Ich warte auf einen Befreiungsschlag, der den Fussball Manager als eigenständiges, klar durchdachtes Konzept etabliert. Den Finanzteil mal so auszubauen, dass er mehr kann als eine Aneinanderkettung von Schnapp-den-Sponsor-Minigames und Kauf-den-Fanschal-Micromanagement plus simplen sich ständig wiederholenden Textskripten wie der Mitgliederversammlung. Stattdessen sehe ich weiterhin ein Programm, das im Rest von Europa nicht ganz zu unrecht trotz Electronic Arts im Rücken kaum stattfindet. Weder bei Spielern noch in der Presse. Dabei hat der Fussball Manager ja durchaus ein paar Stärken - kaufen würde ich ihn mir wegen der schlicht mangelhaften Simulation, die im Kern steckt, allerdings so nicht mehr.
Im Textmodus sind eigentlich nur die Gesamtstärke + Taktik wichtig. In der Sofortberechnug sogar nur die Gesamtstärke,
Textmodus und Sofortberechnung werden doch angeblich gleich berechnet?! Da es sich beim Textmodus im Grunde um "vorgefertigte" Satzbausteine handelt, kann jeder selbst entscheiden, wie viel "Taktik" und "Einfluss" im Spiel ist - die Laufwege werden nachweislich nicht umgesetzt, zu lesen ist das natürlich nirgends. Das Schlimmste in diesem Jahr fand' ich wieder mal: Während im Ausland schon mal seit jeher in der Presse steht, wie sehr es im Kern des Spiels krankt (PC Gamer habens ziemlich abgewatscht), schreiben deutsche Journalisten tatsächlich, sie hätten im Livespiel ernsthaft taktiert. Dabei lassen sich grundlegende Strategien gar nicht festlegen, weil Spieler den Ball IMMER nach vorne spielen, völlig egal, ob da Optionen für Zeitspiel, Risiko und Regler für Defensive/Offensive sind - die alle bestenfalls homoöpathische Auswirkungen haben. Das Erschreckende: Für diese Erkenntnis braucht es keine zehn Spielminuten - das ist so offensichtlich, dass man das fast unmöglich übersehen kann. Da auch Spielertypen nicht wirklich gut umgesetzt sind - auch Amateure sind Übersteigerkönige, "Sturmtanks" dribbeln wie Ronaldinho - betrifft das nicht nur den Spieltag, sondern schon den Transfer- und Managerpart. Scouten? Wieso eigentlich? Nach Gesamtstärke und Talentstern listen und shoppen gehen.
Sollte das in diesem Jahr wieder der Fall sein, werde ich wiederholt darauf hinweisen, wie immer. Weil es teilweise erschreckend zu sehen ist, wie sehr so ein künstlich erhaltener Monopolmarkt sogar die "freie" Presse beeinflusst, die Konkurrenzprogramme teilweise sogar dokumentiert nicht mehr kennt. Leider kommt hier hinzu, dass auch die wenigen Redakteure mit Spielerfahrung im Genre teilweise denselben Unfug schreiben.
Solche vergleichsweise kritischen Artikel sind sehr selten hier, und obwohl ich Gerald aus Anstoss-Zeiten als sehr hilfsbereiten Menschen in Erinnerung habe, finde ich es ein wenig billig, wie er an ein nationales Ehrgefühl deutscher Spieler appelliert. Ich finde es auch nicht prima, dass SI international den Markt praktisch im Alleingang beherrschen, mit ebenso geringer Aussicht für Newcomer, und das Spiel hat auch seine Macken, die mir aufstoßen. Aber auch Gerald hatte seit Anstoss 3 jetzt über zehn Jahre Zeit, was zu drehen - viel geändert hat sich gerade am Spieltag nichts, außer einer verbesserten, realistischeren Transfer-KI ist vieles Anstoss durch und durch. Was nützt die beste Datenbank (die BF auch nicht haben), wenn das Spiel sie größtenteils ignoriert? Es bleibt der Eindruck eines Spiels, das sich nicht wegen der Qualität so gut in Deutschland verkauft, sondern alleine deshalb, weil die Alternativen vom Markt verschwunden sind.