Hallo,
schon seit längerer Zeit frage ich mich, was einen Fussballer heutzutage eigentlich auszeichnet bzw. auszeichnen soll. Natürlich, Fussballspielen sollte er können, dazu noch taktisch gut geschult sein, medientechnisch versiert, vermarktungsfähig und bei allem möglichst noch bodenständig und natürlich.
Trotz der grossen Fussballlandschaft gibt es jetzt natürlich unendlich viele Spieler, die.... einem wie dem anderen gleichen wie ein Ei. Besonders auffällig bei der Nationalmannschaft, um mal direkt beim krassesten Beispiel zu bleiben. Ich erinnere mich an ein Interview mit Tim Wiese nach einem Spiel. Der Junge war sehr kurz angebunden und antwortete auf fast jede Frage mit : ´...Ich freue mich aber alles andere weiss ich nicht , da müssen sie den Trainer fragen...´. Philipp Lahm redet zum Beispiel in der Öffentlichkeit immer gern davon Verantwortung übernehmen zu wollen, sowohl im Verein als auch im DFB Team. Das einzige wo der Junge mir in letzter Zeit aufgefallen ist, war beim DSF, als da so eine Kaffee oder Espresso Maschine verlost wurde 'Philipp Lahm Edition'. Capitano Michael Ballack wird jetzt seit nunmehr über 8 Jahren als die grosse deutsche Fussballhoffnung und uneingeschränkter Führungspersönlichkeit und Leader ( Typ ?) angepriesen und..... von Teilzeit Bayern Profi Podolski in einem Länderspiel abgewatscht.
Auch über die Spielerinterviews nach den Spielen könnte man Kompendien herausgeben, vielleicht mit dem Titel ' Spielerstellungnahmen leicht gemacht ' oder ' Spielerinterviews - eine Einführung '
Oft taucht in diesem Zusammenhang auch der Begriff 'Typen' auf. Was ist denn nun ein Typ ? Das Duden Fremdwörterbuch versteht darunter :
'...Schlag, Menschentyp, Gattung...' Jetzt wird dieser Terminus, vielleicht auch aus Ermangelung, gern in der Bundesliga verwendet. Da wird beispielsweise ein mal gern um sich tretender, grabschend, klammernder Mike Franz als 'Typ' eingestuft ', der, bei näherer Betrachtung, allerdings eher auf dem Platz einen Hang zum Borderline Syndrom zu haben scheint und auch sonst nicht grossartig auffällt. Auch im Fussballblätterwald gehört der langläufige Begriff ' Wir brauchen echte Typen ' mittlerweile zum Stamminventar, wenn es mal wieder nur darum geht, eine kriselnde Mannschaft bei der Ehre zu packen.....
Nun so frage ich, wo sind sie denn heute noch die 'echten Typen' ? Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen. Ich rede jetzt hier nicht von durchgeknallten Frisuren, brutalen Fouls, schönen Tattoos oder ähnlichem..... Ich stelle mir eher ein rundes Gesamtbild vor, so wie das folgende, um vielleicht mal ein Beispiel zu geben. ...
Achso, ich habe folgendes Beispiel nicht aus Sympathie oder ähnlichem gewählt, sondern bin in der Beurteilung völlig wertfrei. Das soll lediglich das Porträt eines nicht alltäglichen Fussballspielers sein.
Oleguer Presas
Oleguer, diplomierter Ökonom( früher CF Barcelona heute Ajax ), spielt für die katalanische Fußballauswahl, die von FIFA und UEFA allerdings nicht offiziell als Nationalmannschaft anerkannt ist und somit an keinem internationalem Turnier teilnehmen darf. Er ist Unterstützer des katalanischen Separatismus, Unterstützer der Hausbesetzer Szene, schreibt Bücher mit sozialistischem Inhalt und tritt auf ebensolchen Kundegebungen auf. Durch sein offenes politisches Engagement ging ihm ein Sponsorvertrag mit Kelme verloren, da er für einen wegen 25 fachen Mordes Verurteilten Eta Terroristen die Freilassung wegen schlechter Gesundheit gefordert hatte. Ausserdem war er auch schon öfters im Zusammnehnag wegen der Räumung illegaler Jugendkneipen bzw. Häuser mit Angriffen auf Polizisten involviert und gerichtlich angeklagt. Eines seiner Bücher, Cami d'taca, befasst sich beispielsweise mit Anorexia nervosa, einer psychischen krankheit in seiner Kindheit, dem Kampf gegen den faschismus als auch die Spanische Beteiligung an beiden Golfkriegen.
In einem Zeitungsartikel für die baskische Zeitung Berria stellte er zum Beispiel die Gültigkeit und Unabhängigkeit der spanischen Justiz in Frage, am Beispiel des ETA Terroristen Juana Chaos. Er bezeichnet sich selbst als Anarchist, in dem er Anarchie als Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit versteht gegen die er sich zur Wehr setzt. Er nahm einmal eine Einladung im Rahmen der Vorbereitung zur WM 2006 der spanischen Nationalmannschaft an, bestritt aber nie ein Spiel und zeigt auch öffentlich reges Desinteresse, indem er öffentlich erklärte viel lieber für Katalonien zu spielen.
Er gilt als katalanischer Intellektueller. Für einen Autonomen ist Oleguer erstaunlich nachdenklich. Für einen Fußballprofi sowieso. „Ich bin gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, aber ich habe keine feste Ideologie. Ich will noch mehr wissen, deshalb studiere ich weiter.“ Für den Herbst 2006 hatte sich Oleguer wieder an der Universität eingeschrieben. er will Philosophie und Geschichte studieren. Er möchte auch weiter schreiben.
Hier noch ein Link
http://www.11freunde.de/drucken/18829?PHPSESSID=e9103ce040b95a5b37eedd4d5a068a89Vielleicht kennt ja jemand von Euch noch andere Sachen von Fussballspielern , die nicht unbedingt fussballtypisch sind.