Nette Analyse, fast so ein bisschen die Rechtfertigung dafür, dass man den Fussball Manager in der hiesigen Presse flächendeckend als Standardwerk seines Genres abfeiert, während der FIFA Manager in Englands Presse hinter CM und FM lediglich die zweite Geige spielt, oft mit einigem Abstand. Ist natürlich nicht bloß in England so, sondern sonst europaweit, aber Schwamm drüber. Und sowieso nur Spaß.
Ist ja was dran - abseits von gefühlter Programmqualität kommen beide Serien aus recht unterschiedlichen Ecken. Bei Software 2000, Ascon/Ascaron und wie sie alle heißen war man seit jeher Fanshop-Verkäufer, Stadion-Manager, Vereins-Patriarch, Uli Hoeneß und Trainer in Personalunion, während man in englischen Programmen (meist) eine Rolle übernimmt: die des Teammangers, die ungleich dem deutschen Fußballtrainer ist.
Was vergessen wurde: Wir reden hier über Serien, die sich über Jahre in den jeweiligen Ländern etabliert haben. Der Name Sports Interactive ist in England genauso ein Markenzeichen wie Gerald Köhler in Deutschland. Auch wenn Produktqualität auch nur ein Faktor von sehr vielen ist, sollte trotzdem nicht vergessen werden: In Zeiten, in denen eine PC Action einem Fussball Manager Werbe-Wertungen größergleich Half Life 2 gab, galt der Total Club Manager, wie das Spiel international damals hieß, schon mal als eines der schlechtesten Spiele seines Genres. Schauen wir mal zurück: Teams spielten damals immer ein 4-4-2, ganz egal, wie man auf dem Taktischboard rumschob, und wer bei Bayern München ein Mittelfeld mit Figo, Zidane, Effenberg haben wollte, der schaffte das auch lockerst. So was bleibt haften, ganz gleich, wieviel weiter sich die Reihe seither entwickelt hat. Und auch heute sind die Spielmechaniken an sich längst nicht so rund, echt und spannend wie beim englischen "Pendant", sagt zumindest die Presse,
außer der in Deutschland. Und diese Schlüsselmechaniken sind in beiden Reihen weitestgehend die gleichen, ob ich jetzt mit dem Präsident golfen und den Salzgehalt der Pommes micromanagen kann - oder eben nicht.
Fußballmanager leben ein Stück von ihrer Authentizität. Der ganze Reiz der Übung ist es, dem Spieler vorzugaukeln, dass er der Typ ist, der hier tatsächlich im wichtigsten Sessel seines Fußballvereins sitzt. Und das schaffen aktuell SI wohl am besten -
nicht ganz umsonst lizensieren Profi-Clubs die Datenbanken und
spielen Menschen das Spiel, die Videospiele sonst bloß irgendwo hinten in ihrem Brockhaus finden. Aktuell sind Bright Future mit ihren Programm bei uns vielleicht ohne direkte Konkurrenz. Aber Spiele werden nicht bloß in Deutschland gemacht. Eine Lektion, die schon andere deutsche Softwarehäuser lernen mussten.