Yeah! Karten für eines der beiden einzigen Konzerte ergattert, die Wild Billy Childish in 2018 spielen wird. Ist zwar in London, aber das nimmt man dann auch in Kauf ...
Oft wird man ihn nicht mehr auf der Bühne erleben dürfen, nachdem die Malerei, das Schreiben und seine Familie inzwischen mehr Platz beanspruchen, als die Musik. Wann ist endlich September?
Es war (v.a. wegen Billy Childish) ein grandioser Abend! Dass das Konzert anlässlich des 30. Geburtstags der Plattenfirma "Damaged Goods" stattfand, erfuhr ich erst nach dem Betreten des Konzertsaales. Das eigens für dieses Jubiläum zusammengestellte Doppelalbum (mit Billy Childish, Slaughter & the Dogs, Holly Golightly, Headcoats, Manic Street Preachers, Oizone, Johnny Moped, und und und) ging dann auch gleich in meinen Besitz über. Dazu noch drei Alben von Mr. Childish, die ich noch nicht kannte. Der hat ja aber so einen Output an Tonträgern, dass man unmöglich alle seine Werke besitzen kann (über 100 mit über 20 Bands ... auf discogs.com beanspruchen seine Veröffentlichungen 67 Seiten!). Anscheinend gibt es aber einen Sammler in Japan, der alles von ihm besitzen soll ... whatever. In den Saal hinein und erst mal überwältigt von diesem altehrwürdigen, in rot gehaltenem ehemaligen Theater:

Der Abend mit ca. 1200 Zuhörschauern begann dann äusserst pünktlich um 19:30 (um 23:00 musste alles vorbei sein) mit den Shadracks. Der Sohn von Billy Childish mit zwei adretten Damen am Bass und an den Drums. Sie spielten eine Mischung aus Punk und Beat, der seine Momente hatte (inkl einem schönen Buzzcocks-Cover), aber Papa kann es (noch) besser ...
Danach kam Johnny Moped. Seit 1974 immer mal wieder aktiv und Ex-Heimat von Captain Sensible (Damned) und Crissie Hynde (Pretenders). Schön mal deren "Hits" aus 1970er Jahren wie "Icendiary Device" oder "Darling, let´s have another Baby" live zu hören, aber insgesamt war es dann doch ein etwas sehr eintöniger und langweiliger Auftritt. Frontmann Paul "Johnny Moped" Halford befand sich in einem eher bemitleidenswerten Zustand und musste immer wieder aufpassen, dass ihm sein Gebiss nicht rausflutscht ... den meisten Zuschauern gefiel es allerdings ...

Dann aber der grosse Meister himself. Nach Ulm 2003 erst das zweite Konzert von ihm, dass ich erleben darf ... what a shame. Die Vorfreude war sehr gross und ich wurde nicht enttäuscht! Er ist einfach ein begnadeter Entertainer und live, trotz seinem anstehenden 59. Geburtstag, ein Tier. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Aunt Julie am Bass und Wolf an den Drums fetzte er uns einen 90minütigen Querschnitt aus 40 Jahren Billy Childish um die Ohren. Wer auf BeatGaragePunkBlues60s steht, braucht keine anderen Heroen mehr. Selten so viele glückliche und sprachlose Menschen nach einem Konzert gesehen ...

Wir haben dann noch festgestellt, dass am nächsten Tag "The New Candys" aus Venedig ebenfalls in London gastieren. Deren Tonträger "Stars reach the Abyss", eine Mischung aus Ride, Krautrock, Psychadelic, Shoegaze und My Bloody Valentine, läuft ständig im Auto und in der Wohnung und eigentlich überall. Also nix wie hin ... kleinerer Rahmen ... bewusstseinserweiternder Sound ... elektrisiertes Publikum ... keine Zugaben. War auch toll, wobei sie mir auf Platte noch besser gefallen. Grossartig dann noch, dass ich ihre zweite LP für schlappe 15 Pfund ergattern konnte, die im Netz glatt das Doppelte kostet. Die zwei ereignisreichen Tage mussten dann noch im Pub gefeiert werden ...