eigentlich hatte sich es der mappus so gut ausgedacht (meine these):
- erst mal öffentlich seine sorge über die "gesteigerte agressivität" der demonstranten äussern (obwohl bis zum freitag noch nichts passiert war)
- die polizeichefs intern zum "harten durchgreifen" auffordern
- provozieren oder auf ne eskalation warten um dann der öffentlichkeit die angebliche agressivität der demonstranten zu beweisen
- in der hoffnung die öffentliche meinung/empörung für s21 nutzen zu können
diese heftige öffentliche reaktion hat er aber wohl nicht erwartet.
dass leute durch dieses herbeireden der gefahr ein "ungutes gefühl" entwickeln, kann ich sogar nachvollziehen ... obwohl ausser verkehrsblockaden, den faustschlag des polizisten gegen eine demonstrantin und einigen rangeleien, noch gar nichts vorgefallen ist. auch meine frau warnte mich vor dem hingehen, denn vielleicht "batscht´s ja" ... dass hauptsächlich die polizei "batscht", hätte ich aber aufgrund deren umsichtigen vorgehensweise in den wochen zuvor, nicht gedacht.
deine verschwörungstheorien bezüglich der "richtig militanten" kann ich nicht nachvollziehen. wenn dem so wäre, wo waren diese "schwarzkapuzen" dann bei der demonstration am tag nach der eskalation? mit so einer menschenmenge im rücken, da hätten sie noch viel mehr gelegenheiten gehabt, einen streit vom zaune zu brechen, zu randalieren oder das umzäunte areal zu stürmen ... ne ne, so leicht kann man die friedlich demonstrierenden menschen nicht kriminalisieren. und bei meiner anwesenheit am donnerstag und nach mehrmaligem sichten diverser videos, kann ich keine grosse anzahl von schwarzen kapuzenpullis erkennen ... jedenfalls nicht mehr als auf dem schulhof einer schule.
schon kurz nach dem vorfall musste die polizei übrigens einräumen :"[...] dass sie nicht mit Steinen, sondern mit einigen Kastanien beworfen wurde. Ein weiteres Wurfgeschoss sei später als Plastiktrinkflasche identifiziert worden. Die Gegner des Bahnprojektes hatten stets eingeräumt, dass es zu einigen wenigen Attacken gegen die Polizei gekommen sei. Diese seien aber als Reaktionen auf das Vorgehen der Polizei zu verstehen gewesen." (n-tv)
auch bei der heutigen pressekonferenz wurde von herrn hamann (landespolizeipräsident) und herrn schneider (inspekteur der polizei) nur immer wieder erwähnt, dass die demonstranten nicht weggehen wollten und sie deshalb mit gewürzspray und mit dem grünen duschautomaten vertrieben werden sollten ... von physischer gewalt gegen die polizei war nicht die rede.
auszüge:
"Die Dinge kamen so, weil man die Polizei bereits gehindert hat, ihren Einsatz anzufangen."
Sofort seien Schüler und auch erwachsene Demonstranten in den Park gekommen und hätten die Fahrzeuge der Polizei blockiert, "da hätten wir konsequenter reagieren müssen".
Die etwa 100 bis 200 Personen, die die Beamten in dem Feld erwarteten, sollten eingekreist und weggetragen werden. Durch die Jagdszenen im Schlossgarten sei dieser Plan aber nicht aufgegangen.
11.53 Uhr forderte laut Stumpf der Einsatzleiter vor Ort mehr Personal und die Möglichkeit, "unmittelbaren Zwang" anzuwenden, sprich: Wasserwerfer und Schlagstöcke. Beide Maßnahmen ordnete Stumpf an, "sonst hätte der Einsatz abgebrochen werden müssen".
Der Kritik, die Polizei sei mit zu wenig Beamten in den Einsatz gegangen – zunächst waren nur fünf Hundertschaften vor Ort –, entgegnete Stumpf, dass er nicht mit so viel massivem Widerstand gerechnet hatte. Das verwundert. Und auch die ersten Bilder, die die Polizei herausgesucht hat, zeigen, dass einige Schüler nach der Aufforderung sofort vom Wagen herunterspringen, andere bleiben ruhig oben stehen.
"Bisher habe ich in 40 Jahren in Stuttgart so viel Gegendruck noch nie erlebt", betont der Polizeipräsident immer wieder. Deshalb habe er auch Pfefferspray einsetzen lassen, "um den enormen Druck von mehreren Menschenreihen auf die Beamten zu verringern".
wo war die gewalt der "richtigen militanten"?
zum thema "schülerdemo oder nicht" zitiere ich einfach mal aus der stuttgarter zeitung:
"Fakt ist: der Großeinsatz zur Räumung des Parks fand in jenem Zeitkorridor statt, in dem die genehmigte Schülerdemonstration ihre Abschlussveranstaltung dort abhalten wollte. Und sowohl das Land als auch die Polizei hatten Tage zuvor Kenntnis davon [...] habe der Veranstalter die gewünschte Route benannt sowie die geplante Dauer der Demo. Diese sollte von der Lautenschlagerstraße weiter zur Theodor-Heuss-Straße, dann zur Eberhardstraße und von dort weiter zum Ziel am Mittleren Schlossgarten führen. Dort wollten die Schülerinnen und Schüler von 12 bis 17 Uhr gegen die geplanten Baumfällarbeiten demonstrieren. Laut Alfons Nastold hat sich das Amt für öffentliche Ordnung am 25.September erstmals mit dem Land über die Schülerdemonstration abgestimmt. Eine weitere Absprache erfolgte drei Tage später. Dabei habe es keine kritischen Einwendungen gegeben.
Bereits am 24. September, so eine Aktennotiz von Nastold, hat das Amt die Polizei über die geplante Demonstration informiert. "Die war einverstanden mit Aufzugstrecke und Verlauf", so Nastold. Die Veranstaltung wurde mit kleinen Auflagen genehmigt." (StZ)
ich finde es traurig, dass die polizei für eine verkorkste politik den kopf hinhalten muss ... genauso traurig finde ich aber, dass an diesem donnerstag die verhältnismässigkeit der mittel nicht mehr gestimmt hat.
ps: umfrageergebnis august 10:
umland:
zustimmung 30% - ablehnung 48%
stuttgart:
zustimmung 26% - ablehnung 63%