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Autor Thema: Afghanistan Einsatz/Krieg  (Gelesen 4243 mal)

DocSnyder

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #20 am: 17.April 2010, 23:29:11 »

Das KSK ist schon seit dem Jugoslawien-Krieg überall mit dabei, wo die NATO kämpft. Aber das ist von daher egal, da man über deren Tote oder Verwundete nichts mitbekommt und sich daher auch niemand dafür interessiert.

Die "normalen" Einheiten da unten führen eine Friedensmission durch. Die Gefechte, durch die es zuletzt leider auch Opfer zu beklagen gibt, gingen aus normaler Patrouillentätigkeit ("polizeiliche Aufgaben") bzw. dem Räumen von Minen hervor. Dass es hier aus taktischen Gründen auch zu Gegenstößen kommt, ist doch logisch...daraus einen Kriegseinsatz zu machen, ist ähnlich Wortglauberei wie aus jedem Familiendrama mit zwei Toten einen Amoklauf zu machen. Klingt reißerisch, ist inhaltlich aber falsch.

Da unten herrschen kriegsähnliche Zustände, ja, aber die Bundeswehr steht hierbei in der Verteidigung...und ist vor allem nicht deswegen da unten. Ginge es nach den Einsatzstäben, würden alle Soldaten "Brunnen bauen", meinetwegen auch ohne Helm...aber so ein paar verblendete Pappnasen verhindern das halt.
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Snickers12312892

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #21 am: 18.April 2010, 14:56:43 »

Zitat
Dass es hier aus taktischen Gründen auch zu Gegenstößen kommt, ist doch logisch...daraus einen Kriegseinsatz zu machen, ist ähnlich Wortglauberei wie aus jedem Familiendrama mit zwei Toten einen Amoklauf zu machen. Klingt reißerisch, ist inhaltlich aber falsch.

Da unten herrschen kriegsähnliche Zustände, ja, aber die Bundeswehr steht hierbei in der Verteidigung...und ist vor allem nicht deswegen da unten. Ginge es nach den Einsatzstäben, würden alle Soldaten "Brunnen bauen", meinetwegen auch ohne Helm...aber so ein paar verblendete Pappnasen verhindern das halt.

Da unten wird halt ein bisschen rumgeballert, aber deswegen von Krieg zu sprechen...



Du sagst die Bundeswehr steht hierbei in der Verteidigung. In der Verteidigung von WAS? Von Freiheit? Von Menschenrechten? Die Verteidigung der Demokratie? Oder doch die Verteidigung von sich selbst? Als Mittel zum Zweck, eben weil man jetzt da ist und nichts anderes mehr tun kann? Aber wenn man den Auftrag nicht erfüllen kann, dort Brunnen und Schulen zu bauen, Einsatzkräfte auszubilden und einen guten Eindruck bei der Bevölkerung machen, sondern stattdessen permanent angegriffen wird, dann muss man diesen Einsatz für gescheitert erklären. Oder man ist wirklich bereit, alle Taliban durch Waffengewalt "zum Guten" zu bewegen. Die Frage ist doch, was ist das kleinere übel? Außerdem bin ich der Meinung, dass jede Gesellschaft ihre eigenen Helden hervorbringen muss, die für die Freiheit kämpfen und diese verteidigen.
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DocSnyder

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #22 am: 18.April 2010, 16:54:27 »

Der Auftrag wird doch erfüllt. Habe gute Kontakte zu Polizeibeamten, die dort unten ihre afghanischen Kollegen ausbilden. Es läuft doch alles, wie auch der Aufbau der Infrastruktur und so weiter. Der Kontakt mit der Bevölkerung ist super, einer kickt privat bei ner afghanischen Amateurmannschaft usw. Das Ganze ist auf dem richtigen Weg...und jetzt alles aufgeben, weil es ein paar Turbanträger gibt, die wieder in die Steinzeit zurück wollen? Bis Afghanistan, seine Regierung, Armee, Polizei stabil genug sind, um das alleine hinzukriegen, wird halt noch seine Zeit vergehen. Bau mal von heute auf morgen einen funktionierenden Staat unter den Rahmenbedingungen auf.
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Snickers12312892

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #23 am: 18.April 2010, 19:22:47 »

Ich habe auch schon mit zweien gesprochen. Einer war ein halbes Jahr als Hubschraubermechaniker in der Basis und hat sich von dem Geld ein neues Auto gekauft. Der andere geriet in einen Hinterhalt und ist "zum Glück nur" mit einer posttraumatischen Belastungsstörung wiedergekommen.


Zitat
Bis Afghanistan, seine Regierung, Armee, Polizei stabil genug sind, um das alleine hinzukriegen, wird halt noch seine Zeit vergehen. Bau mal von heute auf morgen einen funktionierenden Staat unter den Rahmenbedingungen auf.

Genau, lass unsere Soldaten um die Welt reisen und sie bringen jedem Land Wohlstand, Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und alles andere, was zu einem funktionierenden Staat gehört. Oder wird es doch nur eine Minimallösung und dann schnell raus?
Und ich finde dafür ist der Preis schon recht hoch...
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Octavianus

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #24 am: 18.April 2010, 23:53:01 »

Problem dabei ist ja, dass wir uns berufen fühlen anderen Nationen unsere westliche Demokratie beizubringen. Weil es das beste für uns ist, weil wir glauben, dass es das beste für die ganze Welt ist. Politskandale, Korruptionsaffären, Zocker im Bankensystem, man könnte diese Liste der Verfehlungen beliebig fortsetzen... werfen nur ein schlechtes Licht auf unser "Exportgut" Demokratie. Das Italien unter MP Berlusconi ist das schlimmste Beispiel für einen funktionierenden Rechtsstaat. Und mit diesem System wollen wir Menschen in Afghanistan überzeugen? Wo es keinerlei wirtschaftliche Perspektiven gibt - außer dem Opiumanbau selbstverständlich. Wo es keine Infrastruktur gibt?

Dort wird ein politisches System benötigt, dass diese Infrastrukturen aufbauen kann. Dass man dabei versucht, gottesstaatähnliche Züge zu vermeiden, das finde ich in Ordnung. Aber wenn es dabei nicht immer demokratisch zugeht, was solls?

Gib einem Land eine entsprechende Infrastruktur, gib diesem Land entsprechende Möglichkeiten/Einrichtungen zur Bildung und Ausbildung, dann wird es anfangs rabiat zugehen. Da wird es Tote geben, da werden Rechnungen beglichen, da werden Clans erheblich profitieren (tun sie ja jetzt schon). Aber am Ende steht dann ein Staat, der handlungsfähig ist. Es gibt Straßen, Schulen und Unis. Der freie Zugang zu diesen Einrichtungen ist das einzige, was man dann noch bewahren müsste.

Das Taliban-Regime wurde unter einem Vorwand gestürzt, dabei wurden auch etliche Strukturen zerstört. Nun muss man eben dafür sorgen, dass eine Zentralgewalt aufgebaut wird. Dann klappt das auch. Dumm nur, dass das nicht in 5 Jahren gegessen ist, sondern eben wenigstens 20 Jahre und länger braucht.
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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #25 am: 19.April 2010, 10:54:51 »

Zitat
Dass es hier aus taktischen Gründen auch zu Gegenstößen kommt, ist doch logisch...daraus einen Kriegseinsatz zu machen, ist ähnlich Wortglauberei wie aus jedem Familiendrama mit zwei Toten einen Amoklauf zu machen. Klingt reißerisch, ist inhaltlich aber falsch.

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Da unten wird halt ein bisschen rumgeballert, aber deswegen von Krieg zu sprechen...


Möchte dich darauf hinweisen, dass wir hier von Realife sprechen und nicht von Cs oder sonstigen spielen. Ein bisschen rumgeballert... Ich wünsche es ja keinem, aber vllt. würde es mal nicht schaden, eine weile in Afghanistan stationiert zu werden, vllt. sprichst du dann nicht mehr so. Die Taliban sind einer der schlimmsten Gegner die man haben kann. Sie fürchten den Tot nicht, sie freuen sich ja fast drauf (die ganz harten fälle.). Gegen so einen Gegner kann man nur verlieren.
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Snickers12312892

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #26 am: 19.April 2010, 13:16:48 »

Ich wollte nur deinen Satz zusammenfassen... mit den taktischen Gründen und so...

Du solltest vielleicht mal ein Familiendrama mitbekommen, dann würdest du nicht so darüber sprechen und es mit einem Amoklauf relativieren...

Die Taliban sind die schlimmsten Gegner die man haben kann? Wieso? Sagt wer? Ist nicht jeder Gegner der schlimmste? Oder gibts Gegner die nicht so schlimm sind? Franzosen? Polen?
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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #27 am: 19.April 2010, 13:19:23 »


Die Taliban sind die schlimmsten Gegner die man haben kann? Wieso? Sagt wer? Ist nicht jeder Gegner der schlimmste? Oder gibts Gegner die nicht so schlimm sind? Franzosen? Polen?

Nicht die Taliban, sondern Gegner die ohne Rücksicht auf Verluste kämpfen. Denen das leben nicht so viel Wert ist, sondern der Tot sie "zum Helden macht".

Un das sind zb. Taliban.
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Octavianus

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #28 am: 19.April 2010, 13:21:33 »

Hier geht es wahrscheinlich mehr um die Art von Gegner. In Afghanistan kämpfen nicht Armeen gegeneinander. Das ist Partisanenkampf und keine Armee liebt diese Art Gegner. Schon gar nicht, wenn diese auch Selbstmordattentäter für ihre Zwecke einsetzen.
Aber jeder Selbstmordattentäter ist für einen Soldaten der pure Horror. Das muss kein Taliban (auch nur ein Name für eine Gruppierung; in Afghanistan gibt es noch mehr Feinde) sein, das kann auch einer von der Hisbollah oder jemand von der Hamas sein. Der Effekt ist der gleiche.
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DocSnyder

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Re: Afghanistan Einsatz/Krieg
« Antwort #29 am: 19.April 2010, 14:41:13 »

Du solltest vielleicht mal ein Familiendrama mitbekommen, dann würdest du nicht so darüber sprechen und es mit einem Amoklauf relativieren...

Danke, habe ich schon. Ein Amoklauf ist einfach etwas anderes, such dir die Definition dafür bitte einfach mal selbst heraus. Jeder frustrierte Beschäftigte, der zielgerichtet seinen Chef niedermetzelt, jeder gestörte Rentner, der Anwälte tötet die er für etwas Persönliches verantwortlich macht, wird in den Medien als Amokläufer verkauft. Das ist Mord oder Totschlag, ja, aber kein Amok. Letzteres verkauft sich in der heutigen Medienlandschaft halt besser, Mord gegenüber ist man doch schon viel zu abgestumpft, damit macht man keine Umsätze mehr.

P.S.: ich weiß nicht, wie man etwas mit "Amoklauf" relativieren kann, dem m.E. schlimmsten Szenario...
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