So hardcore, dass man vor jedem Spiel gezwungen ist, alles umzustellen, ist das Spiel jetzt auch nicht. Gerade in unteren Ligen kann man nach meiner Erfahrung schon mit einem guten Kader Aufstiege feiern, selbst wenn man von Tuten und Blasen kaum eine Ahnung hat - und dann einfach die Griffel von den erweiterten Einstellungen lässt. Wer da ohne Ahnung rumfummelt, riskiert nämlich Dinge einzustellen, die sich widersprechen. Zumindest war all das im FM08 so.
Grob ist es so, dass Auswärtsspiele immer schwieriger sind als Heimspiele. Wenn man also nicht das klar stärkere Team ist, sollte man sich darauf einstellen, dass man das Spiel nicht so wird kontrollieren können, wie das vielleicht zu Hause der Fall ist. Auswärts wird zudem kaum ein Heimteam sich zurückziehen und auf Konter spielen, es sei denn, es ist klar unterlegen. Hängt auch von den Vorlieben des gegnerischen Managers ab, auch die sind im Football Manager definiert.
Naja, und ansonsten ist Taktik eben nicht einfach Formation und Grundausrichtung, sondern Reaktion, Lesen und Entscheidungen treffen. Nimmt einem ein Tactics Creator der Welt ab, der lediglich ein paar Konzepte zur Auswahl voreingestellt hat. Die Wahl überlässt er dir, von einer wirklichen Vereinfachung des Spiels kann man also nur sehr eingeschränkt sprechen. Einfaches Beipiel: In der 85. Minute führst du mit Bayern zu Hause Van Gaal vor, es steht gegen Bordeaux 1:0 für dich. Bordeaux wirft aber jetzt noch mal alles nach vorne. Wie reagierst du? Ball halten, die Uhr runterticken lassen? Dich auf den Schlagabtausch einlassen? Oder dich hinten reinstellen und versuchen durch Konterspiel die Löcher auszunutzen, die sich ergeben? Nichts davon ist die "richtige" Lösung. Gerade eine Weltklasse-Offensive kommt vielleicht einmal trotz deiner Abwehrbemühungen noch zum Ausgleich, mal wird sie ausgekontert und du machst das 2:0. Taktik ist Geschick, Lesen des Spiels, Einschätzung der Spielsituation, Vorausahnung und natürlich auch ein bisschen Glück.
Den kompletten Kader und das komplette System muss da niemand vor jedem Spiel neu analysieren und umkrempeln. Natürlich hat jeder, der sich vor jedem Spiel intensiv mit seinem Gegner auseinandersetzt, die Chance, ein paar Schwachstellen beim Gegner zu erkennen, und die auszunutzen. Etwa eine Innenverteidung Format Mertesacker, so unbeweglich, dass es sich vielleicht lohnen könnte, den Speedy Gonzales von der Ersatzbank mal von Anfang an zu bringen... Ach ja, und Moral und Fitness sind natürlich auch Grundvorraussetzung für Top-Leistung, aber das sind ja eh die Grundlagen.