Präsident Pukhet spendierte mir erst einmal ein Bier. Weil es erst halbelf vormittags war, fragte er mich mehrmals, ob es mir nichts ausmache. Ich mimte den Schüchternen und willigte schließlich ein. Dass das bereits mein zweites heute wäre, müsste er ja nicht wissen.
Er berichtete mir viele Lobesglückwünsche. Schon jetzt werde ich als Pionier der österreichischen Fußballszene angesehen. Der erste, der das Wintertrainingslager nicht in Marbella oder Antalya abhält. Und dann noch dazu auf der anderen Seite des Globus. Er war entzückt. Ich nickte jedoch nur artig und überlegte, ob ich noch ein zweites, also eigentlich ein drittes, spendiert bekäme. Als mein Glas fünf Minuten später leer war, stand tatsächlich schon das nächste vor mir. Irgendwas von Europacup faselte der Dicke. Dann irgendetwas von tausenden von Euros. Ich war bereits bei meinem vierten. Einen neuen Sponsorendeal hatte er ausgehandelt. Vierhundertfünfzigtausend! Vier Jahre! Zwei Schnäpse noch dazu. Der Brandgeschmack ist ekelhaft, ein kleines Bier hinterher. Mein Verdienst sei das alles. Mattersburg steigt in die Top5 auf! Nur wegen meinem tollen Trainings. Und den super Transfers! Außerdem hätten wir
Peter Chrappan (25, IV) endlich an den Mann bekommen. Ablösefrei wechselt der Slowake, der keine Rolle mehr in meinem System spielte und seit Saisonbeginn unsere Gehaltsliste nur unnötig belastete, in seine Heimat zu Dunajska Streda. Noch einen Obstler. Und wieder ein kräftiger Schluck Bier hinterher. Und dann das tolle Scouting-System! Der erste in Österreich sei ich, der so etwas aufzieht! Wieder ein Schnapserl. Bier brauchte ich mittlerweile keines mehr. Und weiteren Zuwachs bekommen wir.
Don Mackay, der alte Schotte (69), möchte tatsächlich für uns scouten. Für Fulham, Blackburn, Arsenal und die Rangers hatte der schon gearbeitet! Und den Russen
Sergey Tarasov bekämen wir für Osteuropa! Für jeden noch einen zusätzlichen Brandwein. Schließlich entließ mich Präsident Pucher. Ich torkelte sturzbesoffen um zwei Uhr nachmittags durch die Gässlein von Mattersburg. Meinem Co-Trainer Ivan sagte ich, mir gehe es nicht gut, sie sollen das Training heute ohne mich machen. Danach legte ich mich im Kellerarchiv auf den Boden und pennte bis in die Nacht.
Zum Valentinstag ein ähnliches Bild, nur wurde ich nach so einem Tag wach. Der Leistung meiner Spieler zu urteilen, sah ihr gestriger Abend genauso aus wie meiner. Anders ist das Ergebnis nicht zu erklären.
20. Spieltag
Red Bull - SV Mattersburg 4:1
Red Bull Arena, 22.976 Zuschauer
87. Mörz; 5. Opdam, 34. Tchoyi, 41. Aufhauser, 61. Janko
Eine Woche später war der Meisterschaftszug für uns dann endgültig abgefahren. Die ersten beiden Frühjahrspartien gegen die Titelkonkurrenz. Beide gingen verloren. Der unrealistische Traum nun ausgeträumt. Unser Verletzungspech hatte daran wohl einen gehörigen Anteil. Alleine heute waren mit Lösch, Sekour und Seidl die ersten drei Besetzungen für die Sechser-Position nicht spielfähig. So musste Berger als Notnagel herhalten. Was, wohlgemerkt, nicht zukunftstauglich ist.
21. Spieltag
SV Mattersburg – SK Rapid 1:3
Pappelstadion, 14.151 Zuschauer
64. Mörz; 14. Jelavic, 16. Hofmann, 34. Salihi