Der Thread ist schon ein bisschen älter, aber das Thema ist leider nach wie vor aktuell.
Weil ich mich gestern über nachfolgenden Fall erneut mit meiner Freundin unterhalten habe, dachte ich, dass ich die Geschichte einfach mal hier reinstelle.
Vorgefallen ist alles Ende August 2015 in Nürnberg gegen Düsseldorf in der Nordkurve Block 3 (vom Spielfeld aus gesehen im hinteren Drittel ganz links). Bereits zur Spieleröffnung haben da ein paar Knalldeppen in der Reihe direkt hinter uns gesungen: "Unsere Heimat ist die Kurve unser Stolz der Hitler". Meine Freundin und ich standen ehrlich gesagt ziemlich irritiert im Block und wussten nicht so ganz, wie wir darauf reagieren sollten, haben das der Einfachheit als ziemlich üblen und dummen Jugendscherz ignoriert. Kurz nach Spielbeginn ging es dann aber erst richtig los. Ya Konan wurde bei Ballbesitz auf übelstes beleidigt. "Hau den Neger um", "Scheiß Neger" und ähnlicher Mist wurde gerufen. Daraufhin habe ich mich zuerst nur umgedreht und einen bösen Blick geworfen, woraufhin sofort ein "Sorry" zurückkam.
Ein paar Minuten war dann erst Mal Ruhe, aber dann ging der ganze Mist von vorne los. Nicht geahndete Freistoße für den Club wurden mit einem: "Natürlich kriegt der den Freistoß nicht, ist ja kein Neger." kommentiert. Da die "Neger"-Rufe immer öfters kamen, wurde es meiner Freundin zu doof und hat die Deppen zur Rede gestellt, solche Kommentare doch bitte zu unterlassen, was natürlich völlig aussichtlos war. An den genauen Diskussionsinhalt kann ich mich nicht wirklich erinnern, weiß aber noch, dass es hieß, wenn uns die Parolen stören, wir uns doch zukünftig lieber Karten für den Familienblock kaufen sollen. Urplötzlich fing dieser Idiot wie wild auf mich einzureden, über Flüchtlinge und dass wenn ich drei Flüchtlinge im Garten beherberge, ich gerne mit ihm weiterreden kann. Ich wusste ehrlich gesagt nicht wo oben und unten ist, was hat das eine mit dem anderen zu tun? Hä? Meine Antwort: "Du hast n Knall" hat die Sache dann leider endgültig eskaliert. Dieser Vollpfosten ist dann wie verrückt durch den Block zu seinen Kumpels gelaufen. Das war ziemlich beängstigend, wie er von der einen Kumpelsgruppe zur nächsten gegangen ist, das waren insgesamt bestimmt 3-4 verschiedene Gruppen. Was dort genau gesagt wurde, konnte ich aufgrund der Lautstärke nicht verstehen, er hat immer nur wild gestikuliert und mit dem Finger in unsere Richtung gezeigt. Meiner Freundin, die mittlerweile in Tränen ausgebrochen ist, und mir wurde dabei richtig unwohl, genauer gesagt hatten wir eine ziemliche Scheiß-Angst. Nach der Mobilisierung seiner Kumpels kam er schnurstracks auf mich zu und forderte mich auf die Sache vor dem Block zu klären, zum Glück hat ihn seine Freundin/Frau davon zurückgehalten. Die restliche halbe Stunde der ersten Hälfte stand ich mit meiner Freundin hilflos im Block und wir beide starrten nur paralysiert auf das Spielfeld ohne wirklich was vom Spiel mitzukriegen. Die Idioten hinter uns hatten natürlich reichlich Freude daran ihre rassistischen Parolen weiterhin Richtung Spielfeld zu schreien. Wir waren machtlos. Keine Ahnung was wir hätten tun soll. Kein Mensch im Block hat sich auch nur ansatzweise zu uns umgedreht oder etwas gesagt oder geholfen. Nix, nada. Der bescheuerte Security-Heini lief nur auf und ab und hat alles komplett ignoriert. Zur Halbzeit haben wir dann das Blockabteil gewechselt. Auch mit der traurigen Erkenntnis zu kapitulieren, aber wir wussten uns einfach nicht anders zu helfen. Im hinteren linken Drittel im Block drei sind wir seitdem nie wieder gewesen und werden das zukünftig auch vermeiden.
Ich hatte nach dem Spieltag direkten E-Mail-Kontakt mit dem FCN. Ich wurde damals von der Sicherheits- und Fanbeauftragten in die Geschäftsstelle eingeladen, was ich allerdings auch aufgrund meines Wohnorts abgelehnt habe. Irritierend fand ich dennoch die Aussage der Sicherheitsbeauftragten, Zitat: "Die beschriebenen Situationen sind für uns äußerst befremdlich, gerade weil wir in den letzten Jahre keinerlei Probleme in dieser Richtung hatten.", da es nicht das erste Mal war, dass ich rassistische Parolen im Stadion wahrgenommen habe.
Ich bin immer noch schockiert. Ich verstehe bis heute nicht, wie man so offen in der Gesellschaft seine rassistische Fratze zeigen kann. Das geht mir heute noch durch Mark und Bein. Erschreckend auch die Reaktionen von unseren Freunden, denen wir die Story erzählt haben, da kam dann oft ein: "Also ich finde das mutig und gut, hätte mich aber selber nicht getraut". Ehrlich, das kann es doch am Ende auch nicht sein? Wo kommen wir denn da hin?
Sorry, musste ich jetzt los werden. Vielleicht hilft's mir beim verarbeiten.