Problem dabei ist ja, dass wir uns berufen fühlen anderen Nationen unsere westliche Demokratie beizubringen. Weil es das beste für uns ist, weil wir glauben, dass es das beste für die ganze Welt ist. Politskandale, Korruptionsaffären, Zocker im Bankensystem, man könnte diese Liste der Verfehlungen beliebig fortsetzen... werfen nur ein schlechtes Licht auf unser "Exportgut" Demokratie. Das Italien unter MP Berlusconi ist das schlimmste Beispiel für einen funktionierenden Rechtsstaat. Und mit diesem System wollen wir Menschen in Afghanistan überzeugen? Wo es keinerlei wirtschaftliche Perspektiven gibt - außer dem Opiumanbau selbstverständlich. Wo es keine Infrastruktur gibt?
Dort wird ein politisches System benötigt, dass diese Infrastrukturen aufbauen kann. Dass man dabei versucht, gottesstaatähnliche Züge zu vermeiden, das finde ich in Ordnung. Aber wenn es dabei nicht immer demokratisch zugeht, was solls?
Gib einem Land eine entsprechende Infrastruktur, gib diesem Land entsprechende Möglichkeiten/Einrichtungen zur Bildung und Ausbildung, dann wird es anfangs rabiat zugehen. Da wird es Tote geben, da werden Rechnungen beglichen, da werden Clans erheblich profitieren (tun sie ja jetzt schon). Aber am Ende steht dann ein Staat, der handlungsfähig ist. Es gibt Straßen, Schulen und Unis. Der freie Zugang zu diesen Einrichtungen ist das einzige, was man dann noch bewahren müsste.
Das Taliban-Regime wurde unter einem Vorwand gestürzt, dabei wurden auch etliche Strukturen zerstört. Nun muss man eben dafür sorgen, dass eine Zentralgewalt aufgebaut wird. Dann klappt das auch. Dumm nur, dass das nicht in 5 Jahren gegessen ist, sondern eben wenigstens 20 Jahre und länger braucht.