidiger für mich zu finden. Pocognoli kann schließlich nicht für alles Ersatzmann sein, auch wenn er in den letzten Spielen mehr und mehr zur festen Größe avanciert. Gegen die Russen wollen wir mindestens ein Unentschieden holen, denn dann sind wir so gut wie weiter, immerhin ist ein Sieg gegen Posen fest eingeplant. Wie schon im Hinspiel ist Moskau die ersten zehn Minuten motiviert bis in die Haarspitzen, doch auch diesmal befreien wir uns aus der Umklammerung und ziehen unser Spiel auf. Die Partie bleibt die 90 Minuten dauerhaft spannend, nur der Schiedsrichter stört etwas. Viel zu pingelig ist nämlich seine Regelauslegung, weswegen des Öfteren ein Pfiff zu oft zu hören ist. Am Ende holen wir das Unentschieden und können entspannt zum Entscheidungsspiel gegen Posen blicken.

Standard Lüttich – Lokomotive Moskau 0:0


13. Spieltag Jupiler League

Wir brauchen endlich wieder eine längere Spielpause. Dieser drei Tage Rhythmus bekommt uns gar nicht, denn nach knapp 60 Minuten ist die Luft raus. Gegen Beerschot können wir froh sein, dass wir mit 2:0 führen und wie eine gewisse Sicherheit haben, denn sonst hätte es am Ende nochmal eng werden können. Zwar habe ich extra rotiert, um einigen Spielern etwas Erholung zu verschaffen, aber was dabei herauskommt, wenn man auf den Ersatz setzt, hat man vor allem die letzten 20 Minuten gesehen. Ohne Witsel, Carcela oder Defour kommt kaum ein kontrollierter Spielaufbau zustande.

Germinal Beerschot (9) – Standard Lüttich (3) 1:2

Tore: (22.) 0:1 Carcela, (55.) 0:2 Witsel (Elf.), (82.) 1:2 McDonald


“Jetzt mach schon auf!” Geschlagene drei Minuten hämmerte ich bereits gegen die Haustür von Marcels Wohnung und ich würde nicht aufgeben. Wie gut, dass sie im Erdgeschoss gelegen war, denn dann blieb mir im Notfall noch ein Fenster, durch das ich in die Wohnung gelangen konnte, aber dessen schien es nicht zu bedürfen, denn ich hörte endlich Schritte hinter der Tür. Schwungvoll wurde die Tür aufgerissen und ein sichtlich zerknirschter Marcel blickte mir in die Augen. „Sag nicht, du hast schon geschlafen?!“ „Nein, wieso auch, ist ja erst 2:30 nachts.“ „Gut, ich dachte schon, ich hätte dich geweckt.“ Eilig drückte ich mich an Marcel vorbei in die Wohnung. Marcel schloss leise hinter mir die Tür, vergewisserte sich, dass keiner seiner Nachbarn wach war und bereits die Polizei verständigte hatte, angesichts der nächtlichen Ruhestörung, und folgte mir langsamen Schrittes, nachdem er keines der Fenster von Licht erhellt wahrgenommen hatte. „Laptop?“ „Hä?“ „WO IST DEIN LAPTOP.“ betont langsam sprach ich den Satz aus, denn irgendwie schien mir, dass Marcel noch nicht ganz auf der Höhe war. Schweigend wies er mit seinem Zeigefinger in ein Zimmer auf der rechten Seite, ehe er sich auf das Sofa fallen ließ, neben dem er gerade noch gestanden hatte. Den Laptop in der Hand tat ich es ihm gleich und setzte mich neben ihn.

„Kannst du mir jetzt bitte sagen, was du mitten in der Nacht bei mir willst? Ich bin jetzt wirklich nicht in der Laune mir mit dir irgendwelche Porn...“ „Nein, erst die Arbeit dann das Vergnügen.“ Eifrig klickte ich mich zu dem Videoportal, auf dem ich die letzten Stunden verbracht hatte und ließ das erste Video laufen. Marcel blieb schweigend neben mir sitzen. „Gut, nicht?!“ „Ja, schon, aber was willst du mir damit sagen?“ „Den will ich haben.“ „Wie, den willst du haben? Du weißt schon, dass du dort einen Menschen siehst?“ bevor ich ihm darauf eine Antwort geben konnte, hatte sich Marcel schon näher gen Bildschirm gebeugt und setzte seine Frage fort. „Sag mal, den kenn ich doch. Wo hab ich den schon mal gesehen?“ „Genauer gesagt, hast du ihn vor exakt zwei Tagen gesehen.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er sich in meine Richtung, zog die Schultern hoch und drehte beide Handinnenflächen nach oben. Er schien wohl nicht ganz zu verstehen. „Gegen Beerschot. Das ist der Junge, der Daerden auf links mehrmals nass gemacht hat.“ „Aaaah. Stimmt. Der war echt nicht schlecht. Und was meinst du mit, den willst du haben?“ „Das er bei Lüttich spielen soll und nicht mehr bei Beerschot, vielleicht?“ „Und das entscheidest du, weil du ein Video und 45 Minuten Liveauftritt von ihm gesehen hast?“

„Erstens: Willst du mir etwa die Kompetenz absprechen zu entscheiden, wer in mein Team passt und wer nicht? Zweitens. Ich habe natürlich noch mehr Videos angeschaut. Recherche ist schließlich alles. Ich kann die dir gern alle zeigen, wenn du...“ „Ach, weißt du, du bist der Trainer, also triffst du die sportlichen Entscheidungen. Ich werde sehen was sich machen lässt.“ Marcel erhob sich, ging zur Wohnungstür und drückte die Klinke bereits nach unten. „Das nächste Mal wartest du aber bis zum nächsten Morgen, um mir deine Ideen vorzutragen.“ Ich verzog nur die Lippen und ging Marcel hinterher. Er musste langsam verstehen, dass wahre Fußballkönner niemals schliefen, wenn sie Erfolg haben wollten. „Und wenn wir schon dabei sind: Anthony Van Loo bräuchte ich auch noch für die rechte Abwehrseite.“ Ich lächelte ihn freundlich an, während mich Marcel zwischen Tür und Hauswand hinausschob, begleitet von einem „Ja, ja.“
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #16 am: 18.Juli 2011, 07:22:52 »

Persönliche Aufzeichnungen – Gedankenspiele


14. Spieltag Jupiler League

Es ist doch immer gut, wenn man Innenverteidiger hat, die nicht nur wissen, wie man die gegnerischen Sturmreihen neutralisiert, sondern auch, wie man dem eigenen Verein als Offensivkraft behilflich sein kann. Nachdem meine Sturmreihe einmal komplett durch gewechselt war und dieser gegnerische Torwart dennoch jeden Torschuss parierte, war ich mit meinem Latein am Ende, als sich beide Innenverteidiger zu den Rettern des Spiels emporhoben. Jetzt brauchen wir aber auch die paar Tage Länderspielpause, denn so manch einer ist hier heute auf dem Zahnfleisch gekrochen.

Sporting Lokeren (7) – Standard Lüttich (3) 0:2

Tore: (79.) 0:1 Victor Ramos, (90.+4) 0:2 Boukhriss


15. Spieltag Jupiler League

Gott, war das ein Trauerspiel. Quasi sekündlich musste einer der Altherrenmannschaft aus Brügge vom Platz begleitet werden. Man sollte der Wahrheit halt doch irgendwann einmal in die Augen blicken und sich eingestehen, dass man den Zenit schon weit überschritten hat. Meine Jungs zeigten schließlich Mitleid mit dem Rentnerclub und spielten kaum noch Chancen heraus. Zwar hätten die beiden Aluminiumknaller auch gut und gerne reingehen können, aber sind sie nicht, weswegen wir uns am Ende mit einem knappen 1:0 begnügen müssen.

Cercle Brügge (10) – Standard Lüttich (2) 0:1

Tore: (4.) 0:1 Boukhriss





Beker van Belgie (7.Runde)

Dass ich nicht lache! Ein Derby wollte mir die Presse hier unterjubeln? Haben die in der letzten Zeit den belgischen Fußball verfolgt? Selbst ich, der hier erst seit knapp acht Monaten in diesem Land weilt, weiß, dass Sporting Charleroi eine Mannschaft ist, die vielleicht einer Hobbymannschaft Angst machen kann, nicht aber der meinen. Wie sie sich noch in der Jupiler Ligue halten können, ist mir sowieso ein Rätsel. Aber verpflichtet, zu diesem Match anzutreten, sind wir dennoch. Ohne Elm, der die nächsten fünf Wochen verletzt ausfällt, ist das Spiel schnell gelaufen. Wir machen nur das nötigste, um in die nächste Runde zu kommen und Charleroi gibt sein letztes Hemd, um überhaupt mal den Ball zu berühren. Wirklich ein Trauerspiel, das mitzuerleben. Ein Trauerspiel ist dann auch der lächerliche Pfiff des Schiedsrichters, nachdem Defour umgetreten wird, aber uns das Foul zuerkannt wird. Es gab zwar keine gelbe Karte, denn dann wäre ich höchstpersönlich aufs Spielfeld gestürmt, dafür ist Defour aber jetzt drei Wochen außer Gefecht!

Standard Lüttich – Sporting Charleroi 2:0

Tore: (31.) 1:0 Defour, (55.) 2:0 Carcela


16. Spieltag Jupiler League

Es ist vollbracht! Nach dem 16. Spieltag stehen wir erstmals auf dem 1.Platz und von dort wird man uns so schnell auch nicht mehr wegbekommen. Man könnte auch sagen, solange ich Trainer von Lüttich bin, wird es für die Gegner quasi unmöglich sein. Kortrijk macht es uns letztlich nicht sehr schwer, denn man kann ja gern einmal mit einem forschen 3-4-3 gegen uns antreten, aber doch bitteschön kein zweites Mal. Damals waren wir kaputt und hatten noch nicht unser System gefunden, jetzt sind wir eingespielt, siegeshungrig und kaum berechenbar. Wir schießen drei Tore und wenn ich das sage, meine ich das auch so! Denn auch das erste Tor hat einer meiner Jungs geschossen und nicht etwa der gegnerische Torwart fabriziert. Kann ja wohl nicht sein, dass Rossini sein hart erarbeitetes Tor aberkannt bekommt. Auch in diesem Spiel trifft uns wieder ein Ausfall schwer, denn mit Carcela fällt jetzt auch mein zweiter Flügelspieler auf links aus und das auch gleich noch für zwei Monate. Na wunderbar, muss eben Daerden seine Offensivfähigkeiten beweisen.

Standard Lüttich (2) – KV Kortrijk (5) 3:1

Tore: (4.) 1:0 Amezrine (Eg.), (40.) 2:0 Boukhriss, (48.) 3:0 Witsel (Elf.), (65.) 3:1 Pieroni


Europa League Gruppe C (5.Spiel)

Anders als erwartet, sollte sich heute schon die Möglichkeit bieten den Einzug in die nächste Runde perfekt zu machen, denn Liverpool schickte eine „Reservemannschaft“ aufs Feld, da ihre Qualifikation schon sicher war. Gut, ein Raul Meireles, Dirk Kuyt, Andy Carroll, Jamie Carragher, Emilio Insua oder Lucas hätten in meinem Team einen Stammplatz sicher, aber sei es drum. Diese einmalige Chance durften wir uns nicht entgehen lassen. Taten wir aber und zwar mit Bravour. Da hatte die Freude über den ersten Platz wohl deutliche Spuren hinterlassen, denn wir waren unkonzentriert, lauffaul und so gefährlich wie ein Neugeborenes beim Schlafen. Grandios, musste ich schon sagen, weswegen ich Beifall klatschend in der Kabine stand. Damit kam es am letzten Spieltag gegen Posen zum Endspiel, denn Moskau hatte jetzt punktgleich zu  uns aufgeschlossen und das Liverpool im letzten Spiel die beste Mannschaft aufbieten würde, war nun keineswegs zu erwarten.

FC Liverpool – Standard Lüttich 2:0

Tore: (31.) 1:0 Kuyt, (69.) 2:0 Raul Meireles

Im Hintergrund bastle ich weiter an meinem Kader, der mich, obwohl wir auf dem ersten Platz stehen, noch nicht zufriedenstellt. Belgischer Serienmeister zu sein ist sowieso eingeplant. Was Herausforderung bietet, ist der internationale Pokal. Gerade im Sturm hat sich Rossini noch nicht als die durschlagende Kraft erwiesen, deswegen muss hier Konkurrenz her. Tchite wird deshalb schnell für 3.8 Mio. an den FC Porto verschachert und ein neuer Star wird schnell bei unserem Nachbarn in Deutschland gefunden. Kostet zwar eine Stange Geld, aber ich will ja auch hoch hinaus. Carcela wird, sobald er genesen ist, wieder Einwechselspieler Nr. 1 für den linken und den rechten Flügel. Mehr Perspektive kann ich ihm momentan einfach nicht bieten. Währenddessen sprühen die Medien in Frankreich geradezu, über unsinnige Dinge hinsichtlich meiner Ambitionen zu berichten. AS Monaco will mich nämlich haben, aber auch der Bordeaux Trainer will dort hin. Bekommt er den Job, soll ich wiederum sein Nachfolger werden. Klar, da kann ich mir auch gleich ins Knie schießen.
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Rastadarti

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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #17 am: 22.Juli 2011, 07:27:56 »

Persönliche Aufzeichnungen - Erleichterung


17. Spieltag Jupiler League

Letztlich passiert, was passieren musste, denn angedeutet hatte es sich ja bereits. Ohne Pocognoli, Elm, Carcela, Boerrigter und Defour, die allesamt verletzt ausfallen und der restlichen Elf, die ausgelaugt ist, wie ein Schwamm, der seit Tagen in der sengenden Hitze der Sahara liegt, haben wir der Elf von Zulte Waregem nichts entgegenzusetzen. Rossini spielt katastrophal, Gohi Bi irrt über den Platz und Daerden mag vielleicht gewisse Defensivqualitäten aufweisen, die er allerdings auch erfolgreich verbergen kann, in die Offensive geht aber noch weniger. Wir brauchen dringend ein paar Verletzte weniger.

Standard Lüttich (1) – Zulte Waregem (5) 0:2

Tore: (30.) 0:1 Bokila, (45.+1) 0:2 Bokila


18. Spieltag Jupiler League

Boerrigter kehrt endlich zurück. Und auch wenn seine Matchfitness noch lange nicht für 90 Minuten ausreicht, muss ich das Risiko gehen ihn hier von Beginn an spielen zu lassen, denn ich brauche eine Flügelzange, die der gegnerischen Abwehr keine Verschnaufpause lässt. Und Boerrigter macht gleich richtig Alarm. Drei Chancen kann der Torwart jedoch entschärfen, weswegen es ein Spiel auf Messers Schneide bleibt. Nach 63 Minuten ist dann für Boerrigter Schluss, der fast schon kriechend zur Auswechselbank kommt. Gegen Gent macht die Mannschaft dann das, was ich gegen Zulte Waregem vermisst habe – sie geht über die eigenen Grenzen hinaus. Die letzten zehn Minuten sind enormes Pressing von unserer Seite und all die Mühen sollen auch reichlich belohnt werden, denn am Ende gehören die drei Punkte uns. Ein Spiel, das ganz klar unter „Arbeitssieg“ steht, aber nur so können wir bestehen, bis die Neuzugänge in der Winterpause kommen.

AA Gent (6) – Standard Lüttich (1) 0:1

Tore: (87.) 0:1 Victor Ramos


“War ein wirklich hartes Stück Arbeit, dass kannst du mir glauben.” Marcel blickte zufrieden hinter seinem Schreibtisch hervor, denn was er zu berichten hatte, war wirklich erfreulich und sollte der Mannschaft endlich die nötige Ruhe bringen, die wir für den Rest der Saison brauchen würden. „Wenn Galatasaray monatelang öffentlich um dich buhlt, ist es doch klar, dass man sich an der Stelle von Sinan Gedanken macht.“ „Ach Papperlapapp! Was will der Junge denn noch? Er hat einen Stammplatz, er spielt mit richtig guten Jungs in einem Team und hat die Chance belgischer Meister zu werden. Wenn er so weiter macht, kann er auch bei uns zum türkischen Stammkeeper werden!“ „Und genau das habe ich ihm auch erklärt, was ihn ja letztlich dazu bewogen hat seinen Vertrag bis 2015 zu verlängern.“ „Und schon habe ich dieses Fax in der Hand, in dem Galatasaray erklärt endlich sein Werben einzustellen!“ triumphierend hielt ich das Blatt Papier in meinen Händen. Damit war nämlich endlich das öffentliche Gezerre beendet und ich konnte mich wieder auf meine Aufgabe konzentrieren, die Mannschaft zur belgischen Meisterschaft zu führen, ohne mich dabei um die persönlichen Wehwehchen einzelner Spieler kümmern zu müssen. Ich war ja nicht die Kummerkastentante! Jetzt mussten wir nur noch das Problem mit Witsel in den Griff bekommen, denn Leverkusen, Mailand und wie sie alle hießen, wollten einfach nicht locker lassen. Zunächst würde aber das Kapitualtionsschreiben der Türken einen Platz an meiner Wand im Arbeitszimmer bekommen.


19. Spieltag Jupiler League

Was war das denn bitteschön? Dass der Gegner unterirdisch spielt, ist ja nun ein offenes Geheimnis. Dafür stehen sie ja auch auf dem letzten Platz, aber müssen wir es ihnen da gleichtun? Das Spiel konnte man sich bis auf die beiden Sahnetore ja nun wirklich nicht antun, weswegen ich froh bin, dass ich wenigstens kein Eintritt bezahlt habe. Schmerzensgeld verlange ich von meinen Spielern nach dem Spiel aber dennoch. Solch ein Auftreten gehört einfach bestraft.

Sporting Charleroi (16) – Standard Lüttich (1) 0:2

Tore: (6.) 0:1 Tichté, (64.) 0:2 Boerrigter


Europa League Gruppe C (6.Spiel)

„So ein Mist. Moskau ist gerade durch Bony in Führung gegangen.“ flüstert mir mein Co Sergio zu, aber ich lasse mir nichts anmerken. Wieso auch? Wir stehen gut und kommen selbst immer wieder zu guten Möglichkeiten. Und noch sind erst 25 Minuten gespielt. Wir werden schon noch das nötige Tor schießen, damit wir weiterkommen und nicht Moskau. Währenddessen erhellt sich aber auch die Miene von Sergio wieder, denn wie wir eben erfahren haben, hat Liverpool postwendend den Ausgleich erzielt. Ich nicke entspannt, auch wenn wir noch nicht zur Führung einschießen konnten. In der Halbzeitpause appelliere ich an alle weiter besonnen zu bleiben und auf den Fehler der Gegner zu warten. Der wird kommen und dann müssen wir hellwach sein. Drei Minuten nach Wiederanpfiff ist es soweit. Pocognoli sieht Elm am Strafraum lauern, der schaut kurz und donnert das Leder in den Winkel. 1:0 für uns, jetzt kann sich Moskau auf den Kopf stellen und 100 Tore schießen, wir sind in der nächsten Runde. Noch während sich meine Jungs über das Tor freuen, sieht Krivets die Lücke. Er schießt, aber Bolaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat, ja Bolat kratzt den Ball von der Linie.

Der Junge ist im entscheidenden Moment da, nur Jelle van Damme nicht, denn der Stürmer, den er bewachen soll, ist schneller und stochert den abgeklatschten Ball über die Linie. So ein Mist! Egal, wir sind ja immer noch weiter. Jetzt nicht den Faden verlieren. „Nein, nein, nein!“ Sergio springt auf und kann seine Nervosität nicht unterdrücken, denn Moskau führt nach 63 Minuten erneut gegen Liverpool. So ein gottverdammter Mist. Und wir tun uns plötzlich schwer. „Cyriac, komm her!“ schreie ich Gohi Bi entgegen, der sich an der Seitenlinie warmmacht. Wir brauchen einen schnellen Stürmer da vorn. Gohi Bi soll deshalb Tchité ersetzen. Ich winke Elm zu mir heran und erkläre ihm die Situation. Er muss jetzt der Leader im Team sein und das Team antreiben, wenn es nachlässig wird, aber auch beruhigen, wenn es überpacen sollte. Die Minuten verrinnen und wir kommen kaum zu guten Chancen. Nur noch sechs Minuten und wieder hat der Gegner eine Ecke – eine von vielen in den letzten zwanzig Minuten. Aber Daerden bekommt die Rübe an den Ball. Witsel bekommt ihn vor unserem Sechzehner und haut ihn über den Platz. Gebannt sind alle Augen gen Himmel gerichtet, Stille. Der Ball fliegt, Cyriac rennt, verfolgt von zwei Verteidigern. „Komm schon Junge, komm schon. Den bekommt du!“ höre ich mich wortlos sagen, die Hände zu Fäusten geballt.

Der Ball senkt sich und Cyriac ist tatsächlich dran. Noch zehn Meter bis zum Strafraum. „Er hat solche Chancen schon so oft versemmelt, bitte lass ihn diesmal Nerven bewahren.“ bete ich innerlich zu Gott. Ich, der nicht an Gott glaubt. Er legt den Ball leicht nach links, rennt hinterher, seine Verfolger weit abgeschlagen. Er muss jetzt nur noch draufhalten, den bekommt der Torwart nicht. Jetzt ist er da, er zieht ab, gegen die Laufrichtung des Torwarts. Konnte er nicht den einfachen Schuss suchen? Der Ball rollt unaufhörlich auf das Tor zu und er ist............drin, er ist tatsächlich drin! Ich sehe es gar nicht richtig, denn Sergio springt auf mich und auch die Ersatzbank hängt plötzlich an mir dran. Wir führen 2:1. Jetzt muss ich kühlen Kopf bewahren! Steven Defour soll sein Leibchen ausziehen. Ich will, dass er die Mannschaft zur Ruhe bringt, wir setzen jetzt keinen Angriff mehr. Nur noch hinten drin stehen. Viktor Elm kommt für ihn raus, denn er kann nicht mehr, die restlichen Minuten kann Defour auch im höchsten Tempo bestehen. Noch zwei Minuten reguläre Spielzeit, aber schon wieder ist Posen an unserem Strafraum. Wieso kämpfen die hier so? Für sie ist doch gar nichts mehr drin! Wir müssen die Pille jetzt schnell gewinnen und versuchen, zu halten. Victor Ramos passt auf. Er hat den Ball.

„Haltet den Ball, nur nicht überhastet abspiel...“ schreie ich aus vollem Hals, aber da fliegt der Ball schon an der Seitenlinie entlang. Gohi Bi erläuft ihn. Okay, dann halt du ihn eben. Nur nicht so schnell wieder verlieren! Er erfüllt mir meinen Wunsch. Er rennt wie ein Verrückter die Seitenlinie entlang, sein Bewacher hechelt ihm hinterher. Oh nein, er setzt zur Grätsche an! Aber Gohi Bi bemerkt den verzweifelten Versuch und schlägt den Ball in die Mitte. Mist, den bekommt der Innenverteidiger, der gleich im Strafraum angekommen ist. Doch da kommt Defour. Meter um Meter macht er auf den Gegner gut. Wenn er jetzt grätscht, dann ist er DRIN! Er ist DRIN! Ich hüpfe wie ein kleines Kind an der Seitenlinie entlang. Wir schreiben die 88. Minute und wir führen 3:1! Wir sind weiter in einem Herzschlagfinale.

Standard Lüttich – Lech Posen 3:1

Tore: (48.) 1:0 Elm, (51.) 1:1 Jorge Luiz, (84.) 2:1 Gohi Bi, (88.) 3:1 Defour






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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #18 am: 25.Juli 2011, 07:54:35 »

Persönliche Aufzeichnungen - Schneegestöber


20. Spieltag Jupiler League

Nein, nein und nochmals nein! Wenn man Meister werden will, muss man auch gegen die direkten Konkurrenten gewinnen. Irgendwie hatte ich ja schon damit gerechnet, dass das heute schief gehen könnte, denn nach so einem „Endspiel“ ist es schwierig sich drei Tage darauf zu motivieren bis an die Grenzen gehen zu wollen. Aber so etwas erwarte ich von meinen Spielern! Nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Standard Lüttich (1) – RSC Anderlecht (3) 0:1

Tore: (34.) 0:1 Gillet





Beker van Belgie Viertelfinale (Hinspiel)

Im Spiel wird deutlich, dass wir dringend die Winterpause benötigen. Nicht etwa, weil wir nicht zu Chancen kommen, sondern weil unsere Konzentration der einer Horde ADHSgeschädigter Vorschulkinder entspricht. Witsel verschießt einen Elfmeter, Gohi Bi schießt öfter vorbei, als ich zählen kann und über die restlichen Chancen will ich gar nicht erst reden. Wir hätten den Sack aber bereits mit diesem Spiel mehr als zu machen müssen, denn ab der 62. fehlte der erste Spieler wegen einer roten Karte bei Lommel und ab der 75. der zweite! Wie schön, dass wir in acht Tagen gleich nochmal gegen Overpelt Lommel ran müssen, denn da können die Spieler sich gleich in Wiedergutmachung üben.

Standard Lüttich – Overpelt Lommel 2:0

Tore: (14.) 1:0 Gohi Bi, (89.) 2:0 Witsel (Elf.)


21. Spieltag Jupiler League

Ja, um Himmels Willen, ich will auch ein paar Tage Erholung! Ja, ich finde es auch kälter als in Sibieren! Und ja, ich finde, der Gegner spielt auch zu hart und müsste quasi sekündlich eine gelbe Karten unter die Nase gehalten bekommen. Aber gibt das euch das Recht so eine Grütze zusammenzuspielen? Bewegt euch, dann wird euch wenigstens nicht kalt und wahrscheinlich erwischen euch die lahmen Säcke des Gegners dann auch nicht mehr. Mit diesem Auftritt habt ihr euch nur eine Sache versaut, nämlich euren Urlaub, der jetzt zwei Tage kürzer ausfällt. Kann ja nun echt nicht mehr wahr sein. Und wer gleich im Urlaub bleiben kann ist Boakye. Schon wieder fällt der Kerl aus und das auch gleich für drei Monate! Für was bekommt der eigentlich noch sein Geld?

Overpelt Lommel (13) – Standard Lüttich (1) 0:1

Tore: (11.) 0:1 Witsel (Elf.)


Vier Tage ohne die Mannschaft taten auch mir gut, denn am Ende konnte ich sie wirklich nicht mehr sehen. Es lag noch viel Arbeit für den Rest der Saison vor uns, aber mit den drei Neuzugängen würde das schon werden. Ich stapfte gerade durch den Neuschnee zu unserer Trainingshalle hinüber, denn dort sollte ich die Jungs bei ihrer ersten außerordentlichen Trainingseinheit beobachten können. Ächzend öffnete ich die Tür und trat in die Halle. Sergio war dort bereits mit den anderen Trainern in vollem Gange und warf Medizinbälle auf die vor ihnen liegenden Spieler. Da lagen die jungen Burschen also und bekamen die Härte unseres Begrüßungstrainings zu spüren. Anstatt jedoch die verbleibenden fünf Meter zu den Trainingsmatten zurückzulegen, blieb ich abrupt stehen, denn ich traute meinen Augen nicht. lagen da tatsächlich sechs, mir gänzlich unbekannte Spieler auf dem Boden? Eilig zählte ich nochmal nach, welche Namen ich Marcel für einen Transfer genannt hatte und auch nach dem letzten Durchzählen kam ich erneut nur auf genau drei. Eilig stürzte ich deshalb auf Sergio zu, um das Training zu unterbrechen, denn scheinbar hatten sich hier Spione unseres Intimfeindes unter
die Neuankömmlinge gemischt.

„Sergio. Hör sofort auf. Und alle, die nicht Nils, Mats oder Anthony heißen, stehen sofort auf, packen ihre Sachen und dann raus hier, bevor ich mich vergesse!“ Wütend funkelte ich die unbekannten Gesichter an. Erst jetzt dämmerte es mir, dass Nils mich nicht verstehen konnte, es sei denn, er hatte bereits eifrig Französisch geübt und auch die beiden kleinen braungebrannten Kerlchen schauten mich nur verdutzt an. Der letzte hatte sich indes erhoben und schaute mich schuldbewusst an. Na immerhin, Französisch verstand er schon mal. Zu Nils gewandt, fügte ich eilig an: „You can stay here!“ in der Hoffnung, dass er wenigstens Englisch verstand, ehe ich mich den anderen beiden Jünglingen zuwandte. Ich wollte gerade ansetzen, den beiden auf Englisch und meinen Brocken Italienisch die Leviten zu lesen, als ein eisiger Windzug die Halle füllte und Marcel schneebedeckt in die Wärme trat. „Was für ein Wetter da draußen.“ sagte er bibbernd, während er sich den Schnee von seinen Schultern klopfte. Anscheinend hatte es bereits wieder angefangen zu schneien. „Hab ich’s mir doch gedacht, dass ich dich hier finde.“ „Wo auch sonst, ich bin schließlich der Trainer.“

Ich wollte noch „Denk doch einmal nach.“ anfügen, doch im Beisein des Trainerstabs verkniff ich mir die Bemerkung. „Wie ich sehe, hast du auch schon die Bekanntschaft mit unseren sechs Neuzugängen gemacht.“ Marcel grinste jetzt über beide Ohren, doch ich griff ihn am Revers und zog ihn in das angrenzende Büro. „Sechs? Bist du denn jetzt von allen guten Geistern verlassen?! Ich wollte Mats Rits, Anthony Van Loo und Nils Petersen. Niemand sonst! Also schaff mir diese drei anderen raus und mach mit ihnen, was du willst, aber ich werde sie sicherlich nicht trainieren!“ „Doch wirst du, denn, lieber Yanis, ich hätte dich ja gern über die Vorkommnisse der letzten 24 Stunden informiert, aber dein Handy war leider durchgehend aus.“ Mein Ärger verflog etwas, denn meine Neugierde übernahm nun das Ruder. „Wir haben Partnerschaften mit Juventus Turin, FC Porto und Real Madrid Castilla. Und alle drei Vereine haben entschieden, dass ihre Jungs größere Einsatzchancen bei uns haben, als in ihren Heimatvereinen. Sie bleiben bis zum Saisonende, kosten uns keinen müden Cent und dein Kader wird größer.“ „Und du meinst mit größer qualitativ hochwertiger? Bist du jetzt hier der neue Spezialist in Bezug auf Spielereinschätzungen?!“

Mein Ton war jetzt wieder bissiger, denn das Rätsel hatte sich schnell geklärt und damit war meine Neugierde gestillt. „Du wirst jetzt wohl oder übel mit Iago Falque, Kelvin und Jules Compère leben müssen. Aus partnerschaftlichen Überlegungen mussten wir die Anfragen annehmen, sonst hätten wir die Verträge auch gleich kündigen können.“ Damit war für Marcel das letzte Wort gesprochen und er wies mit ausgestreckter Hand auf die Tür, damit ich mich den Jungs vorstellen konnte. Er wollte eine Vorstellung von mir und das Übernehmen der Bitte, die drei blinden Passagiere ins Training zu integrieren? Die konnte er haben. Lächelnd trat ich sogleich vor die noch immer am Boden kauernden Gestalten, zeigte mit dem Finger jeweils auf die drei Leihspieler und sprach: „Outdoortraining!“
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Re: Ein Mann geht seinen Weg
« Antwort #19 am: 28.Juli 2011, 08:03:53 »

Persönliche Aufzeichnungen - Präsentationen


Für die Mannschaftsanalyse habe ich unsere Marketingabteilung kontaktiert, damit sie meine Notizen in eine akzeptable Form bringt.  Was ich heute Morgen jedoch auf meinem Schreibtisch finde, geht auf keine Kuhhaut. Ich will kein Hochglanzprospekt, das aussieht, als würde ich Erotikartikel verkaufen, sondern eine nüchterne Mannschaftsanalyse. Schnell reiße ich die Seiten mit der Leistungsanalyse der Spieler heraus, denn Zeit für Änderungen habe ich jetzt auch nicht mehr. Na die werden was zu hören bekommen, wenn ich aus der  Sitzung wieder raus bin.


Tor




Abwehr




Mittelfeld




Sturm




Die Vorbereitung glich letztlich einem Call-Center. Jeden Tag ging für irgendjemanden eine Anfrage ein, wobei Victor Ramos, Carcela,  Witsel und Defour die umworbensten von allen waren. Doch noch hielt ich den ewigen Angeboten stand, weswegen es keine weiteren Veränderungen bis zum einzigen Vorbereitungsspiel der Winterpause für uns gab. Ein Verein aus dem schwäbischen Hinterland sollte als lockerer Aufwärmgegner herhalten und das tat er auch. In Abwesenheit von Defour, der eine kleine Blessur auskurieren sollte, glänzten die Neuzugänge Van Loo, Rits, Petersen und Iago und der All-Time Motor Witsel. Sollte für Carcela doch ein überzeugendes Angebot  reinkommen würde ich zuschlagen, denn mit Iago als Leihoption hätte ich für den Rest eine sehr gute Alternative hinter Boerrigter. Und letztlich tauchte wirklich ein solches auf meinem Schreibtisch auf. Ein russischer Ölmulti hatte es sich nämlich nicht nehmen lassen, mir für meinen variabel einsetzbaren Spieler 6.5 Mio. zu bieten, die ich dann nicht mehr ausschlagen konnte. Allein schon, weil mir Carcela  dann monatelang die Ohren vollgesülzt hätte über die verpasste Chance. Sollte er sich halt mit langen Unterhosen bewaffnet bei Rubin Kazan den Allerwertesten abfrieren. Doch auch ich war nicht untätig, denn durch intensivste Videorecherchen entdeckte ich ein absolutes  Sturmjuwel, dessen Vertrag zum Ende der Saison auch noch glücklicherweise auslaufen würde. Und obwohl die ganz großen Vereine um  den jungen Mann buhlten, bekam ich die Zusage. So langsam sprach es sich wohl herum, dass unter mir die ganz großen Stars geformt  werden.




22. Spieltag Jupiler League

Ganz großes Kino, das meine Spieler zum Beginn der Rückrunde hier bieten. Warum mache ich mir eigentlich Gedanken über die  Aufstellung, die Taktik und die richtige Ansprache, wenn es den Herrschaften so richtig schön am Ars** vorbeigeht?! Vielen Dank für die Demonstration von unbändigem Nichtwillen. Aber so nicht, meine Herrschaften, so nicht! Nach dem Spiel kommt es aber noch besser.  Als hätten wir nicht nur drei Punkte verloren, verlieren wir auch noch Witsel für acht Wochen und Boerrigter die Hälfte der Zeit gleich mit dazu. Na Mahlzeit! Und wen soll ich jetzt spielen lassen, wo Carcela nicht mehr da ist? Pah und der Verband spinnt auch schon wieder rum. Da sage ich nur meine Meinung über den nicht gegebenen Elfmeter für uns und bekomme eine 2.500€ Strafe?! Lächerlich sowas,  einfach lächerlich!

Standard Lüttich (1) – Sporting Lokeren (8 ) 0:1

Tore: (20.) 0:1 Taravel


23. Spieltag Jupiler League

Die Verletzung von Witsel zwingt mich dazu, doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wie gut, dass ich da schon länger das belgische Talent Hairemans auf der Liste habe. Der kann zwar eigentlich nur die linke Seite bespielen, aber wäre doch gelacht, wenn er das auf der anderen Seite mit viel Blut und Schweiß nicht auch gelernt bekommt. Gegen Mechelen darf er dann auch  gleich zeigen, wie er sich auf der Seite macht und insgesamt gefällt mir das ganz gut. Iago kommt mit dem Schneetreiben auf der  gegenüberliegenden Seite auch gut zurecht, da hat sich das Begrüßungstraining doch schon bezahlt gemacht. Nur Sinan schießt den ersten Bock der Saison, indem er eine Schneeflocke mit dem Ball verwechselt und dadurch schön am eigentlichen Ball vorbeigreift. Wie gut, dass wir bereits mit 2:0 in Führung langen, sonst hätte ich ihn doch noch schnell an Galatasaray verschachert.

KV Mechelen (10) – Standard Lüttich (2) 1:2

Tore: (24.) 0:1 Gershon, (62.) 0:2 Petersen, (83.) 1:2 Ahahaoui


Beker van Belgie Viertelfinale (Rückspiel)

Nachdem wir das Hinspiel bereits 2:0 gewonnen haben, sollte das heute hier ein ruhiges Auslaufen werden. Keine Verletzungen riskieren, keine unnötigen Karten bekommen und ein frühes Tor schießen, damit der Gegner gar nicht erst in Versuchung kommt noch etwas an  unserem Weiterkommen zu ändern. Und endlich geht die Planung voll und ganz auf, bis auf den Plan, dass wir es ruhiger angehen lassen wollen. Statt einen Gang nach dem 1:0 zurückzuschalten, spielen wir munter weiter auf das gegnerische Tor und zeigen unsere Dominanz auch in Toren. Überraschung des Tages dabei: Pocognoli kann auch als Linksaußen spielen. Was ein Kerl!

Overpelt Lommel – Standard Lüttich 0:4

Tore: (31.) 0:1 Victor Ramos, (62.) 0:2 Defour, (82.) 0:3 Boukhriss, (85.) 0:4 Pocognoli


24. Spieltag Jupiler League

Immer diese Alles oder Nichts Duelle, die da von den Fans ausgerufen werden. Hallo, wir wollen jedes Spiel gewinnen, ist mir doch  Humpe, ob wir gegen Brügge oder Genk müssen. Geht mir also mit eurer blöden Derbymacke nicht auf die Nerven, ich will mich hier auf den nächsten Sieg vorbereiten. In der ersten Hälfte ist meinen Jungs dann aber doch anzumerken, dass sie Muffensausen haben. Gott,  jetzt stellt euch doch mal nicht so an. Es brennt im Block und nicht auf dem Platz. Das sage ich ihnen dann auch in der Pause und siehe da, es läuft. Vor allem Petersen, der bisher nicht im Spiel ist, lässt seinen Bewacher mehrmals alt aussehen und belohnt sich sogar noch mit einem Tor. Danach geht bei Brügge gar nichts mehr und wir feiern am Ende.

Standard Lüttich (2) – FC Brügge (5) 2:0

Tore: (53.) 1:0 Petersen, (82.) 2:0 Boukhriss


25. Spieltag Jupiler League

Kommt ihr mit der 1 nicht zurecht oder was soll die Aktion? Kaum zu glauben, dass mir hier so ein Grottenkick geboten wird. Abgesehen von Bolat und der Abwehrkette kann man die Spieler auch getrost mit Amateurspielern verwechseln. Wir können echt froh sein, dass  Defour doch noch einen hellen Moment hatte und Victor Ramos Köpfchen gefunden hat. War ja wohl zum Vergessen das Ganze hier!

KAS Eupen (13) – Standard Lüttich (1) 0:1

Tore: (84.) 0:1 Victor Ramos


26. Spieltag Jupiler League

Eat this Racing Genk! Ihr wärt so untergegangen, wenn der Schiri die Notbremse richtig geahndet hätte, nicht nur gelbe Karten verteilt hätte und euch am Ende nicht noch ein ganz klares Abseitstor geschenkt hätte. Nur Ultimate Fighting anschauen bringt halt nichts, wenn man die Tacklings nicht richtig timen kann und immer nur die Knochen meiner Spieler erwischt. Ihr könnt so froh sein, dass ihr keinen meiner Spieler verletzt habt, sonst würden die bengalischen Feuer jetzt in eurem Mannschaftsbus brennen!

Standard Lüttich (1) – Racing Genk (2) 2:1

Tore: (34.) 1:0 Rossini, (85.) 2:0 Kelvin, (90.+1) 2:1 Barda
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