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Unglaublich, wie viel Hektik sich in drei Tage packen lässt. Zwischen Faxanfragen, E-Mails und Telefonaten, die das Ziel haben, irgendwo einen Leihkeeper loszueisen oder aber einen der mittlerweile doch recht vielen vertragslosen Keeper zu einem Wechsel nach Darlington zu bewegen ( für kleinstes Geld, versteht sich), zwischen der Vorstellung beim Aufsichtsrat und dem ersten Training mit der Mannschaft, irgendwo dazwischen musste ich mir noch Platz freischaufeln, um mich von meiner Burscough- Mannschaft persönlich zu verabschieden. Am Dienstagnachmittag, dem Tag vor dem Spiel gegen Mansfield ( für Burscough der Tag vor dem Heimspiel gegen Chelmsford), erscheine ich nach Absprache mit meinem Nachfolger Stuart Teale in der Kabine, um vor Trainingsbeginn, noch ein paar Worte an die Mannschaft zu richten. Wenn man einen Kader zusammenstellt, mit dem irgendwie der Klassenerhalt in der Blue Square North geschafft werden soll, wenn diese völlig neu zusammen gewürfelte Truppe dann plötzlich den Aufstieg in die Blue Square Premier schafft, dann ist es klar, das einen mit diesen Spielern mehr verbindet, als der bloße sportliche Erfolg. „Ich habe hier fantastische Jahre verbringen dürfen, mit Spielern die eine Einstellung an den Tag gelegt haben, wie man sie sich im Profigeschäft häufig nur wünschen kann. Die Zeit mit euch hier im Victoria Park, ich werde sie nie vergessen.Dafür möchte ich mich bei euch bedanken !“ Kitschige Worte, natürlich, aber gleichzeitig auch wahre Worte. Das abschließende Händeschütteln , es fällt mal kräftig ( bei Stammspielern wie Moses Ashikodi, Matty Parry) mal fahrig aus, denn Spieler wie Shane O´Connor, Kyle Wilson und Joe Holt hoffen natürlich darauf, das sie unter dem neuen Manager in der Hackordnung aufsteigen und vor allem viel häufiger spielen. Nun, als Manager wird man nie von allen Spielern im Kader gleich gemocht, wie soll das auch gehen.
Ich wünsche meinem Nachfolger Stuart Teale, zuletzt Player/Manager beim Chorley FC, viel Glück, werde vom Vorsitzenden des Burscough FC Supporters Club zum Heimspiel gegen Kidderminster eingeladen, um dort in der Halbzeitpause im Mittelkreis einen Blumenstrauß entgegenzunehmen, Tja, und das wars dann, nach 97 Spielen,46 Siegen, 19 Remis und 32 Niederlagen ist meine Zeit beim Burscough FC offiziell zu ende. Moses Ashikodi und Fabian Batchelor werfen mir einen Blick hinterher, der wohl sagen soll:“Nimm mich mit“ oder „Hol mich Im Sommer nach Darlington“, ich konnte es in der Eile nicht genau entziffern.
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„Los Frank, äh, Fritz….Heinz, noch 20 Minuten!“
„Ich heiße Franz“, sagt Franz Burgmeier nimmt einen neben mir liegenden Ball auf um in per Einwurf wieder ins Spiel zu bringen. Diese verdammten Vornamen, meine verdammte undeutliche Handschrift. Wie um alles in der Welt, soll ich mir in der Kürze der Zeit so viele neue Namen merken, und das Schlimme ist, wenn man im falschen Moment einen falschen Vornamen durchs Stadion bellt, hallt es noch gefühlte fünf Minuten nach, denn, viel ist in der The Northern Echo Darlington Arena nun wirklich nicht los.
Keine 4000 Zuschauer gekommen um sich Mansfield Town und natürlich auch den ersten Auftritt des neuen Darlington Managers Adam N. Pillock nicht entgehen zu lassen. Insgesamt ein relativ unwirtlicher Kick im Nieselregen , immerhin aber führen wir mit 2:0, während ich gerade den jungen Nachwuchsstürmer Curtis Main für Pawel Abbott aufs Feld schicke. Eckball für Mansfield Town, Ian Miller köpft den Ball raus, genau auf den Schlappen David Mayo, unser Torwart Lars Stubhaug, ausgeliehen von Everton, fliegt eindrucksvoll, aber leider vergeblich, der Ball schlägt zum Anschlusstreffer im linken Winkel ein. „Super Idee, jetzt einen unerfahrenen Spiele zu bringen, was haben wir uns denn da für einen Idioten geangelt“, höre ich einen einsamen Rufer auf der Tribüne hinter mir und eben, diese einsamen Rufe, die tun in dieser geisterhaft leeren Arena richtig weh, das Echo läuft einmal durchs Stadionrund bevor es endlich verschwindet. Clayton Fortune drischt einen Ball nach vorne, über die Köpfe der Mansfield –Abwehr hinweg, Curtis Main, frei vor dem Tor, trocken ins Eck. Der erste Dreier ist im Sack, das Debut zumindest ergebnismäßig gelungen.
Ich hatte mich bei der Aufstellung vor dem Spiel natürlich umfassend von meinem Assistenten David Gray beraten lassen, alles andere wäre Schwachsinn gewesen, schließlich kennt er die Spieler länger und wesentlich besser als ich.
Und außerdem kann ich David Gray damit auch signalisieren, ich bin Teamarbeiter, bin an einer guten Zusammenarbeit interessiert, brauche einen Assistenten nicht nur zum Hütchen aufstellen und verteilen der Trainingsleibchen.
Diese Darlo-Elf hatte den Sieg eingefahren: Stubhaug – Valentine,Fortune,Miller,Austin – Burgmeier,Johnson,Kennedy (46.Jones),Purdie (22.Taggart) – Abbott (70.Main), Gunn.
Eine Woche später die erste Nagelprobe, der Auftritt bei Tabellenführer Bournemouth, mit dabei mittlerweile auch Michael Jensen, ein 19jähriger vertragsloser Keeper, der zuvor bei Everton in der Jugend und Reserve aktiv war, dadurch seinen Rivalen Lars Stubhaug gut kennt.
Breiteste Brust bei den Gastgebern nach fünf Siegen in Folge, meine neue Mannschaft aber mit guten Kontern aus einer sicheren Defensive und dem Tor des Tages durch Pawel Abbott. Und es ist ein typisches Abbott –Tor das den Sieg bringt. Er lässt sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen, man sieht in oft minutenlang praktisch gar nicht, während er maximal semi-interessiert irgendwo au dem Platz herumsteht, dann aber Gary Jones steil auf Gunn, der im Sechzehner quer vors Tor, GutenTag meinNameistPawel drückt Abbott den Ball lässig aus vier Metern über die Linie. Wie hieß er noch mal der deutsche Bomber, ach ja, Gerd Müller lässt grüßen.
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Das Eis ist gebrochen. Entspannt sitze ich mit einigen ausgewählten Mitgliedern des Darlo Supporters Club zusammen, Einladungen, die man gerne annimmt, besonders, wenn man einen Tag zuvor mit seiner Mannschaft beim Erzrivalen Hartlepool mit 4:1 gewonnen hat. Der Gedanke, das die Darlo-Fans nicht allzu beigeistert sind, das sein ehemaliger Hartlepool-Spieler nun Manager ihres Clubs ist, war mir in der Hektik gar nicht gekommen, aber, so lang und vor allem so oft hatte ich für Hartlepool nun auch nicht gespielt, das man mich nun unbedingt über Gebühr mit Hartlepool in Verbindung bringen musste.
Aber es ist schon interessant zu sehen, wie Erfolge die Akklimatisierung bei einem neuen Club doch deutlich erleichtern. War noch in den ersten Spielern jede meiner Einwechslungen mit hämischen Kommentaren begleitet worden, war schon gegen Yeovil in einem ansonsten sehr stotterigen Heimspiel ein Raunen zu hören gewesen, als Craig Lindfield, ein 21jähriger vertragsloser Stürmer (der früher in Liverpool ca. die Nummer 55 war und in drei Jahren noch nicht einmal in die Nähe eines Einsatzes für die Reds gekommen war, für Accrington Stanley aber im letzten Jahr als Leihspieler 16mal eingenetzt hatte) 18 Minuten nach seiner Einwechslung die erste wirkliche Torchance auch direkt nutzte ( und mit dem Schlusspfiff auch noch das 2:0 folgen ließ). Dabei war er doch nur verpflichtet worden, weil sich Craig Gunn beim Spiel in Bournemouth schwer verletzt hatte.
Und gestern im Victoria Ground von Hartlepool, da hieß es plötzlich „genau der richtige Spieler, den hätte ich auch eingewechselt, macht alles richtig, dieser Pillock!“, als ich Jonathan Franks einwechsle, ausgeliehen von Middlesbrough bis zum End der Saison, ein 19jähriger offensiver Flitzer, der sogar schon dreimal in der Premier Legaue aufgelaufen war. Und wenn es einmal gut läuft, natürlich, letzte Minute Hartlepools Keeper Lee-Barrett schießt einen eigenen Abwehrspieler an, Jonathan Franks läuft mit dem Ball ins Tor und genießt ein Jubelbad in der Menge, denn hinter dem Tor , da stehen die jubelnden Darlo-Fans und freuen sich über den höchsten Sieg beim Erzrivalen seit ewigen Zeiten.
4 Siege in 4 Spielen , als Tabellenzweiter 6 Spiele vor Schluß 5 Punkte Vorsprung vor Platz 4, einen besseren Start hätte ich mir nun wirklich nicht wünschen können.
Und auch die Fans haben mich nun in ihr Herz geschlossen, wo es zunächst noch hieß, „warum zieht der einen Anzug an, der arrogante Sack“, heißt es nun, „toll, wie unser Manager durch seinen chicen Anzug seinen großen Respekt vor unserem Club zeigt…….“
h-Mansfield Town 3-1 (Gunn,Fortune,Main) 3,910
a-AFC Bournemouth 1-0 (Abbott)
h-Yeovil Town 2-0 (Lindfield) 4,558
a-Hartlepool Utd 4-1 (Abbott,Miller,Johnson,Franks)
Tabelle League Two, 40.Spieltag
1.Bournemouth 74
2.Darlington 74 62 : 42 20 / 14 / 6
3.Gillingham 69
4.Grimsby 69
5.Notts 69
6.Rotherham 67
7.Stockport 67
8.Rochdale 62
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23.Morecambe 37
24.Burton Albion 34