Nach Sichtung des Videos kann ich auch garnicht verstehen, wieso Soccer in den USA lange Zeit so unbeachtet war/so nen schlechten Ruf hat(te) - Waren doch einige Klasse Szenen dabei...
Wenn das hier jemand beantworten kann, dann sicher Konni.
Da muss ich leider enttäuschen, kann ich mir nicht so richtig erklären. Ironischerweise wird es sogar gerne gespielt. In High Schools ist Fußball in einigen Staaten so beliebt wie Football und Basketball. Aber schon im College und das ist nunmal die wichtigste "Brutstätte" für Nachwuchsathleten, geht das Interesse gegen 0. Ich vermute einfach mal, weil man mit Fußball einfach nicht viel Geld verdienen kann und auch Vorbilder fehlen, die in Europa zu Superstars geworden sind. Ich kenne eigentlich keinen wirklich bedeutenden Fußballspieler aus den USA, von Donovan, der Kultstatus besitzt, mal abgesehen. Wie wichtig solche Vorbilder sind, kann man ja ganz gut an der Beliebtheitsentwicklung von Basketball in China ableiten, seitdem Yao Ming in der NBA spielt oder meinetwegen auch Dirk Nowitzki Einfluss auf die Beliebtheit des Basketball in Deutschland (obwohl das natürlich nicht ansatsweise vergleichbar ist).
Dann ist aber auch Fußball als Sport sehr unamerikanisch. Er eignet sich einfach nicht so fürs Fernsehen, weil es eher eine Eleganz-Sportart (zumindest auf hohem Niveau) ist. Football, Basketball, Baseball und Hockey leben von Schnellkraftausstößen, von actiongeladenen Szenen, die man ganz nett mit Musik untermalt im Fernsehen zusammenschneiden kann, um 1-minütigen Action-Trailer daraus zu basteln. Jedes Football-Video auf youtube reißt mehr mit, als irgendwelche Torzusammenschnitte von Ronaldo oder Messi. Das passt alles nicht ins amerikanische Sportbild. Ich denke aber auch, dass man die Situation schon ganz richtig einschätzt und merkt, dass man das Zentrum des Fußballs von Zentraleuropa nicht verschieben kann, auch nicht mit Geld. Deshalb lässt man es auch medial eher ein Schattendasein fristen. Die Premier League und die Champions League ist eigentlich das einzige, was man an Fußball zu sehen bekommt. Da steckt bestimmt auch die Kalkulation dahinter, dass man sich lieber auf einheimische Sportarten beschränkt, weil man damit mehr Geld verdienen kann als Fernsehnetzwerk/Sponsor/Eigentümer.
Und dann kommt, denke ich, auch die Zähigkeit vom Fußball dazu. Da passiert oft einfach nicht viel. Spiele enden 1:0, 0:0, 2:0 und in 90 Minuten passieren im Schnitt einfach nicht genug aufregende Dinge, vor allem wenn die Mannschaften einfach nicht besonders gut sind.
Ansonsten ist der amerikanische Markt aber von Sport auch übersättigt, das dürfte auch eine Rolle spielen. Football jedes Wochenende von August bis Februar, dann kommt die heiße Phase der NBA bis Juni, dazwischen immer wieder die 2000 Spiele der MLB (Baseball ist so ziemlich der langweiligste Sport auf der Erde, gleich neben Synchronschwimmen) und die 4000 Spieler Hockey, die sich aber eigentlich nur in den Nordstaaten einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Zu jeder dieser Ligen gibt es dann noch Collegewettbewerbe, von denen vor allem Basketball und Football schon einen so großen Stellenwert haben, wie hier die Bundesliga (gerade läuft die Endphase der College-Basketball-Playoffs und zu Beginn der KO-Runde hat Obama in einer Sportsondersendung detailliert seine ganzen Tipps für alle Spiele abgegeben) Dann kommen noch Indyrennen und auch sonstiger "Sport", der irgendwie billige Unterhaltung ist, also Wrestling, Monstertrucks und der ganze Quark. Man kann also im Prinzip von morgens bis abends Sport sehen und das das ganze Jahr über. Wenn da jetzt noch Fußball dazu käme, wüsste man gar nicht mehr, wo man das noch unterbringen sollte.
Was jetzt genau den Ausschlag gibt, dass Fußball keine große Rolle spielt, weiß ich aber nicht. Vermutlich spielen alle diese Gründe eine Rolle und noch ein paar mehr.