Ich habe noch 2 sehr interessante Artikel bei der Süddeutschen gefunden. Das Interview mit den Buch(Gag-)autoren zur Sendung ist zwischen den Zeilen extrem lesenswert. Es ist interessant, wie sie die Dinge sagen und vor allem was sie nicht sagen. Die Widersprüchlichkeit von "die Prominenten wissen, worauf sie sich einlassen - sind geschickt PR-geleitet" zu "wir müssen die Kandidaten manchmal auch vor sich selbst schützen" ist sehr vielsagend darüber, worum es in diesem Dschungelcamp eigentlich wirklich geht. Weder um die PR der einzelnen Kandidaten, sondern um einen Inhalt der Berichterstattung in den Medien. Die Autoren vermuten im Prinzip auch, dass erst die überbürdende Berichterstattung zu der sehr guten Quote für die Sendung führt. Die Medien schaffen eine Öffentlichkeit, die den Eindruck erweckt, dieses Camp wäre irgendwie wichtig oder könnte ein Gesprächsthema werden.
Gerade in seinen Aussparungen ist dieses Interview also wertvoll.
http://www.sueddeutsche.de/medien/rtl-dschungelcamp-wir-schuetzen-die-kandidaten-auch-vor-sich-selbst-1.1053110Der zweite Artikel befasst sich relativ oberflächlich mit der PR und trägt zum Gesamtbild aus dem Interview bei. Dabei wird deutlich, wie das Prinzip funktioniert: für die Selbstentblößung und Zurschaustellung (subtile Aufhetzung mit Inbegriffen) von Menschen gibt es 2 Leitorgane: BILD und RTL. Diese kooperieren perfekt, täuschen öffentlichkeitswirksame Relevanz vor. Dafür eignet sich eine Zeitung besser, als ein Fernsehsender, denn das Fernsehen zeigt viele wechselnde Dinge über den Tag und die Wiederholung ein und derselben Werbung für dieses Camp wäre störend.
Eine Zeitung ist dafür besser geschaffen, sie verleiht dem Thema schon durch die Präsenz auf der ersten Seite ein Dasein, das subtil in der U-Bahn oder beim Vorbeilaufen an Kioskständen aufgenommen und auch wahrgenommen wird. Diese Präsenz ist aber nicht offensiv und penetrant wie Werbung im Fernsehen, sondern passiv und selektiv. So funktioniert der Aufbau von Relevanz für Gesprächsthemen im Büro, mit der Familie, mit Freunden oder eben hier im Forum. Es ist auch ein leichtes Gesprächsthema, über das man gar nicht viel wissen muss, anders als zum Beispiel wichtige Krisen in Ägypten, Tunesien, Wikileaks, Hartz 4 usw.
Im Prinzip ist dieses Camp ein Medienphänomen, von dem man eine Menge lernen kann, gerade in Bezug auf Medieneinsatz.
Zweiter Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/medien/wv-medienstrategie-des-dschungelcamps-trommeln-aus-dem-urwald-1.1050134