Der Thread ist uralt, aber trifft gerade meine Stimmung - zumindest der Titel.
Einige werden wissen, daß das letzte Jahr für meine Frau und mich nicht gerade schön war: Krankheiten, Jobwechsel, Mobbing am Arbeitsplatz, Unzufriedenheit, finanzielle Verluste und schließlich zwei Todesfälle mussten wir überstehen. Das neue Jahr sollte besser werden. Und das wurde es auch. Bis heute.
Ich musste heute erfahren, daß ein Freund von mir Mitte April an Krebs gestorben ist.
Das ekelhafte daran ist, daß er seit 2009 (schon wieder dieses Jahr...) an der Krankheit litt. Ich konnte ihn dabei begleiten, und immer war er zuversichtlich, immer guten Mjutes und tatsächlich sah der jeweils nächste Schritt immer sehr positiv aus. Die Diagnose, die Therapie: gut gelaufen, keine Rückstände. Dann doch ein kleiner Fund, aber der wurde gut therapiert. Dann wurde es wieder schlimmer, aber wieder heilte es gut ab. Schließlich rief ich ihn, Monate später, an und fragte nach seinem Befinden, da ich mir plötzlich, wie aus heiterem Himmel, Sorgen machte. Sein Sprechzentrum war zu diesem Zeitpunkt durch eine Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogen worden, aber wieder: Henning, keine Sorgen, ich komme zur Frühreha, weil alles so gut verheilt.
Das war am 18. März.
Ich nahm mir vor, ihn dort zu besuchen, ihn regelmäßig anzurufen. Aber Ihr wisst, wie es kommt: man arbeitet, ein Umzug steht ins Haus, und so schiebt sich der telefonanruf und der Besuch erst recht immer weiter nach hinten. Aber warum auch Eile, schließlich sieht der Heilungsverlauf laut letztem Telefonat doch gut aus?!
Heute schließlich rief ich in der Rehaklinik an. Da man ihn dort nicht kannte, rief ich in seinem alten Krankenhaus an - und erfuhr die Nachricht. Er ist bereits am 15.4. verstorben, also keine drei Wochen, nachdem die Frühreha beginnen sollte.
Ich bin niemand, der öffentlich trauert. Ich weine nicht und will auch niemanden mit meiner Geschichte belasten. Aber zwei Dinge treiben mich:
Ich weiß einfach nicht wohin mit meinem Redebedarf. Ihr seid immer gute Zuhörer und -leser und ich weiß, daß Ihr im Augenblick des Lesens die richtigen, weil gute Gedanken habt. Daraus will ich Kraft ziehen und danke Euch schon jetzt dafür.
Darüber hinaus möchte ich, daß Ihr hiermit einen Anlass findet. Schiebt nichts auf, was nicht warten sollte. Wenn Ihr um Entschuldigung bitten wollt, dann tut es jetzt, wenn Ihr Eure Liebe gestehen wollt, dann tut es jetzt, und wenn Ihr einen alten Freund kontaktieren wollt, dann macht es sofort.
Entschuldigt die Pathetik, aber ich wünschte mir nichts mehr im Augenblick, als ihn jetzt anrufen zu können, um ihm eine gute Reise zu wünschen!
Das Jahr 2010 wird ein gutes Jahr, ich bin nachwievor sicher. Aber jetzt gerade ist es das nicht.
Danke Euch für's Lesen.