Nachdem ich mich in den letzten Wochen intensiver mit dem neuen FM auseinandergesetzt habe sehe ich mich dazu berufen, ein paar Worte über Ballbesitz zu verlieren. Ich bin ein großer Fan des spanischen Fußballs und vor allem die Spielweise von Barcelona hat es mir angetan und irgendwann habe ich den Versuch unternommen, die Spielweise von Barcelona - zumindest im Ansatz - auf Nürnberg zu übertragen.
Was ist das Kernelement der Spielweise von Barcelona? Ballbesitz. Barcelona schafft dies über eine hervorragende Raumaufteilung: Zum einen wird das Spiel in die Breite gezogen, gleichzeitig aber die Zentrale des Mittelfelds mit hervorragenden Passpielern überladen. Die Innenstürmer ziehen in die Mitte und werden zu weiteren Anspielstationen und die Breite, die dadurch eigentlich verloren gehen müsste, wird von den weit aufrückenden Außenverteidigern wiederhergestellt. Die Innenverteidiger und der sich zurückziehende defensive Mittelfeldspieler vor der Abwehr bilden eine Dreierkette, vor denen sich nominell sechs Mittelfeldspieler und ein Stürmer mit der Rolle der Falschen Neun tummeln. Dieser Stürmer zieht im Idealfall einen Innenverteidiger aus der Abwehr heraus und schafft auf diese Weise Raum für nach innen ziehende Außenbahnspieler. Aus dem zentralen Mittelfeld bzw. von der Falschen Neun kommen die tödlichen Pässe in die Schnittstellen der Abwehr. Die eigene Abwehr steht hoch und es wird massives Pressing auf den Gegner ausgeübt.
Theoretisch weiß ich also, wie man Ballbesitz-Fußball spielt. Doch wie überträgt man das am besten auf den FM?
Zum einen, ist ein breites Feld wichtig. Die Spieler auf der offensiven Außenbahn übernehmen die Rolle von Innenstürmer, die Falsche Neun wird am besten von einem Stürmer mit der Trequartista-Rolle ausgefüllt. Die Außenverteidiger sind offensiver ausgerichtet als der klassische Außenverteidiger und zu ihnen dürfte wohl die Rolle des Defensiven Flügelspielers am besten passen. Vor der Abwehr befindet sich Abräumer. Die beiden Positionen im zentralen Mittelfeld sind schwer einzuordnen. Xavi spielt normalerweise zurückgezogener als Iniesta, weshalb es sinnvoll erscheint ihn mit der Rolle des Zurückgezogenen Spielmachers (zudem: ihn als Spielmacher auswählen) zu versehen. Doch was ist Iniesta? Ein Erweiterter Spielmacher oder doch eher ein Dynamischer Mittelfeldspieler. Fakt ist, dass er gerne auf den Flügel zieht und häufiger im Strafraum zu finden ist. Ich würde ihn im Moment als Mittelding aus den oben genannten Möglichkeiten bezeichnen. Die Innenverteidiger sind normale Innenverteidiger, wobei die Piqué-Rolle durchaus auch der eines Ballspielenden Innenverteidigers entspräche.
Wenn man diese Rollen übernimmt, wird man jedoch keinen großen Erfolg haben. Es sind einige Anpassungen nötig:
1. Die Spieler auf der offensiven Außenbahn sollten nur manchmal aus der Tiefe kommen, da sie sonst zu selten richtige Anspielstationen darstellen. Die Distanzschüsse bzw. Laufen mit Ball auf selten bzw. manchmal zu reduzieren. Distanzschüsse stören einen kontrollierten Spielaufbau und der Fokus sollte auf dem Passpiel und nicht auf Einzelaktionen mit Ball liegen. Distanzschüsse sind im weiteren bei allen Spielern auf selten gestellt.
2. Der Trequartista sollte nur selten flanken, da er sonst zu sehr auf die Flügel ausweicht. Ich habe zudem die Steilpässe auf manchmal gestellt, da der Großteil der Vorlagen aus dem zentralen Mittelfeld kommen soll.
3. Die Außenverteidiger sollten nur selten Steilpässe spielen und es ist zu überlegen, ob man die Einstellung aus der Tiefe kommen nicht auf häufig stellt. So kann gewährleistet werden, dass sie weit in das Mittelfeld aufrücken.
4. Die defensve Dreierkette aus nach außen gerückten Innenverteidigern mit zentralem Abräumer ist leider nicht mit der Match Engine vereinbar. Ich habe alles mögliche versucht und es gelang mir nicht. Ich habe bis jetzt auch noch nicht gelesen, dass es jemand geschafft hat.
Nun zu den Teameinstellungen. Das Passspiel sollte kurz sein und den Spielern sollte mehr kreative Freiheit eingeräumt werden. Das Pressing sollte erhöht sein und die Flanken kurz geschlagen werden. Tackling habe ich auf default gelassen, bei der Art der Deckung bin ich mir nicht sicher: Raumdeckung ist natürlich immer zu bevorzugen (bzw. default) aber wirklich überzeugt hat mich das Abwehrverhalten in keinem Fall (wobei ich später auf Raumdeckung umstellen werde). Die Freirollen habe ich ebenfalls unangetastet gelassen. Als Spielphilosophie habe ich ausgeglichen gewählt, da ich meinen Spielern kein dynamischen Spielsysteme zumuten möchte. Prinzipiell sind diese zu bevorzugen. Als Strategie habe ich Kontrolle gewählt. Zudem habe ich das Spieltempo manuell auf langsam verringert und meine Verteidigungslinie aufgrund von Schnelligkeitsdefiziten zurückziehen müssen. Der Pass-Fokus ist auf die Mitte ausgerichtget.
Und das Ergebnis?
Teilweise lief es ganz gut, teilweise eher schlecht. Ich habe auf weiten Plätzen (zum Beispiel in München) den Ballbesitz (und dabei manuell die Weite auf das Maximum erhöht) dominiert bzw. ausgeglichen gestaltet (was für mich auswärts ein völlig neues Gefühl ist), dagegen auf meinem weiten Platz zu Hause (Maximum) aber auch Spiele gehabt in denen der Ballbesitz nach unten ging. Prinzipiell habe ich einige richtig tolle Spiele gesehen, aber tat mich speziell gegen kleine Mannschaften sehr schwer. Manchmal musste ich (auch auf weiten Plätzen) die Breite auf eng stellen um Land zu sehen. Die Mannschaft versagt bzw. brilliert sowohl auf engen als auch auf weiten Plätzen - ich kann daraus nichts ableiten.
Was ich noch ändern will (und wofür ich auch Tipps benötige
):
1. Der zurückgezogene Spielmacher braucht mehr Ballkontakte. Im Moment steht er bei ca. 50, ich will ihn aber auf 80-100 bringen.
2. Vom FM ist Kurzpasspiel auf enge Breite und kleine Plätze ausgelegt. Kann der Weite Ansatz auf Dauer bestehen? Kommen daher meine Leistungsschwankungen?
3. Die Zuordnung des Mittelfelds beim Verteidigen ist häufig nicht ideal, bzw. manchmal wird ein Gegenspieler vergessen. Ich bin sehr anfällig bei Flanken, da meine Außenverteidiger zu weit vom Gegner wegstehen. Ballorientiertes Verschieben (in der Horizontale) sieht man - wie fast immer im FM - kaum.
4. Das unlösbare Problem mit der Dreierkette bei eigenem Ballbesitz.