In und um große Städten gibt es geballte Wirtschaftskräfte - ohne die Agnelli-Familie keine Weltgeschichte um Juventus Turin, ohne Lokalsponsoren keinen Club, der sich in seiner Region durchsetzt. Hier im Saarland ist Elversberg im Grunde auch ein Ministädtchen (vgl. FC Homburg, ab Mitte der 80er dreimal 1. Liga und bis zum Aufstieg von Hoffenheim kleinste Bundesligastadt), spielt aber womöglich nächste Saison Dritte Liga. Und im Grunde passiert all das ja schon auf den kleinsten Ebenen, in gewissen Maßen. Jeder dürfte einen niederklassigen Amateurclub kennen, der durch Gönner immense Wettbewerbsvorteile vor der Konkurrenz hat. Aber spinnen wir mal weiter: Warum bekommt eigentlich nicht jeder Kreisligist mit fünfzig Fans am Aschenplatz seinen reichen Papi, der ihn versucht, in die Bundesliga zu päppeln? International, auf größerer Ebene, passiert so etwas ja schon längst - all die Scheichs sind die Geister, die Berlusconi, Abramovich und Andere riefen.
Man mag das mit dem Argument verteidigen: ohne reiche Gönner sind die Großen im Weltfußball nicht mehr einzuholen, überhaupt ist es immer das Geld, das an wirklich allem Schuld ist, das ist schon seit dem legendären Bayern-Watscher Willi Lemke so. Allerdings dürft das ganze System spätestens dann implodieren, wenn jeder Profilneurotiker mit zu viel Taschengeld seinen eigenen Fußballverein haben will. Wenn jeder mit dem Scheckheft wedelt, teilt sich die Fußballwelt wieder in Groß und Klein - die Faktoren Erfolg, Geschichte, Strahlkraft, Image und Markenwert werden bloß durch das Geld alleine ersetzt - wer mehr hat, gewinnt. Die Diskussion um "Tradition" ist eine um "Geschichte". So etwas wie Hoffenheim, wo ein ehemaliger Spieler, der zum Reichen wurde, innerhalb weniger Jahre seinen Dorf(!)Club in die Bundesliga einkauft und mit Geld alleine plötzlich hunderte ehemalige Konkurrenten überflügelt und den Verein in etwas verwandelt, das er nie war und nie hätte sein können, ist wohl kaum mit dem Aufstieg von Vereinen wie Bayern, Dortmund, selbst Leverkusen zu vergleichen.
Es gibt einfach natürliche Grenzen - die komplett zu umgehen, bringt verständlicherweise nicht überall ausschließlich Sympathien. Und sei es nur deshalb, weil für Sportfans der Sport der Mittelpunkt ist - und nicht ausschließlich das Geld, das er generiert. Hoffenheim als ehemaliger Kreisligist wie tausende andere, ob man es mag oder nicht, ist ein Sinnbild dafür, was passiert, wenn das Sportliche, die Geschichte eines Clubs überhaupt keine Rolle mehr spielt - sondern nur noch, wer warum auch immer gerade den reichsten Gönner hat.