Also fließend spanisch sollte es schon sein, wenn man Mittelamerika wirklich bereist und nicht nur in 1-2 Großstädten verweilt. Ich kann ein wenig Spanisch (high school level), war aber mit der Geschwindigkeit und dem Dialekt, mit dem dort gesprochen wird, überfordert. Meine Freundin kommt aus Brasilien, spricht also portugiesisch als Muttersprache. Spanisch kann sie auch sehr gut und sie hat meistens die offizielle Kommunikation übernommen, also Tickets kaufen, Taschendiebstahlanzeige aufnehmen und solchen Spaß

Wenn wir mit Einheimischen in Kontakt waren, dann konnte ich mich nach einer Weile gut auf sie einstellen oder sie haben sich auf mich eingestellt, weil sie immer in mein ratloses Gesicht sehen mussten. Ich denke, wenn man bis zur 11. Klasse Spanisch in einer deutschen Schule hatte, dann verfügt man über bessere Kenntnisse als ich und müsste zurechtkommen. Englisch hilft einem selten weiter und Amerikaner gehören in diesem Teil der Welt nicht zu den beliebtesten Leuten. Ich habs dann mit britischem Akzent probiert, war aber auch nicht besser.
Man kennt sicher den Ausdruck "Gringo" für Amerikaner in Mittel- und Südamerika. Das Wort entstand, als die Amis bestimmte Gebiete Mittelamerikas "befriedeten", um ihnen die "westlichen Werte" einzuimpfen (kommt einem bekannt vor oder?). Also im Prinzip wollte man nicht, dass der Kommunismus um sich greift. Die Leute gefragt hat man nicht, das war die beste Werbung für die sogenannte Demokratie. Die Soldaten trugen Dschungel-Tarnfarben-Uniformen. Diese waren grün. Die Leute riefen also alle "Green go, Green go". Also verpisst euch, ihr Grünen. Daraus wurde Gringo.
Also Englisch möglichst nicht mit amerikanischem Akzent.
Ansonsten rate ich zu allen möglichen Impfungen. Da kann man sich am deutschen Institut für Tropenforschung informieren. Man sollte auch rechtzeitig anfangen, denn es sind mitunter mehrere Impfungen notwendig. Außerdem sollte eine Person der Gruppe einigermaßen über medizinische Kenntnisse verfügen. Man sollte sich auch durchaus mit der Tierwelt dort auseinandersetzen. Es soll dort fiese Frösche geben, deren Gift innerhalb von Minuten tödlich wirkt. Ich hab aber keinen gefunden. Dazu steht aber eine Menge in den Lonely Planet Reiseführern drin, die ich für jedes Land uneingeschränkt empfehlen kann (sind aber auch so 800 Seiten, es ist aber nicht schwer und trägt sich ganz praktisch). Eine große Gruppe ist auch von Vorteil. Es ist schon richtig, die Kriminalität ist nicht ohne dort. Man sollte sich von den Drogengebieten fernhalten (soviel gibt es dort nicht). Ganz wichtig: keine Taxis nehmen. Wir haben von verschiedenen Reisenden und Einheimischen gehört, dass Überfälle in Taxis sehr beliebt sind.
Schmuck jeglicher Art sollte man zu Hause lassen, den Pass immer direkt am Körper tragen oder im Hotelsafe lassen. Mit der Kleidung sollte man sich größtenteils den Örtlichkeiten anpassen. Eine blonde Freundin hätte ich nicht mitgenommen, die wäre dort zu sehr als Ausländerin aufgefallen. Ausländer gelten generell als reich und sind das Ziel von Überfällen, nicht selten auch bewaffnet. Uns wurde nur 1 mal ein kleiner Rucksack mit Einkäufen geklaut und einmal eine Brieftasche. Die hat der Dieb glücklicherweise zurückgelassen, zwar ohne Geld, aber immerhin mit Pass. Daher kam die Erkenntnis den Pass irgendwo am Körper zu tragen. Ich habe immer ein Baseballcap getragen und grundsätzlich staubige, verschmutzte Sachen. Das ist nicht unbedingt hygienisch, aber dafür sind wir wirklich kaum aufgefallen. Meistens hat man das erst erkannt, wenn wir gesprochen haben. Ansonsten liegen im Norden des Landes vereinzelt Minen. Die sind aber nur abseits der Hauptstraßen, also im Norden würde ich immer den Bus als Transportmittel empfehlen.
Außerdem sollte man sich mit Verhaltensweisen bei Erdbeben vertraut machen. Das steht aber auch ganz detailliert im Reiseführer von Loney Planet (viel kann man ja auch nicht machen).
Offiziell ist Honduras ja gefährlicher als Nicaragua (hohe Mordrate). Aber um ehrlich zu sein, fand ich Honduras sehr entspannend. Da habe ich mich nie bedroht gefühlt, man hat mir bloß einmal spontan eine Schusswaffe zum Kauf angeboten, aber das kenne ich noch aus den USA aus der High School

Aber ich denke wir sind gut damit gefahren, uns nicht auffällig als Ausländer zu verhalten. Achso, wir hatten ja immer unsere Wander-Rücksäcke mit und hatten die Befürchtung, dass unsere "Tarnung" auffliegen würde. Glücklicherweise sind solche Rucksäcke in der Gegend gar nicht selten. Es gibt dort viele Wanderarbeiter und die tragen alle ihre Habseligkeiten in den Rucksäcken. Man sollte vielleicht dafür sorgen, dass die Dinger einigermaßen gebraucht aussehen.
Auch wenn es jetzt so klingt, aber wir haben uns dort nicht einer generellen Gefahr gegenübergesehen. Dann hätten wir den Urlaub dort auch nicht genießen können. Es ist vielmehr so, dass man stark sensibilisiert wird für alles, was um einen herum passiert. Vielleicht wird man manchmal etwas paranoid. Bei Dunkelheit ist es immer empfehlenswert entweder im Hotel zu sein oder an einem Ort das Zelt aufzuschlagen, dem man vertraut. In Nicaragua kam es oft vor, dass Leute aus einem Ort im Umkreis von 20km alle Menschen persönlich kannten. Wenn wir also Kontakt mit Einheimischen hatten und die vertrauenswürdig waren, dann haben wir uns von denen den Weg zu einem Farmer zeigen lassen und der hat uns dann einen Platz auf seinem Grundstück oder vielleicht sogar in seinem Haus gegeben. Ein paar Mal haben wir auch einfach in der Wildnis gecampt. Da ist natürlich immer irgendwo ein Risiko dabei. Der Farmer könnte Kontakte zu einer Bande haben und denen einen Tipp geben, der einsame Platz in der "Wildnis" könnte als geheimes Kokainlager dienen, etc. Wer das Risiko scheut, sollte generell nur in Hotels schlafen (die gelten als sehr sicher) oder eben nicht hinfahren. Die allermeisten, die wir getroffen haben, wurden nicht überfallen. Ich würde sagen, 2-3 von 10 Leuten, die wir getroffen haben (also Ausländer) hatten Kontakt mit Kriminalität. Das reichte von Beobachtung eines Taschendiebstahls, bis zum bewaffneten Raubüberfall. Aber wenn man das Geld rausrückt, dann ist die Sache auch erledigt. Geiselnahmen gibt es dort nicht und auch vor Körperverletzung schrecken die meisten zurück, weil es ortsansässige Kleingangster sind und die kriegen dann starken Ärger mit der Polizei.
Aber ganz ehrlich, in Barcelona ist die Kriminalitätsrate gefühlt sehr viel höher als in Mittelamerika. Fast jeder von denen, die ich kenne, die in Barcelona waren, wurde überfallen, ausgetrickst oder sonst irgendwas.
Ich will nicht bestreiten, dass auch etwas Glück dazu gehört, nicht mit Kriminalität in Kontakt zu kommen, aber ist das nicht überall so?
Also für mich persönlich hat sich die Reise sehr gelohnt. Für meine Freundin auch, auch wenn es körperlich sehr anstrengend war. Die Temperaturunterschiede waren groß, wenn es geregnet hat, dann war das monsunartig, ein paar Stunden später konnte extrem schwüle Hitze herrschen. Dafür ist die Landschaft einfach atemberaubend. Es ist wie ein kleines Paradies, was man da bereist. Unsere Reise endete mit ein paar Tagen Entspannung auf Bay Island. Boah. Die Bilder brennen sich ein Leben lang ins Gedächtnis ein und wenn es in Deutschland mal regnet und stürmt und alles blöd läuft, dann zieht man sich in seine Erinnerung an Mittelamerika zurück und man betrachtet alles in einem anderen Licht. Schon alleine dafür lohnt sich das Ganze.
@Henningway: Ja, ich könnte tagelang diese Videos anschauen. Kennst du den User suredT? Der ist Captain einer 747 und nimmt viele seiner Flüge auf.
Hier mal die Landung einer 747 auf St. Maarten auf den hölländischen Antillen (kennst du bestimmt, wenn du Paro kennst.
http://www.youtube.com/watch?v=ksmDuXO_k6EDer stellt alle möglichen Take-Offs und Landings bei youtube rein. Kannst dich ja mal durchklicken, wenn du ihn noch nicht kennst. Wenns nicht am Geld scheitern würde, hätte ich schon längst einen Flug nach St. Maarten gebucht. Das ist sowas wie mein persönliches Mekka, irgendwann muss man das mal gesehen haben. Nach Innsbruck bin ich ein paar Mal geflogen, das war auch schon ein großer Spaß.
Ansonsten ist natürlich noch Saba legendär. Mit 1150ft, die wohl kürzeste Landebahn der Welt. Da können dann auch nur noch Twin Otters landen.
http://www.youtube.com/watch?v=kIuS4qx9WE4Und weil man vielleicht auch andere vom Fliegen begeistern kann, hier nochmal die Paro-Landung mit einem A319:
http://www.youtube.com/watch?v=nlKApjc9T2UJetzt hat mich das Fernweh wieder gepackt...